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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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ganz
Nürnberg. Also nur, falls es Sie interessieren sollte. Der Nordaufgang führt
zur Breslauer Straße, der im Süden zum Busbahnhof. Die beiden Jungen hier gehen
eindeutig zum Südausgang. Wenn Sie mich fragen, wollen die ins Frankenzentrum.«
    Hackenholt nickte. Langwasser
war eine Gegend, in der er sich noch immer viel zu wenig auskannte, doch er
wusste immerhin, dass das Einkaufszentrum heute Franken-Center hieß.
Frankenzentrum war eine schon seit mehreren Jahren überholte Bezeichnung.
Vielleicht mochte der VAG -Mitarbeiter
einfach keine Anglizismen. Leider war Hackenholts eigener Wissensfundus der
Gegend damit auch schon erschöpft. Er war sich nicht einmal sicher, ob es in
dem Center eine lückenlose Videoüberwachung gab.
    »Sie könnten aber auch in einen
der Busse umgestiegen sein«, gab Wünnenberg zu bedenken.
    Da es auch oberirdische Kameras
gab, konnten sie den Weg der Jugendlichen noch ein kleines Stück
weiterverfolgen. Der VAG -Mitarbeiter
hatte recht gehabt. Die beiden gingen tatsächlich direkt ins Einkaufszentrum.
    »Gut, dann müssen wir uns morgen
die Bänder der Überwachungskameras vom Franken-Center ansehen. Heute erreichen
wir dort jedenfalls niemanden mehr.«
    Als Hackenholt wieder im Auto
saß, blickte er auf die Uhr. Halb acht. Sein Magen signalisierte ihm
überdeutlich, wie lange er schon nichts mehr gegessen hatte. Außerdem hatte er
Sophie hoch und heilig versprochen, sie spätestens um neun auf der Insel Schütt
zu treffen, um sich gemeinsam zumindest das Abschlusskonzert des Bardentreffens
anzuhören, nachdem es für ihn auch dieses Jahr nicht zu mehr gereicht hatte.
    Er rief Sophie auf dem Handy an,
um ihr vorzuschlagen, vorher noch gemeinsam etwas zu essen. Als sie sich
endlich meldete, erging es ihm jedoch wie zuvor bei dem Gespräch mit Sara: Sophie konnte ihn nicht verstehen und er sie genauso wenig. Nach einigem
sinnlosen Gebrüll legte er auf und schrieb ihr eine SMS . Dumm, dass er nicht gleich daran gedacht hatte.
    »Musstest du den ganzen Tag
arbeiten?«, fragte Sophie ihn zur Begrüßung. Sie trafen sich, wie per SMS verabredet, vor dem Schuldturm.
    Hackenholts Blick genügte als
Antwort. Er legte den Arm um ihre Schulter. »Und wen hast du dir alles
angehört?«, fragte er, um sich vor weiteren inquisitorischen Fragen zu drücken.
    »Ich glaube, von den meisten
Gruppen habe ich die Namen schon wieder vergessen, aber die Stimmung bei den
Konzerten war einfach großartig. Die ganze Stadt ist auf den Beinen! Wollen wir
uns da vorn etwas zum Essen holen und uns dann noch ein bisschen auf eine Bank
setzen? Ich habe vom vielen Stehen schon ganz platte Füße.«
    Vom Schuldturm aus konnte man in
Richtung der Bühne sehen, auf der gerade noch die Gruppe vor Anne Clark
spielte. Der Weg dorthin war gepflastert mit Essensständen. Gleich neben ihnen
gab es eine gigantische Open-Air-Bar, die verschiedene Cocktails verkaufte,
dahinter reihte sich eine Bratwurstbude an die nächste. »Drei im Weggla« und
Steakbrötchen konnte man alle paar Meter erwerben, was Hackenholt auch tat.
Schließlich hatte er seit dem Frühstück nichts mehr in den Magen bekommen.
Darüber hinaus gab es einen Crêpes-Stand, einen Chinesen, und an einer Bude
wurde sogar indisches Essen verkauft – Sophie kam also auch auf ihre Kosten.
    Nachdem sie sich gestärkt und
etwas ausgeruht hatten, gingen sie frühzeitig zur Bühne vor. Unterwegs
entdeckte Hackenholt noch einen Stand, an dem verschiedene Bowlen ausgeschenkt
wurden. Sogar zwei alkoholfreie waren darunter. Sie fanden regen Zuspruch, und
nachdem er einen Becher gekauft und probiert hatte, wusste er auch warum. Sie schmeckte
erfrischend lecker. Nicht zu süß, nicht zu sauer, doch Sophie wollte trotzdem
keine. Ihr stand der Sinn eher danach, zur Bühne zu gehen und sich möglichst
weit nach vorn zu wühlen. Sie wollte Anne Clark nicht nur hören, sondern auch
sehen.
    Obwohl der Bühnenbereich auf der
Insel Schütt schon gerammelt voll war, schafften sie es, sich ziemlich weit
vorzudrängen. Plötzlich standen sie inmitten eines Pulks schwarz gekleideter
Menschen mit schwarz gefärbten Haaren und geschminkten Gesichtern.
    »Huch, guck mal«, sagte Sophie
fröhlich grinsend. »Mir scheint, da sind ein paar Grufties wieder aus ihren
Gräbern geklettert.«
    »Das sind Goths«, korrigierte
Hackenholt.
    »Nein, sind es nicht«, beharrte
Sophie stur. »Schau dir die Leute mal genauer an. Die sind mindestens so alt
wie wir, manche sogar ein bisschen älter.

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