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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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aufhielt. Einer der Polizisten hatte ihm ein Handy geliehen, damit er Balmes informieren konnte.
    »Bravo! Du hast nicht nur ausgeglichen, sondern in der Verlängerung das Siegestor geschossen. Gutes Spiel! Jetzt darfst du in die Kabine gehen und duschen.«
    Unter den wachsamen Augen einiger Kriminalbeamten wurde Émery notdürftig verarztet. Andere Polizisten sicherten das Gelände ab, um Journalisten und Neugierige fernzuhalten. Mistral stieg in den Krankenwagen. Der Notarzt war gerade mit der Behandlung von Émery fertig geworden, der ausgestreckt auf einer Trage lag. Seine Arme waren verbunden und sein Hals und die linke Wange dick verpflastert. Émery hatte zwar viele aber nicht sehr schwere Verletzungen davongetragen. Mit weit geöffneten Augen fixierte er gleichgültig einen Punkt irgendwo über seinem Kopf. Neugierig betrachtete Mistral das eingefallene, von vielen alten und sehr tiefen Narben zerschnittene Gesicht. Émerys rechter Arm war an eine Infusion angeschlossen. Mistral fragte, ob er mit dem Patienten sprechen dürfe. Der Arzt nickte.
    »Wie heißen Sie? Olivier Émery, Jean-Pierre Brial oder François Brial?«
    Er beobachtete Émery aufmerksam. Nach etwa zwanzig Sekunden wandte er den Kopf. Mistral blickte in glanzlose Augen ohne jeden Ausdruck. Das ist doch nicht möglich , dachte Mistral. Er schaut mich an, aber er sieht mich nicht. Man hat den Eindruck, dass er nur sein Inneres wahrnimmt . Allmählich jedoch wurde sein Blick klarer und kehrte in die Außenwelt zurück. Émery musterte Mistral und antwortete schleppend.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Wie heißen Sie?«
    »François Brial.«
    »Olivier Émery?«
    »Diese Identität habe ich mir vor zwanzig Jahren angeeignet. Ich besitze offizielle Papiere auf diesen Namen.«
    »In welcher Wohnung dieses Hochhauses wohnen Sie?«
    François Brials Augen verdunkelten sich.«
    »Appartement 118.«
    Sein Blick verlor sich erneut in seinem Innern. Er war wieder in seine Welt abgedriftet.
    Mistral und der Arzt stiegen aus dem Krankenwagen. Émery blieb unter der Aufsicht von Polizisten. Seine Arme und Beine hatte man mit Handschellen an die Trage gefesselt.
    »Ich habe ihm ein Beruhigungsmittel und ein starkes Schmerzmittel gespritzt. Er beklagt sich über heftige Kopfschmerzen als Folge von Faustschlägen, die ihm ein paar Herumtreiber versetzt haben sollen. Die Schnittverletzungen sind nicht weiter schlimm. Allerdings bin ich der Meinung, dass man ihn einer eingehenden psychiatrischen Untersuchung unterziehen sollte. Er hat sich während der Erstversorgung recht merkwürdig verhalten und sprach, als wäre er überhaupt nicht betroffen. Anstatt ›ich‹ sagte er immer ›wir‹ und schaute mich an, ohne mich zu sehen.«
    »Wann können wir ihn verhören?«
    »In ein paar Stunden. Er muss im Krankenhaus eigentlich nur noch geröntgt und eingehend untersucht werden.«
    Der Arzt musterte Mistral forschend.
    »Und wie geht es Ihnen? Sie machen mir den Eindruck, als wären Sie rein körperlich am Ende Ihrer Kräfte. Was hält Sie aufrecht? Etwa Amphetamine?«
    »Aber nein! Mir geht es wirklich gut.«
    Der Krankenwagen fuhr begleitet von einer Motorradeskorte mit Blaulicht ins Krankenhaus, wo Émery in einem speziellen Hochsicherheitstrakt stationär behandelt werden sollte. Drei Motorräder mit Journalisten folgten dem Tross.
    Im Notarztwagen der Feuerwehr wurde unterdessen Dalmates starke Blutung behandelt. Sein weißes Hemd war blutgetränkt.
    »Sie müssen zwei oder drei Tage im Krankenhaus bleiben, bis wir diesen Schmiss zusammengeflickt und Sie ordentlich untersucht haben. Eine Narbe werden Sie wohl behalten. Aber keine Sorge, die Frauen finden so etwas unwiderstehlich. Ein Mann, der sein Leben aufs Spiel setzt und triumphiert – die Damen werden Ihnen zu Füßen liegen!«
    Dalmate, dem man ebenfalls ein Beruhigungsmittel verabreicht hatte, antwortete nicht.
    Nachdem er stabilisiert worden war, versorgte der Arzt auch Mistrals Schnittwunde am Unterarm. Als der Kommissar hörte, wie der Mediziner mit Dalmate redete, hätte er am liebsten vor Erleichterung aufgelacht. Er war wie betrunken vor Müdigkeit, seine Ohren summten, und er träumte davon, sich irgendwo hinzusetzen, wo es ganz still war.
    2.30 Uhr. Calderone hielt sein Handy ans Ohr. Während er sprach, sah er Mistral an.
    »Das war die Einsatzleitung. Der Bereitschaftsdienst beschwert sich, dass sie Sie seit einer halben Stunde zu erreichen versuchen, aber immer nur die Mailbox

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