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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Fall bekommt, wird der Anwalt des Kerls natürlich sofort alle Hebel in Bewegung setzen, um ihn aus dem Gefängnis zu holen. Und das, obwohl alle überzeugt sind, dass sie den Richtigen geschnappt haben.«
    »Abgesehen davon, dass sie einen Gärtner brauchten – was hatten die drei Frauen gemeinsam?«
    »Alle drei waren achtunddreißig Jahre alt, ledig und hatten halblanges, dunkelbraunes Haar. Aber das ist auch schon alles. Sie hatten unterschiedliche Berufe, gingen nicht den gleichen Freizeitaktivitäten nach und kannten einander nicht. Die einzige Gemeinsamkeit ist der festgenommene Gärtner.«
    Damit beendete Ingrid ihren Bericht.
    »Auch zu unserem Mord gibt es einen Unterschied. Die Fesseln. Dort war es eine Kordel, bei uns ist es Industrieklebeband. Was die Zitate von Seneca angeht – hat man da recherchiert?«
    »Nein. Nachdem der Mörder relativ schnell festgenommen wurde, hat sich niemand mehr um die Entschlüsselung dieses Rätsels gekümmert. Sicher wird der Untersuchungsrichter die Frage ansprechen.«
    »Wie lauten die drei Sätze?«
    »Sie sind ziemlich mysteriös. ›Stähle deine Seele gegen alle Unglücksfälle, die auch den Herren dieser Welt zustoßen können‹ ... ›Höre gut zu: Vom Tag deiner Geburt an gehst du dem Tod entgegen‹ ... ›Der Mord in seiner ganzen Rohheit. Der Körper besitzt nichts, um sich zu bedecken; er ist ganz und gar den Schlägen ausgeliefert, und jeder einzelne trifft‹.«
    »Na toll! Aber da wir mit diesen Morden nichts zu tun haben, lassen wir Seneca fürs Erste beiseite.«
    Calderone hatte, wie er es immer tat, Ingrids Antworten mitgeschrieben.
    »Wenn da jemand rumläuft, dem es Vergnügen macht, Morde zu kopieren, kommt eine Menge Arbeit auf uns zu. Sollte das tatsächlich der Fall sein, müsste er am Freitag – also morgen – und am Sonntag wieder zuschlagen. Ein Rat unter Freunden: Nehmt euch für das Wochenende nichts vor.« Als Mistral das sagte, dachte er wehmütig an das Wochenende in Honfleur, auf das er wohl oder übel verzichten musste. »Wie heißt der Festgenommene eigentlich?«
    »Jean-Pierre Brial, ledig, achtunddreißig Jahre alt. Er ist für die Polizei kein Unbekannter, hat früher schon Straftaten begangen. Mit achtzehn hat er ein Mofa geklaut, ist dann zu Autos übergegangen, außerdem stehen Brandstiftung und Betrug in seinem Strafregister. Aber von Übergriffen auf Personen ist nichts bekannt.«
    »Wo sitzt er ein?«
    »Im Gefängnis von Liancourt im Département Oise.«
    Der Mann blickte hastig auf seine Uhr. Zehn. Die junge Frau aus der Rue Monsieur-le-Prince war endlich nach Hause gekommen. Léonce Legendre hatte bis neun Uhr abends am Fenster gesessen und die Straße beobachtet, ehe er seinen Aussichtsposten endlich verließ. Der Mann ärgerte sich über den neugierigen Alten und war erleichtert, als er endlich verschwand. Wenige Sekunden später stieg er mit seinen für den dritten Akt vorbereiteten Hilfsmitteln aus dem Wagen und folgte seinem zukünftigen Opfer sozusagen auf dem Fuß. Er hielt sich dicht an der Hausmauer, für den Fall, dass der Alte noch einmal aus dem Fenster schauen würde.
    Der Mann hatte sich vorsorglich Fetzen von Papiertaschentüchern in die Nasenlöcher gestopft. Beim zweiten Akt war er von Nasenbluten überrascht worden und knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Mit seinem Generalschlüssel betrat er das Haus und stieg langsam die Treppen hinauf.
    Léonce Legendre hörte, wie die Eingangstür donnernd ins Schloss fiel. Seine Tochter hatte die Hausverwaltung schon mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass die Rückhaltevorrichtung defekt war und dass der Lärm ihren Vater störte. Léonce nahm sich vor, sie unbedingt noch einmal daran zu erinnern. Doch der Lärm der Haustür ermöglichte es ihm, das Kommen und Gehen im Haus zu verfolgen, und Léonce war neugierig. Sofort eilte er ans Guckloch der Tür und beobachtete, wie seine Nachbarin mit Paketen beladen ihre Wohnung aufschloss. Als er seine Beobachtungsstation gerade verlassen wollte, krachte die Haustür ein zweites Mal ins Schloss. Sofort war er wieder vor seinem Spion. Ohne sich wirklich sicher zu sein, glaubte er den Mann wiederzuerkennen, der vor einigen Tagen schon einmal da gewesen war. Er trug einen Rucksack und bewegte sich lautlos. Dieses Mal klingelte der Mann. Die Nachbarin öffnete, und der Mann präsentierte ihr ein Dokument. Das Treppenlicht erlosch. Nur noch das schwache Flurlicht aus der Wohnung der Nachbarin beleuchtete den Mann,

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