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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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wurde gelacht.
    »Ehrlich?«, fragte Doros Stimme ungläubig. »Er will sich das wirklich antun?«
    »Dieser Fernsehopa, den sie am Neckar abgestochen haben?«, wollte Sarah wissen. »Hi, Paps! Schön, dass du doch noch kommst.«
    Sie reichte mir ein gut gefülltes Sektglas, Theresa drückte mir von der anderen Seite einen Kuss auf den Mund.
    »Also, Sarah …«, sagte Doro mahnend.
    »Ist doch wahr. Die machen einen Zirkus um den alten Sack, als wär er der Bundespräsident oder so was.«
    »Stimmt«, fiel Henning vor Aufregung und Verlegenheit ein wenig zu großspurig ein. »Ich hab’s im Internet gelesen. Der will das echt durchziehen.«
    Wir stießen reihum an und tranken.
    »Was will er durchziehen?«, fragte ich.
    »Na, die Show morgen.«
    »Vor ein paar Stunden hieß es noch, er sei schwer verletzt.«
    »Unglaublich, nicht wahr?«, fand auch Doro. »Ich habe Bilder von ihm gesehen, wie er im Bett liegt, von oben bis unten verbunden, und trotzdem will er morgen Abend … Wirklich unglaublich!« Zur Bekräftigung nahm sie einen tüchtigen Schluck aus ihrem Sektglas.
    Theresa war in Jeans und einem grünen Pulli zur großen Feier erschienen, dessen Farbe vorzüglich zu ihrem rotblonden Haar passte. Moment, rotblond? War sie vorgestern nicht noch …? Sie war am Montag beim Frisör gewesen, fiel mir ein. Ich durfte auf keinen Fall vergessen, ihr später ein Kompliment zu machen. Doro dagegen hatte noch dieselbe Haarfarbe wie vor zwanzig Jahren, war in einem etwas zu feierlichen Kleid mit langem Rock erschienen und fühlte sich sichtlich overdressed. Die Kinder – nein, die Jugendlichen natürlich – sahen aus wie immer. Meine Töchter trugen Jeans mit Löchern, die jeden Tag größer zu werden schienen, Henning Jeans ohne Löcher.
    Die drei hatten den Nachmittag über Kanapees präpariert, Obstsalat geschnippelt, mit meiner telefonischen Beratung Sekt und Säfte eingekauft und unser Wohnzimmer sogar mit einigen etwas verloren wirkenden Luftschlangen dekoriert. Im CD-Spieler rotierte eine hektische Scheibe, die eher den jüngeren Teil des Publikums ansprach. Immerhin schien das Wort »Motherfucker« nicht vorzukommen.
    Theresa angelte sich ein Schnittchen von der großen Platte – Lachs mit einem Klecks Sahnemeerrettich und einer Scheibe Ei  – und biss beherzt zu. Dann sah sie meine Älteste an. »Du hast übrigens völlig recht, Sarah. Die Nachrichtensprecherin hat sich aufgeführt, als würde der Weltfrieden von dieser Show abhängen.«
    Sie prostete mir zu, lächelte warm und sah mir tief in die Augen. Doro tat, als bemerkte sie es nicht, und besichtigte nun ihrerseits das Angebot an Fingerfood.
    »Dieser Obstsalat sieht ja köstlich aus«, verkündete sie. »Den habt ihr wirklich ganz alleine gemacht?«
    »Mama!« Henning verdrehte die Augen. »Obstsalat konnte ich schon mit acht!«
    »Echt jetzt?« Louise, die eine halbe Stunde jünger war als ihre Schwester, musterte ihn, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
    »Hübsch habt ihr es hier«, stellte Doro fest, als sie sich ein Schälchen Obstsalat genommen hatte und noch einen winzigen Klecks Sahne obenauf tat. Sie war nervös. Wir alle waren nervös. Nur Theresa nicht. Aber für sie war die Situation ja auch nicht weiter kompliziert. Zudem sonnte sie sich im Glanz ihres neuen Status als Erfolgsautorin. Der Verlag meldete Nachbestellungen in sensationellem Umfang, hatte sie am frühen Abend per SMS berichtet. Die zweite Auflage war in greifbarer Nähe. Eine dritte nicht ausgeschlossen.
    »Sie sind also Schriftstellerin?«, wollte Doro zwischen zwei Obststückchen wissen, als könnte sie meine Gedanken lesen.
    Theresa gesellte sich zu ihr, und Augenblicke später unterhielten sich die Damen prächtig. Doro gickelte. Theresa lachte glucksend. Hoffentlich war nicht ich das Thema dieses ebenso angeregten wie vertrauten Gesprächs. Die Zwillinge alberten mit ihrem neuen Halbbruder herum. Ich vertilgte Kanapees, da ich hungrig war, und irgendwann stand plötzlich Henning neben mir.
    »Hi«, sagte er.
    »Na?«, sagte ich.
    »Jetzt muss ich ja wohl Alexander zu dir sagen.«
    »Das ist das Mindeste.«
    Wieder fiel mir auf, wie ähnlich er mir sah. Dieselbe kräftige Nase, fast dieselbe Größe, sogar dieselbe Körperhaltung.
    »Schon komisch irgendwie«, sagte Henning verlegen.
    »Wir werden uns dran gewöhnen.«
    Zum ersten Mal in den zwei Jahren, die ich ihn nun schon kannte, sahen wir uns richtig in die Augen. Lächelten vorsichtig. Hoben unsere Gläser und

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