Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
fassen. »Ich bin trotzdem dafür, dass du künftig jede Woche so eine tolle Besprechung kriegst.«
    »Zwei«, hauchte sie selig lächelnd. »Mindestens zwei.«

28
    »Wie bitte?«, fuhr mich Olivia Opelt am Samstagmorgen per Telefon an. »Was ist? Erstens liegt Marcel immer noch in der Klinik, und zweitens …«
    »Gestern Abend hieß es noch, die Show findet statt.«
    Sie klang, als wäre sie gerade schnell gelaufen. Atmete hektisch. War unkonzentriert. Vielleicht hatte ich tatsächlich eine morgendliche Joggingrunde unterbrochen.
    »Das hat Marcel in diesem verflixten Interview gesagt, ja, aber leider etwas vorschnell«, keuchte sie. »Und nicht so, wie er später zitiert wurde. Wörtlich sagte er: ›Ich will nicht völlig ausschließen, dass die Show trotz allem irgendwie stattfinden könnte.‹ Was die Medien anschließend daraus gemacht haben, dafür können wir nichts. Dafür kann er nichts.«
    »Das heißt, sie findet also nicht statt?«
    »Das heißt, wir wissen es einfach noch nicht, Himmel noch mal! Wir sind mit dem Aufbau zu neunundneunzig Prozent fertig, die letzten Proben laufen. Von uns aus kann es losgehen.«
    »Wenn Ihr Chef Fernsehinterviews geben kann, dann kann er doch auch fünf Minuten mit mir sprechen und mir ein paar einfache Fragen beantworten.«
    Der Atem der jungen Frau beruhigte sich allmählich.
    »Das entscheidet der Arzt, nicht ich«, erwiderte sie, jetzt ein wenig freundlicher. »Gestern Abend war Marcel guter Dinge. Aber er hatte eine schlimme Nacht. Körperlich ist er schon wieder – nun ja, fit zu sagen, wäre natürlich übertrieben. Glücklicherweise sind seine Verletzungen doch nicht so schwer, wie es anfangs aussah. Aber die Seele …«
    »Posttraumatischer Schock, ich weiß. Der Arzt hat mich schon aufgeklärt.«
    »Welcher Arzt?«, fragte sie sofort.
    »Einer der Stationsärzte.«
    »Der weiß nichts. Der kann gar nichts wissen. Obwohl posttraumatischer Schock es wohl ganz gut trifft. Wie auch immer, ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, ob wir in zwölf Stunden auf Sendung sein werden oder pleite und alle sturzbetrunken. Technisch ist alles bereit. Nun müssen wir sehen, wie es weitergeht.«
    Ich legte das Telefon auf den Küchentisch. Es war halb acht, und ich war schon seit einer Stunde glockenwach, während Theresa immer noch selig schlummerte und hin und wieder kleine, zufriedene Geräusche machte, die nach angenehmen Träumen klangen. Auch ich hatte erstaunlich gut geschlafen, auf meinem schmalen Bett zusammengekuschelt mit einer nackten und raumgreifenden Theresa. Die Zwillinge waren viel zu spät heimgekommen, hatte ich im Halbschlaf gehört, und würden sich vor Mittag nicht blicken lassen.
    In der halben Stunde, die ich vorhin neben Theresa nicht gewagt hatte, mich zu rühren, hatte ich über die Frage nachgedacht, warum Graf und seine Frau nach Vickys Tod solchen Wert auf Anonymität gelegt hatten. Darauf, dass ihre Adresse nicht in den amtlichen Dokumenten auftauchte. Die einzige Antwort, die mir einfallen wollte, war und blieb: Weil sie etwas zu verbergen hatten. Ihr Motiv war die Angst der Schuldigen vor Entdeckung gewesen. Diese Angst war so groß gewesen, dass sie sogar die beiden Polizisten bestochen hatten. Mit erheblichen Summen, denn sonst hätten die beiden sich nie und nimmer auf den Handel eingelassen. Das Risiko der Entdeckung war enorm gewesen, die Folgen einer solchen Pflichtverletzung für die Beamten existenzbedrohend. Das war überhaupt ein schwacher Punkt in meinen Überlegungen: Wie konnten die beiden Schuldigen wissen, dass die Kripobeamten bestechlich waren? Oder waren sie in ihrer Verzweiflung das Risiko eingegangen, hatten es einfach versucht? Wo ohnehin alles in Scherben lag, konnte es schlimmer nicht werden. Dass Graf in jener unseligen Nacht tatsächlich in Köln war, wie er behauptete, hatte ich keine Sekunde geglaubt, würde es aber nach so langer Zeit kaum widerlegen können.
    Boll und sein Kollege hatten damals bereits kurz nach dem Anruf vor der Tür der Villa in Neuenheim gestanden. Bei einem ungeklärten Todesfall zaudert der Kriminaldauerdienst nicht lange. Da herrscht Alarmstufe rot, denn jede vergeudete Minute kann der Täter nutzen, um Spuren zu vernichten oder sich weiter vom Tatort zu entfernen. Sie hatten den Fall eingehend besichtigt, stellte ich mir vor, und vermutlich rasch erkannt, was geschehen war – dass es sich nicht um einen Unfall handeln konnte. Graf und seine reiche Frau hatten auf die beiden

Weitere Kostenlose Bücher