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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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aufgeräumten Schreibtisch. Dann zwang sie ein eisiges Lächeln in ihr Gesicht.
    »Ich hab ein Foto aufgetrieben. Von achtundachtzig. Da ist Johann Boll drauf.«
    Mit einer Bewegung, als ginge es fast über ihre Kräfte, schob sie ein großformatiges Farbfoto in meine Richtung. Es zeigte eine gemischtgeschlechtliche Gruppe, war vermutlich bei irgendeiner Feier geknipst worden. Sönnchens seit Neuestem rosarot lackierter Fingernagel deutete auf einen großen, schlanken Mann in der hinteren Reihe, der nicht übermäßig intelligent, ernst und sichtlich unzufrieden in die Linse glotzte.
    »Die Gerda sagt, das ist er. Aber hundertprozentig sicher ist sie sich auch nicht. Vielleicht könnte der Kollege Runkel …?«
    »Ich werde ihn fragen. Kann ich es haben?«
    »Nichts können Sie haben. Weil, Sie sind ja nicht da.«
    »Sönnchen, das ist jetzt nicht mehr witzig.«
    »War auch nicht als Witz gemeint.«
    Da ich keine Lust auf weitere Diskussionen hatte, schloss ich die Tür zu meinem Büro heute etwas kraftvoller als sonst hinter mir.
    Leider stellte sich rasch heraus, dass die Mitarbeiter, deren Namen ich eben genannt hatte, alle anderweitig beschäftigt waren, und so kümmerte ich mich am Ende notgedrungen selbst um den Verbleib des Mannes, von dem ich immer noch nur den mutmaßlichen Nachnamen kannte – Hergarden. Sönnchen hatte alle meine Termine abgesagt, ich hatte also reichlich Zeit.
    Zunächst klapperte ich die Einwohnermeldeämter in Heidelberg und Umgebung ab, zog den Kreis größer und größer. In Mannheim schließlich wurde ich fündig: Dort lebte ein Mann namens Uwe Hergarden. Unter der Telefonnummer, die man mir nannte, meldete sich jedoch niemand. Anschließend rief ich noch einmal das Heidelberger Meldeamt an. Schließlich hatte Hergarden 1985 nachweislich in der Stadt gewohnt. Sämtliche Daten aus der Zeit vor 1988 lagen jedoch nur in Form von Mikrofiches vor, wurde ich aufgeklärt, und waren deshalb nicht so ohne Weiteres greifbar. Schließlich verlor ich den Spaß am Detektivspielen und gab fürs Erste auf.
    Das Starren auf den kleinen Bildschirm meines Laptops tat meinem Kopf nicht gut, und Sönnchen hatte – auch wenn ich es ungern zugab – nicht ganz unrecht: Bei einem Todesfall, der so lange zurücklag, kam es auf einige Stunden mehr oder weniger nicht an. Außerdem war mir inzwischen eine Frage gekommen, die mir eigentlich schon gestern Abend hätte einfallen müssen: Wie konnte der, der mir den Peilsender ans Auto montiert hatte, überhaupt wissen, dass ich mich seit Neuestem mit Viktoria Hergardens Tod beschäftigte? Oder sollte diese merkwürdige Überwachungsaktion gar nichts mit dem Fall Hergarden zu tun haben? Den man ja bei Licht besehen nicht einmal als Fall bezeichnen konnte?
    So lange ich auch rätselte und grübelte, es wollte mir keine andere Erklärung einfallen als die, dass ich unwissentlich in ein Wespennest gestochen und Menschen aufgeschreckt hatte. Menschen, die vermutlich davon ausgegangen waren, dass die Ereignisse vor dreißig Jahren längst in Vergessenheit geraten waren.
    Gegen neun erschien Balke, um mir von den neuesten Entwicklungen zum Thema Kellertürenbande zu berichten, und erlöste mich aus dem Gedankenkarussell, das sinnlos in meinem Kopf rotierte.
    »Mit der DNA-Analyse wird es leider dauern«, sagte er, nachdem er sich gesetzt hatte. »Das Labor ist total überlastet, und ein Einbruch hat natürlich nicht gerade Prio eins.«
    Wie üblich trug er zu seinen Jeans ein T-Shirt, das heute olivgrün war und jeden Muskel seines gut trainierten Oberkörpers nachzeichnete. Balke fuhr viel Rad, natürlich immer mit Helm. Seine hellblonden Haare schienen mir heute einen halben Zentimeter länger zu sein als sonst. Wie ich wusste, schnitt er sich das Haupthaar selbst mithilfe eines Bartschneiders. Sein Blick war unternehmungslustig.
    »Sie gucken, als käme noch was«, sagte ich müde.
    »Stimmt.« Jetzt strahlte er. »Wir haben zum ersten Mal eine Zeugin! Der Diebstahl des Audi ist beobachtet worden. Es war auf dem Parkplatz eines Netto-Supermarkts im Osten von Kaiserslautern. Laut Aussage der Frau war der Dieb Mitte dreißig, maximal Anfang vierzig. Groß, kräftige Statur, blöde Miene und – was das Klauen von Autos betrifft – Profi. Der hat die Karre so schnell und geräuschlos geknackt, dass die Frau gar nichts davon mitgekommen hat. Erst als er weggefahren ist und sie das Kennzeichen gesehen hat, ist ihr klar geworden, dass der Audi ihrem Nachbarn

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