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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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hat’s auch schon vor Facebook gegeben. Und Sie gehen jetzt wirklich heim und schonen sich.«
    »Ich will mich aber nicht schonen.«
    »Wenn Sie nicht brav sind, geh ich zum Dr. Liebekind und verpetze Sie. Herr Gerlach, ich kann’s nur immer wieder sagen: So eine schwere Gehirnerschütterung ist eine ernste Sache. Ein Freund von meiner jüngsten Schwester, der ist mal mit dem Motorrad gestürzt. Im Hohenlohischen ist das gewesen, in der Nähe von Waldenburg …«
    Ich hob die Hand, um sie zu bremsen. Das Letzte, wonach mir heute der Sinn stand, waren weitere Horrorgeschichten und Unfallberichte. Inzwischen waren die Kopfschmerzen tatsächlich zurückgekehrt. Und sie wurden minütlich stärker.
    »Ein Telefonat lassen Sie mich aber noch führen, okay?«
    »Nein!«
    Ich hielt den Hörer schon in der Hand, während ich im Internet die Nummer der Polizeistation Erbach suchte, die auch für Michelstadt zuständig war.
    »Boll, Johann«, wiederholte eine Kollegin mit fröhlicher Stimme und hessischem Akzent. »In Weiten-Gesäß, sagen Sie? Also mir persönlich sagt der Name nichts. Aber ich frag gern mal rum …«
    Ich hörte sie lautstark in den Raum rufen. Eine dröhnende Männerstimme antwortete.
    »Den Boll kenn ich, ja«, brüllte dieselbe Stimme Sekunden später in den Hörer. »Also, kennen ist zu viel gesagt. Gesehen hab ich ihn hin und wieder. Der ist ein ehemaliger Kollege, sagen Sie?«
    »Schon lange her.«
    »Und was wollen Sie von dem?«
    »Eigentlich möchte ich ihn nur sprechen. Es geht um einen Fall, den er vor fast dreißig Jahren bearbeitet hat.«
    »Dreißig Jahre?« Er lachte lautstark. Im Erbacher Revier herrschte offenbar ein gutes Betriebsklima. »Und da meinen Sie im Ernst, der erinnert sich noch?«
    »Einen Versuch ist es wert. Ich bin gestern Abend bei seinem Haus gewesen. Aber er war nicht da.«
    »Und was erwarten Sie jetzt von mir?«
    Im Hintergrund lachte die Frau mit der sympathischen Stimme herzlich. Ich meinte, Gläserklirren zu hören.
    »Das weiß ich auch nicht so genau. Wissen Sie vielleicht, was er beruflich macht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wären Sie so nett, ein bisschen bei den Nachbarn rumzuhorchen? Irgendwer muss den Mann doch kennen. Irgendwie muss der doch zu erreichen sein.«
    Wieder lachte die Frau im Hintergrund. Andere fielen ein. Erst als ich auflegte, wurde mir bewusst, dass mein Gesprächspartner sich gar nicht vorgestellt hatte.
    Sönnchen hatte mich während des Telefonats streng beobachtet, ersparte mir jedoch weitere Ratschläge. Die gab mir mein eigener Kopf. Und zwar mit zunehmender Deutlichkeit.
    Eine Dreiviertelstunde später lag ich wieder im Bett, nachdem ich zwei Schmerztabletten hinuntergewürgt hatte.
    Als ich wieder zur Besinnung kam, war es vor dem Fenster stockdunkel. Von irgendwo hörte ich gedämpftes Geklapper und Gelächter. Ich hatte fast zehn Stunden geschlafen, wurde mir erst nach einigen Sekunden klar. Die Kopfschmerzen waren verschwunden, und ich fühlte mich gesund wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Leichtfüßig sprang ich aus dem Bett, warf elegant meinen Bademantel über die Schultern und machte mich auf die Suche nach den Menschen, die so guter Laune waren. Der Weg war nicht weit.
    »Wenn er aufwacht, wird er bestimmt Hunger haben«, hörte ich durch die angelehnte Küchentür Theresas Stimme.
    »Da hast du recht!«, rief ich fröhlich und trat ein.
    Die Zwillinge freuten sich.
    »Du siehst viel besser aus als gestern«, behaupteten sie einstimmig.
    Theresa war derselben Meinung und küsste mich schmatzend auf den Mund.
    Die drei waren dabei, Spaghetti mit Lachssoße zu kochen, nach einem von Theresas Lieblingsrezepten. Und mein Magen machte Freudensprünge, als mir der Duft von Estragon und Fisch in die Nase stieg.
    Bald saßen wir um unseren runden Kiefernholztisch herum und schlemmten. Ich ließ mir den Teller von Theresa zweimal nachladen und lobte ihre Kochkünste, was ihr offensichtlich gefiel. Auch die Zwillinge waren begeistert. Theresa warf mir manchmal Blicke zu, die teils nachdenklich, teils so eindeutig waren, dass ich Sorge hatte, die Moral meiner Töchter könnte Schaden nehmen. Aber sie taten, als bemerkten sie nichts.
    Nach dem Essen setzten wir uns zu zweit ins Wohnzimmer, und auch Theresa fand, wer so tapfer essen konnte, der könne auch ein Gläschen Rotwein vertragen. Die Zwillinge rumorten im Flur herum, streckten plötzlich die Köpfe herein, um sich zu verabschieden.
    »Wir gehen in die Stadt«, erklärten sie.

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