Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
lächelte in wehmütiger Erinnerung und errötete ein wenig.
    »Sie haben sich immer in ihrer Wohnung getroffen?«
    »Vicky war auch manchmal bei mir. Aber bei ihr war es natürlich … schöner. Viel schöner. Und größer auch. Ich hatte ja nur ein winziges und im Winter eiskaltes Ein-Zimmer-Loch unterm Dach in Ziegelhausen. Das Einzige, was ich bezahlen konnte, und vermutlich war mein ganzes Appartement kleiner als … Vickys Wohnzimmer. Die hatten es schon mondän, die vier da draußen in Neuenheim.«
    Ich dachte an das Wohnzimmer der alten Frau Tröndle mit den Wanderschuhen, das vermutlich dieselben Maße hatte wie das der gegenüberliegenden Wohnung und bestimmt nicht größer war als zwanzig Quadratmeter. Nils Hedin musste wirklich eine sehr beengte Behausung gehabt haben. Oder blind gewesen sein vor Liebe.
    »War dieses Antirutschdings denn nicht mehr da?«, wollte er wissen.
    »Soweit ich weiß, nein. Allerdings kenne ich die ganze Situation natürlich nur von Fotos.«
    »Aber wieso …?« Hilflos hob er die Achseln. »Na ja. Vicky, sie war so … unberechenbar. Wahrscheinlich hat es ihr Spaß …«
    »Was wollen Sie sagen? Was könnte ihr Spaß gemacht haben?«
    »Ihren eigenen Kopf zu haben. Sich über … Vorschläge anderer hinwegzu…«
    Wieder versank er in Gedanken. Nippte an seiner Limonade. Die beiden Damen neben der Heizung bezahlten lautstark und rauschten davon.
    »Ich war gerne da«, fuhr der ehemalige Musiker träumerisch fort. »Es waren … lustige Nächte mit Vicky. Sie hatte eine unglaubliche Phantasie, wenn Sie verstehen, was … Und eine Menge Erfahrung auch. Sie war älter als ich, fünf Jahre. Wenn ich ehrlich sein soll …«
    »Sie war Ihre erste Frau?«
    Er nickte demütig. »Und für lange Zeit auch die letzte.«
    »Sie haben sie … sehr geliebt?«
    Jetzt sah er mir wieder ins Gesicht. »Glauben Sie, dass es so etwas gibt? Dass einem die Liebe das Herz brechen kann? So fühlt es sich an. Immer noch. Nach so langer …«
    »Mein Gott.«
    »Glauben Sie mir, ich war damals drauf und dran, mich …« Sein dunkler Blick irrte wieder ab. Die Linke griff unbewusst nach dem rechten Handgelenk.
    »Ich muss leider noch einmal darauf zurückkommen: Halten Sie es für vorstellbar, dass Marcel Graf Frau Hergarden getötet hat?«
    »Warum sollte er so etwas tun?«
    »Sie glauben aber, dass Frau Hergarden auch mit ihm ein Verhältnis hatte?«
    »Ich weiß es.«
    »Woher?«
    »Von Rosalie. Ich habe Vicky dann … einfach gefragt. Da hat sie gelacht. Mich ausgelacht und gefragt, was ich denn wollte. Wie sie gemerkt hat, was in mir vorging, hat sie gesagt, ich sei im … Bett tausendmal … besser als alle anderen. Aber wahrscheinlich hat sie das zu jedem gesagt.«
    »Und umgekehrt?«
    »Wie umgekehrt?«
    »Hat Herr Graf von Ihrer Beziehung zu Vicky gewusst?«
    Schon zum zweiten Mal hatte ich sie Vicky genannt.
    »Natürlich. Marcel und Sabeth hatten ihr Schlafzimmer direkt unter Vickys. Wir haben manchmal das Kind gehört, wenn es nachts geweint hat. Da werden die auch uns gehört haben. Vicky hat … immer ein ziemliches … Geschrei … wenn Sie …«
    »Grafs hatten ein Kind?«
    Verwirrt sah er mich an. »Wieso nicht?«
    Ja, warum eigentlich nicht?
    »Ein Mädchen oder ein Junge?«, fragte ich automatisch.
    »Ein Junge, soweit ich weiß. Ich habe ihn aber nie gesehen. Er soll …«
    »Er soll …?«
    »Irgendwie …« Wieder knetete er die langen Finger. »Irgendwie krank … soll er gewesen sein. Mehr weiß ich nicht.«
    »Wissen Sie, was aus dem Kind geworden ist?«
    »Es wird bei der Mutter geblieben sein, als Marcel und Sabeth sich … Vicky hat manchmal Bemerkungen … Keine schönen … Bemerkungen. Sie hat Kinder gehasst. Nein, nicht gehasst. Sie konnte einfach nichts mit ihnen anfangen. Marcel war aber auch nicht gerade ein Mustervater. Nie hat er von seinem Sohn erzählt. Oder Fotos gezeigt, wie andere. Vielleicht war es auch gar nicht sein Sohn. Vielleicht hat Sabeth den Kleinen mit in die Ehe … Ich weiß nicht …«
    Die Bedienung lehnte am Tresen und betrachtete mit finsteren Blicken abwechselnd unsere leeren Gläser und die Uhr an der Wand. Der Mann mit dem Laptop packte so schnell und lautlos seine Sachen zusammen, als wäre er plötzlich auf der Flucht.
    »Können Sie sich noch an den Namen des Jungen erinnern?«
    Nils Hedin schüttelte deprimiert den Kopf. »Vicky hat ihn immer nur ›das Kind‹ genannt. Sie konnte manchmal schrecklich herzlos

Weitere Kostenlose Bücher