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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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weggegangen?«
    »Gestern am Vormittag. Ich bin um neun beim Arzt gewesen. Und wie ich weggegangen bin, da hab ich ihn oben rumpeln gehört. Leise ist der Herr nämlich nicht. Wie ich später heimgekommen bin, das muss so um elf rum gewesen sein, da ist’s oben still gewesen.«
    »Hat er vielleicht Ihrem Mann gesagt, wohin er wollte?«
    »Der sagt einem ja nie irgendwas. Grad, dass er einem mal einen guten Tag wünscht. Meinen Sie, es ist ihm was passiert?«
    »Aber nein. Ich müsste ihn nur dringend sprechen.«
    »Auf seinem Nachttisch, da liegt … eine Visitenkarte liegt da. Von der Polizei. Gerlach, sind Sie das?«
    »Ja.«
    »Kriminal…oberrat. Mein Gustav ist auch Beamter gewesen. Beim Bauordnungsamt. Der hat’s auch bis zum Oberrat gebracht. Jetzt ist er natürlich in Pension.«
    »Mein Vater war früher auch Beamter.«
    »Sagen Sie bloß! Vielleicht kennen Ihr Herr Vater und mein Gustav sich sogar?«
    »Er war nicht in Heidelberg. Und er war beim Finanzamt.«
    Sönnchen öffnete die Tür, um mir mit glänzenden Augen einen guten Morgen zu wünschen.
    »Bin heut ein bisschen spät, weil …«
    »Kein Problem«, sagte ich großmütig, während ich den Hörer auflegte. »Sie bleiben ja oft genug länger.«
    Kurz darauf hörte ich sie auf ihrem Schreibtisch herumkramen und leise telefonieren und manchmal noch leiser lachen. Offenbar hatte man eine vergnügliche Nacht gehabt.
    Die Fahrt von Heidelberg nach Landau dauerte fast anderthalb Stunden. Der Regen war gerade so stark, dass keine Geschwindigkeit des Scheibenwischers richtig war. Immerhin war die A5 heute ausnahmsweise staufrei. Dafür stockte der Verkehr vor der Rheinbrücke bei Karlsruhe, an der offenbar wieder einmal etwas repariert werden musste. Nils Hedin hatte mich um kurz vor neun angerufen und kleinlaut einem Treffen zugestimmt.
    »Aber auf keinen Fall hier in meinem Haus!«
    »Wir können uns treffen, wo Sie wollen und wann Sie wollen.«
    »So wichtig ist es?«
    »Sagen Sie mir, wo ich hinsoll, und ich fahre sofort los.«
    Er hatte noch ein wenig herumgedruckst. »Meine Frau … Sie möchte bestimmt nichts hören von dieser Sache damals … Aber heute fährt sie mit einer Freundin in Weißenburg zum Shoppen. Es gibt hier in der Nähe ein ruhiges Café … Wäre elf Uhr für Sie okay? Dann könnte ich anschließend einkaufen und Mittagessen machen, bis die Kinder aus der Schule kommen.«
    Während der Fahrt rief ich Theresa an. Ein richtiges Gespräch wollte jedoch nicht in Gang kommen. Sie behauptete, das Wetter schlage ihr aufs Gemüt. Ich behauptete, sie habe schlechte Laune wegen des ausbleibenden Verkaufserfolgs ihres Buchs. Sie gab mir so einsilbig recht, dass es höchstens die halbe Wahrheit sein konnte.
    »Hab ich irgendwas falsch gemacht? Geht es um Doro?«
    »Nein.«
    »Geht es um Henning?«
    Theresa konnte keine Kinder bekommen, obwohl sie sich immer welche gewünscht hatte. Da war der Verdacht nicht ganz abwegig, sie sei bedrückt, weil mir ein drittes Kind mehr oder weniger in den Schoß gefallen war.
    »Aber nein.«
    »Meine Töchter wollen eine große Party feiern. Wegen Henning. Du bist natürlich herzlich eingeladen.«
    »Wie schön.«
    »Kriegst du deine Tage?«
    An Stelle einer Antwort stöhnte sie auf.
    »Du willst nicht darüber reden?«
    Keine Antwort ist oft auch eine Antwort.
    Nils Hedin war auch heute noch ein schöner Mann. Kein Muskelprotz, kein Alphatier, sondern von schlanker Gestalt mit geschmeidigen Bewegungen, elegant angegrauten Schläfen, seidigen Wimpern und einem Mund, der mich an klassische Götterstatuen denken ließ. Außerdem hatte er damals in Heidelberg nicht Trompete gespielt, sondern Oboe.
    »Eine Ewigkeit her«, sagte er heiser, als er mir eine schmale, feuchte Hand reichte. »Ich bin damals bald weg. Weg von Heidelberg, nach dieser … Geschichte.«
    Er hatte auf mich warten müssen, denn infolge des Staus bei Karlsruhe war ich eine Viertelstunde zu spät in Landau angekommen. Glücklicherweise zählte er jedoch zu den seltenen Menschen, denen Warten nichts ausmacht. Schon bei unseren kurzen Telefonaten war mir aufgefallen, dass er beim Sprechen immer wieder lange Pausen machte und manche Sätze nicht zu Ende sprach.
    Er hatte einen Tisch an der Wand gewählt, der weit von der Theke entfernt war. Wir setzten uns. Vor ihm stand ein schon halb geleertes Glas gelbe Limonade. Das modern eingerichtete Café am östlichen Rand der Altstadt war nur schwach besucht. Neben der Heizung saßen zwei

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