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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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suchte. Der Mann saß längst im Gefängnis und wartete auf seinen Prozess.
    »Sind Sie diesen komischen Kerl am Freitag eigentlich ohne Probleme wieder losgeworden?«, fragte Sönnchen.
    »Welcher komische Kerl?« Noch während ich die drei Worte aussprach, fiel es mir wieder ein: Ein älterer, groß gewachsener und sehr hagerer Mann war kurz vor Dienstschluss in mein Büro geplatzt, ohne Termin, ohne Anmeldung, aufgewühlt und zornig. Nicht einmal Sönnchen hatte es geschafft, ihn aufzuhalten. Der Name des Besuchers war mir dummerweise entfallen.
    »Sie können sich nicht mal daran erinnern? Da muss es Sie ja schlimmer erwischt haben …«
    »Natürlich kann ich mich erinnern! War eine ziemliche Nervensäge, der Kerl, aber nachdem er eine Weile rumgeschimpft hat, ist er freiwillig wieder abgezogen.«
    »Tut mir leid, dass ich losmusste, wie er noch bei Ihnen drin war. Aber ich hab einen ganz dringenden … Was hat er eigentlich gewollt?«
    Ja, was hatte er eigentlich gewollt? Fettige, viel zu lange Haare hatte er gehabt, im Nacken zu einem dünnen Schwänzchen gebunden. Eine nicht mehr ganz saubere und schon ziemlich verblichene Jeans hatte er getragen, dazu ein kariertes Hemd und eine abgewetzte schwarze Lederjacke mit vielen Taschen und ohne Ärmel. Und kolossalen Mundgeruch hatte er gehabt. Und außerdem hatte er nach Rauch gestunken. Die Finger der Rechten waren gelb gewesen vom Nikotin. Sollte er etwa …? Natürlich!
    Plötzlich war alles wieder da. Seine Stimme. Seine Worte. Meine Erinnerung kehrte zurück. Nur der Name. Der Name fehlte noch.
    »Er hat behauptet, er hätte seine Frau umgebracht«, sagte ich.
    »Und da rennt er schnurstracks zur Kripo und macht ein solches Tamtam? Wenn ich eine Mörderin wäre, dann würde ich ein bisschen bescheidener auftreten, ehrlich gesagt.«
    »Der Mord ist vor einer Ewigkeit passiert, hat er gesagt. Angeblich war er lange im Ausland.«
    »Und jetzt plagt ihn auf seine alten Tage das Gewissen?«
    »Ungefähr so hat er es formuliert, ja: Sein Gewissen lässt ihm keine Ruhe.«
    »Sie haben ihm die Geschichte doch nicht etwa geglaubt? Wenn das stimmen würde, dann müssten wir ja irgendwo einen ungeklärten Mordfall haben. Oder … soll ich vielleicht sicherheitshalber mal im Archiv …?«
    »Ich weiß nicht. Er hat nicht gewirkt wie ein Verrückter, auch wenn er sich zeitweise so aufgeführt hat. Ich wollte sogar einen Blick in die Akte werfen, damit er sich beruhigt. Aber der Fall – falls es ihn überhaupt gibt – ist so alt, dass auf unseren Servern nichts darüber zu finden war.«
    »Digital haben wir die alten Sachen ja nicht. Wenn’s diese Akte überhaupt gibt, dann liegt sie im Keller.«
    »Ich habe ihm versprochen, mich darum zu kümmern, und da ist er schließlich wieder abgezogen.«
    »Wenn Sie mir jetzt noch den Namen verraten, dann flitze ich runter zur Gerda. Mit der wollt ich sowieso schon seit Ewigkeiten mal wieder ein Schwätzchen halten. Ihr Mann ist letztes Jahr ganz plötzlich gestorben.«
    »Das ist leider das Dumme: Der Name fällt mir nicht ein. Ist aber bestimmt nur eine Frage der Zeit.«
    »Vor dreißig Jahren, hat er gesagt?«
    »Ungefähr.«
    »So viele Morde haben wir ja zum Glück nicht in Heidelberg …«
    Wie wohl es tat, sich wieder zu erinnern! Ich bettete den kaum noch schmerzenden Kopf auf mein gemütliches Kissen und schloss die Augen. Inzwischen sah ich das knochige, von tausend Falten zerfurchte Gesicht des angeblichen Gattinnenmörders deutlich vor mir. Die tief liegenden, wässrigen, unentwegt zwinkernden Trinkeraugen, die rekordverdächtigen Tränensäcke, das fettige und schon ziemlich schüttere Haar. Fast roch ich noch den Schweißgeruch seines lange nicht gewaschenen Hemds. Seinen fauligen Atem. Und dazu den Gestank nach hunderttausend gerauchten Zigaretten, der aus allen seinen Poren zu dringen schien. Nur nach Alkohol hatte er merkwürdigerweise nicht gerochen, obwohl das gut gepasst hätte. Seine Hände hatten ziemlich gezittert.
    Der Mann hatte – wie die meisten Menschen, die von einer fixen Idee besessen sind – eine enorme Hartnäckigkeit an den Tag gelegt. Er hatte insistiert, war laut geworden, am Ende sogar beleidigend. Auch mein Ton war schließlich nicht mehr so freundlich gewesen. Irgendwann war er mitten im Satz aufgesprungen und türenknallend davongestürmt.
    Wenn mir nur sein Name wieder eingefallen wäre …
    Am Morgen hatte es eine kurze Diskussion gegeben, ob meine jungen Pflegerinnen angesichts

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