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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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reinigende Flut des Republikanismus willkommen heißen werde.
    Und für all das werde Geld gebraucht. «Mehr Geld, als du dir erträumen kannst, Chemosch. Die Aufgabe der Gefallenen Engel ist es, dem Illuminatenorden dieses Geld zu besorgen.»
    Das neue seidene Gewand lag glatt und kalt an Chemoschs Haut. Er zitterte noch von der Anstrengung, die junge Frau umzubringen. Immer noch sah er ihre Augen vor sich, weit aufgerissen und hervorquellend.
    Luzifer trank einen Schluck Wasser, dann richtete sich die silberne Kapuze wieder auf den Neuling. Die anderen beiden Männer hatten bislang unter ihren Kapuzen geschwiegen. Sie hörten, wie Chemosch, auf die Stimme ihres Herrn. «Wir werden aus England ein Vermögen schöpfen, Chemosch, und deine Aufgabe ist es, uns dabei zu helfen.» Seine Stimme war bitter und trocken, weich und zischend, doch nicht einmal Luzifer konnte das Vergnügen verbergen, das ihm seine nächsten Worte bereiteten. «Wir nehmen uns das Vermögen von Lazen.»
    Lazen! Chemosch wusste von Lazen. Wer hatte noch nicht von der reichsten Grafschaft in England gehört? Es ging das Gerücht, dass Lazen, mit seiner ausgedehnten Schlossanlage, seinem Londoner Wohnsitz und seinen weitverstreuten Besitzungen mehr Ertrag abwarf als die meisten Königreiche. Lazen! Er blieb stumm, doch er überlegte, wie, im Namen der Vernunft, diese paar Männer Lazen sein Vermögen entreißen wollten.
    Luzifer erklärte es ihm.
    Der Earl of Lazen war krank. Er lag im Sterben. Es hieß, er werde den Winter nicht mehr überleben, ja, vor wenigen Wochen wäre er in der Tat beinahe gestorben, als der Stumpf seines amputierten Beins mitten in der Nacht angefangen hatte zu bluten. Er werde sterben, sagte Luzifer, und wenn er starb, falle das Vermögen von Lazen zusammen mit dem Titel an seinen Sohn, den Viscount Werlatton. Luzifer wandte sich nach links. «Moloch?»
    Der Mann gegenüber von Chemosch schob seine Kapuze zurück und lächelte den Neuling an.
    Plötzlich empfand Chemosch Angst, denn er starrte in ein Gesicht, das von der Hälfte der Karikaturisten Europas verhöhnt worden war. Er starrte in das schwere, mächtige, brütende, wissende Gesicht, das zum Symbol der Französischen Revolution geworden war. Moloch war Bertrand Marchenoir, der ehemalige Priester, der jetzt sein Evangelium des Blutes predigte.
    Marchenoir beugte sich vor, zündete sich an einer Kerze eine Zigarre an und nahm den Bericht auf. «Werlatton war in der Britischen Botschaft in Paris beschäftigt. Er ist ein Abenteurer und steckt bis zu seinem verdammten Hals im Bespitzeln.» Marchenoir blies Rauch über den Tisch. Chemosch sah, dass seine schwarz-goldene Robe voller Weinflecken war. Der Franzose lächelte grimmig. «Er wollte heiraten. Du erinnerst dich vielleicht an die Aufregung in den Londoner Zeitungen? Wir haben seine Braut getötet und ihn so daran gehindert, weitere Erben in die Welt zu setzen. Ich höre jetzt, dass er nach Frankreich zurückkehren will, um mich zu suchen und Rache zu nehmen.» Er lachte.
    «Beten wir, dass er es tut», sagte Luzifer.
    «Und wenn er das tut», fuhr Marchenoir fort, «warte ich noch, bis sein Vater tot ist, und dann bringe ich ihn um.»
    «Danach?», fragte Chemosch.
    Luzifers silberne Kapuze richtete sich auf ihn. «Wir wollen nicht, dass der Graf sein Testament ändert. Der Vater wird sterben, und der Sohn wird ihm ins Grab folgen. Der Sohn ist ein Narr. Er sollte längst eine Familie gegründet haben, aber er kann dem Abenteuer nicht widerstehen. Also wird er sterben, und die Grafschaft geht an einen Cousin über. Belial?»
    Wer Belial war, wusste Chemosch. Er war ebenfalls Politiker, Mitglied des britischen Unterhauses, berühmt für seine leidenschaftlichen Reden gegen die Franzosen und ihre Revolution. In der Öffentlichkeit predigte Valentine Larke Krieg gegen Frankreich, während er im Geheimen am Niedergang Englands arbeitete. Larke hatte Chemosch für die Gefallenen Engel vorgeschlagen, und jetzt wandte er sein mit der Kapuze bekleidetes Gesicht seinem Schützling zu. «Der Cousin heißt Sir Julius Lazender. Mit Sir Julius haben wir keine Probleme. Alles, was er erbt, wird bald uns gehören.»
    «Wie bald?», fragte Luzifer.
    «In zwei Monaten? Vielleicht drei.»
    Die silberne Kapuze nickte. «Siehst du, Chemosch, an was für einem dünnen Faden das Vermögen hängt? Der Graf, sein Sohn, und dann gehört es uns. Alles. Es gibt da nur noch ein kleines Problem, um das du», und hier stieß ein silbern

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