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Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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befremdete, dass sie den Ärzten seine Nummer gegeben hatte und nicht die von Peter. Auch wenn etwas zwischen ihnen hing, etwas Ungesagtes, Peter war ihr Ehemann. Und Henryk hatte immer geglaubt, dass sie sich nahe standen.
    Er überlegte wieder, Baeskens anzurufen, während er im Taxi saß und auf die vorbeigleitenden Häuserzeilen starrte, und entschied sich zu warten. Zuerst wollte er Helene fragen.
    Die Korridore des Krankenhauses waren still. Nur wenige Menschen saßen im Warteraum vor der Notaufnahme. Henryks Blick streifte einen Mann, der ein Handtuch um seine Hand gewickelt hatte, braun-grün gestreift. Ein Kind weinte.
    Er ging weiter und bog um die Ecke. Hinter einer Treppe passierte er die Kinderchirurgie und eine Reihe von Operationsräumen, fuhr mit einem riesigen Aufzug hoch in den zweiten Stock und stand endlich vor den Doppeltüren mit den mattierten Glasscheiben.
    Er klingelte. Eine Schwester öffnete.
    Leise nannte er seinen Namen.
     
     
     
    Jemand hatte das Kopfteil von Helenes Bett höher gestellt. Die Pfleger hatten ihr die Haare gekämmt und auf das Kopfkissen gebreitet. Als Henryk um das Bett herumtrat, sah er, dass ihre Augen offen waren.
    „Hallo“, sagte er weich.
    „Sie ist gerade erst wach geworden“, erklärte die Schwester hinter ihm. „Sie kann noch nicht sprechen. Wir haben ihr den Kiefer verdrahtet.“
    Helene senkte ihre Wimpern.
    Die Schwester reichte Henryk ein Klemmbrett mit ein paar Blättern Papier und einen schwarzen Filzstift. „Wir haben hier eine Schreibtafel für Sie.“
    Er legte die Kunststoffunterlage in Helenes Hände und sah zu, wie ihre Finger sich um den Stift schlossen. Es war eine unbeholfene Bewegung, wie der Versuch eines Kleinkindes, nach seinem Spielzeug zu greifen.
    „Helene“, wiederholte er. „Weißt du, wer ich bin?“ Ihm wurde klar, dass er unwillkürlich in ein vertrauliches Du gewechselt war. Er überlegte, ob er die Anrede verbessern sollte. Aber sie senkte erneut die Lider, deutete Verstehen an und da verspürte er nicht länger den Wunsch, die Anrede zurückzunehmen.
    Sie kritzelte ungelenke Buchstaben aufs Papier.
    Helene .
    Und dann Henryk .
    Er lächelte.
    Ein Muskel auf ihrer Wange zuckte.
    „Peter weiß noch gar nichts von deinem Unfall. Soll ich ihn anrufen?“
    Nein!
    Das Ausrufezeichen hinter dem Wort zeichnete sie groß, viel größer als die Buchstaben davor.
    „Okay.“ Sein Blick wanderte hoch zum Monitor, der über ihrem Bett befestigt war. „Okay. Kein Problem. Ich rufe ihn nicht an.“
     

32
     
     
     
    „Soll ich dir den Spiegel geben?“, fragte er.
    Ihre Genesung schritt erstaunlich schnell voran. Ihr Kiefer war immer noch verdrahtet, aber sie hatte sich innerhalb weniger Tage so weit erholt, dass Henryk nicht an der Aussage der Ärztin zweifelte, dass Helene in zwei Wochen nach Hause fahren durfte.
    Sie konnte ihren Kopf bewegen, saß aufrecht in ihrem Bett und saugte Tee durch einen Strohhalm. Ihre Pupillen strahlten vollkommen klar. Und ihr Mundwinkel verzog sich zur Andeutung eines Lächelns.
    Er reichte ihr den Taschenspiegel, den er am Tag zuvor gekauft hatte. Sie nahm ihn mit beiden Händen und hob ihn hoch zum Gesicht. Ihre Lider flatterten wieder, das einzige Zeichen einer Gefühlsregung. Dann ließ sie die Arme sinken.
    „Du siehst gut aus“, sagte er.
    Sie runzelte die Stirn.
    „Morgen entfernen sie die Drähte, dann kannst du wieder sprechen.“
    Sie tastete nach ihrer Schreibtafel. Kratzend fuhr der Stift über das Papier. Ich sehe aus wie ein Monster.
    „Unsinn.“
    MONSTER , schrieb sie in Großbuchstaben.
    „Möchtest du noch Tee?“
    Sie reagierte nicht.
    „Soll ich versuchen, Peter zu erreichen?“ Er hatte sie das nicht wieder gefragt, seit ihrem ersten Erwachen vor einer Woche.
    Ihr Filzstift quietschte über das Papier. Nein.
     
     
     
    Die Pfleger gewöhnten sich an Henryks Gesicht. Wenn er den Raum hinter den Milchglastüren betrat, begrüßten sie ihn wie einen alten Bekannten. Helene verlegten sie in ein kleineres Zimmer.
    „Ich habe dir Joghurt mitgebracht“, sagte Henryk.
    Helene erwiderte sein Lächeln. Die kreuzförmige Narbe auf ihrer Stirn leuchtete violett.
    „Ich habe Milchreis gegessen.“ Ihre Stimme klang rau. Sie sprach abgehackt, mit vielen Pausen. ihr Atem rasselte. Immer wieder tastete sie mit den Fingern nach der Stelle an ihrer Kehle, wo sie ihr den Luftröhrenschnitt für die künstliche Beatmung gelegt hatten.
    „Erinnerst du dich an den Unfall?“
    Sie

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