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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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draußen war eine gewisse glühend heiße, gehörnte Monstrosität – jetzt gemeinsam mit Eligors übrigen Schergen – auf der Jagd nach mir und nur dadurch ausgebremst, dass ich ständig in Bewegung war und in immer neuen Motels übernachtete. (In solchen Momenten frage ich mich, was sich die himmlischen Organisatoren des Ganzen dabei gedacht haben, uns Körper zu verpassen, die gefüttert, getränkt und regeneriert werden müssen wie die von richtigen Menschen.)
    Also konnte ich wohl ebenso gut noch ein bisschen weiterprovozieren. Wenn es denn auf meine Degradierung (oder auf Schlimmeres) hinauslief, würde ich gehen wie ein Verrückter – ich würde um mich treten und schreien und alles am Weg in Brand stecken.
    Ich parkte im Zentrum, nicht weit vom Beeger Square. Der Tag war jetzt schon etliche Stunden alt, und ich hatte allmählich Visionen von einem späten Frühstück, um die migränoide Hypernervosität von zu viel Kaffee zu dämpfen, also versuchte ich, Sam anzurufen, aber er meldete sich nicht. Für den unwahrscheinlichenFall, dass er im Compasses saß und sein Handy abgeschaltet hatte, rief ich in der Bar an. Chico sagte, Sam sei nicht da gewesen, aber Monica sei gerade reingekommen und wolle den Hörer. Ich kam nicht dazu, irgendwie zu reagieren, und da hatte ich schon ihre Stimme im Ohr.
    »Komm nicht her, Bobby.«
    »Hä?« oder etwas ähnlich Charmantes war alles, was ich hervorbrachte.
    »Falls du ins Compasses kommen wolltest, tu’s nicht«, sagte sie.
    »Wollte ich gar nicht, aber ist das eine merkwürdige Art zu sagen, dass du immer noch sauer auf mich bist?«
    »Wie könnte irgendjemand auf einen Goldschatz wie dich sauer sein?« Der Sarkasmus troff förmlich aus meinem Handy. »Nein, im Ernst, B, hier ist irgendwas faul. Da draußen lungern überall Leute herum, Obdachlose, Spinner …«
    »Und das ist was Neues …?«
    »Sei still. Ich kenne die, die immer da sind, und das hier sind andere. Sie beobachten die Kneipe – lösen sich ab, damit es nicht so auffällt. Jemand hat das Compasses im Auge, also, wie viel würdest du drauf wetten, dass es nicht um dich geht?«
    »Du hast recht, davon würde ich die Finger lassen. Deshalb wollte ich ja auch so bald nicht hinkommen.« Ich seufzte. Eligor musste herausgefunden haben, dass ich nach der Festnahme gleich wieder zur Hintertür der Polizeidirektion hinausspaziert war. Würde ich jetzt endlos auf der Flucht sein? Für immer? Den Groll eines Höllenfürsten kann man nicht aussitzen.
    »Und das ist noch nicht alles«, sagte sie. »Wir hatten noch ein paar Klienten, die nicht erschienen sind, wenn du verstehst, was ich meine. Wie dein Mr. Walker.«
    »Moment – du meinst hier in San Judas?«
    »Einer von Sanders, einer von Jimmy the Table. Ich schicke dir genauere Informationen über diese Klienten, sobald ich kann,aber im Grund war’s genau wie bei deinem – alle waren da, nur der Ehrengast nicht.«
    Ich fluchte lautlos. Wenn es schon in San Judas weitere verschwundene Seelen gab, dann gab es wohl überall welche. Es schien langsam eine Art Epidemie zu werden. »Danke, meine Schöne. Ich stehe in deiner Schuld.«
    »Tiefer, als dir je klar sein wird, Dollar. Ein gutes Essen und was zu trinken könnten immerhin ein bisschen was begleichen. Lass mich’s wissen, wenn du mal ein paar Stündchen hast, in denen dir niemand ans Leder will.« Wo sie sonst aufgelegt hätte, schwieg sie einen Moment und sagte dann: »Sei vorsichtig, Bobby. Im Ernst. Das wird allmählich alles ganz schön merkwürdig.«
    Wenn die Bad Guys beim Compasses nach mir Ausschau hielten, dann entfiel der Beeger Square natürlich, aber ich brauchte trotzdem eine Ecke irgendwo in Downtown, weil Foxy das weißnasige Rentier ja gesagt hatte, dass ich dort nach ihm fragen solle. Ich fuhr den Broadway wieder runter bis zur Beech, wo immer noch jede Menge Fußgängerverkehr war, und dann rüber zur Marshall, nicht weit vom Kaiser-Health-Hochhaus. Nur noch ein paar Tage bis Karneval, alle Straßenlaternen und Ampelmasten prangten in Glitzerdekoration. Auf dem Beeger Square waren jetzt die Bühne und die Tribünen fertig aufgebaut und die bunten Lichter aufgehängt, aber Gott allein wusste, wann ich das sehen würde.
    Ich beobachtete die nächste Straßenecke mehrere Minuten lang, aber da schien niemand herumzulungern außer dem Typen, der mit einem Pappschild »OBDACHLOSER BRAUCH HILFE DANKE« am Fuß des Ampelmasts hockte. Ich gab ihm zwanzig Dollar, um sich etwas zu essen zu holen,

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