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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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fortgeschritten. Ich werde hierbleiben und alles überwachen. Außer Euch selbst hat niemand ein größeres Interesse an Eurer Genesung als ich. Euer Tod wäre ein schwerer Schlag für meinen Ruf, tut also, was ich Euch sage.«
    Er pflegte sie den ganzen Tag und anfangs auch die ganze Nacht hindurch. Er setzte sich neben sie und half ihr mit seinen Gesprächen über die immer stärker werdenden
Schmerzen hinweg. Anfangs ärgerte sie das, doch merkte sie bald, dass sie diese weniger peinigend wahrnahm, wenn sie auf seine Fragen einging.
    »Ihr wollt etwas über Dimitrios wissen?«, sagte sie und musste unwillkürlich lächeln. »Der ist ganz anders als sein Vater. Schwächer. Ob er in Helena verliebt ist? Nein, in sie wahrscheinlich nicht, wohl aber in die Macht. Er versucht vergeblich, das zu verheimlichen. Als Irenes Sohn kann er genau wie sie glänzend mit Geld umgehen, doch fehlt ihm ihre Schärfe des Verstandes.« Sie lachte nahezu lautlos vor sich hin. »Helena nimmt an, dass er sie liebt, aber sie bildet sich auch sonst alles Mögliche ein, Närrin, die sie ist.«
    »Hat Ioustinianos sie geliebt?«, fragte Anastasios. Es klang, als interessiere es ihn nur am Rande und er versuche lediglich, ihre Gedanken von den Schmerzen abzulenken.
    »Er konnte sie nicht ausstehen«, gab Zoe zur Antwort. Verflucht, das Bein schmerzte! Allmählich wurde sie ein wenig benommen. Würde sie jetzt doch sterben müssen?
    Wieder gab er ihr etwas ein, was scheußlich schmeckte. Ob Grigorios ihn doch als Verbündeten gewonnen hatte? Sie suchte seinen Blick und konnte in seinen Augen etwas lesen, was mehr war als Neugier – aber was?
    »Anastasios«, flüsterte sie.
    »Ja?«
    »Ich sehe jetzt ganz deutlich, wie es war. Wenn ich morgen früh noch lebe, werde ich Euch den Grund nennen, warum ich inzwischen denke, dass Ioustinianos Laskaris meinen Schwiegersohn Bessarion getötet hat. Warum nur hat er sich mir nicht anvertraut? Es gab doch außer mir niemanden, der ihm geglaubt hätte. Es war der einzige Fehler, den er begangen hat, aber der hat ihn alles gekostet. Wie dumm von ihm!«

    Anastasios sah aus, als habe sie ihn geohrfeigt. Sein Gesicht war aschfahl, und rote Flecken waren auf seine Wangen getreten.
    Der Raum begann um Zoe herum zu verschwimmen. Sie fing an, im Fieberwahn zu delirieren. Er flößte ihr etwas ein, was noch entsetzlicher schmeckte als beim vorigen Mal, doch als sie am nächsten Tag erwachte, ging es ihr deutlich besser.
    Anastasios fragte mit befriedigtem Lächeln. »Nun?«
    »Viel besser.« Sie setzte sich langsam auf, und er gab ihr etwas zu trinken, das noch wieder anders schmeckte. »Danke.«
    Er drückte sie sanft zurück aufs Lager. Er war kräftiger, als sie erwartet hatte – oder war sie von der Krankheit schon so sehr geschwächt?
    »Es ist Vormittag«, sagte Anastasios.
    »Das sehe ich selbst«, fuhr sie ihn an.
    Ein Lächeln trat in seine Augen. »Dann werdet Ihr mir sicher sagen, warum es dumm von Ioustinianos war, Euch nicht zu trauen. Oder war es dumm von mir, Euch zu glauben? «, fügte er mit einer gewissen Schärfe in der Stimme hinzu.
    Die Erinnerung an den Vortag kehrte wieder. »Was habt Ihr mir da gestern gegeben?«
    Er lächelte erneut. »Ihr habt meine Frage nicht beantwortet. «
    »Ich denke, Ioustinianos wusste, dass Bessarion unfähig war«, sagte sie ruhig. »Er hätte auf dem Kaiserthron nichts als Unheil bewirkt. Aber die anderen wollten das vermutlich nicht wahrhaben. Sie hatten alles auf diese Karte gesetzt, und die Pläne waren zu weit gediehen, als dass man das Vorhaben hätte abblasen können. So gab es aus seiner
Sicht wahrscheinlich nur eine einzige Möglichkeit, die Katastrophe zu verhindern, und zwar, indem er Bessarion tötete. Antonios war, so nehme ich an, gar nicht der Täter, sondern hat ihm nur anschließend geholfen.« Beim bloßen Gedanken an diese Situation musste sie lachen. »Wie einfältig von den beiden! Ich hätte dafür gesorgt, dass das Ganze abgebogen wird. Aber Ioustinianos hat mir nicht getraut. Was habe ich da gerade getrunken?«
    Anastasios sah sie wie gebannt an.
    »Was habe ich da gerade getrunken?«, wiederholte sie mit Ärger in der Stimme und mit einer Angst im Herzen, die sie nicht zeigen wollte.
    »Kamillentee«, sagte Anastasios stockend. »Er ist gut für die Verdauung. Man gibt einfach Kamillenblüten in heißes Wasser, nichts weiter. Mag sein, er schmeckt Euch bitter, weil Ihr krank seid. Das ändert womöglich Euer Geschmacksempfinden.

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