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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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    Zoe wollte Anastasios nicht bewundern, und es war ein sonderbares Gefühl, ihm zu vertrauen, dennoch tat sie es, zumindest, was Medikamente anging. Für den Augenblick zufrieden, legte sie sich wieder hin.
    Drei Tage später kehrten ihre Kräfte allmählich wieder, die Rötung um die Wunde ging ebenso zurück wie die Schwellung. Nach einer Woche erklärte Anastasios, alles stehe zum Besten, er werde jetzt gehen und in drei Tagen erneut nach ihr sehen.
    Sie dankte ihm, bezahlte ihn großzügig und schenkte ihm eine kleine mit Aquamarinen besetzte Emaildose aus Silber. Er nahm sie vorsichtig entgegen, bewunderte zuerst ihre Schönheit und sah dann Zoe an. Der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte deutlich, dass er das Geschenk zu schätzen wusste, und das freute sie. Er hatte sie nicht nur mit
außerordentlicher ärztlicher Kunst behandelt, sondern auch voll Behutsamkeit. Sich so verwundbar zu sehen hatte sie mit großer Angst erfüllt – so durfte es nicht weitergehen.
    Allmählich zeichnete sich in ihrem Kopf ein Plan ab. Sie würde es so einrichten, dass Grigorios’ Tod öffentliches Aufsehen erregte, und zugleich dafür sorgen, dass man Giuliano Dandolo die Schuld daran gab. Nur auf diese Weise würde sie es ertragen können, Grigorios mit eigener Hand zu töten.

KAPİTEL 50
    Zoe begriff, dass es durch diesen letzten Kampf auf eine perverse Art zu einer festen Bindung zwischen ihr und Grigorios kam. Er drängte sich tagsüber in ihre Gedanken, aber auch nachts, wenn sie wachlag und sich daran erinnerte, wie es mit ihm zusammen gewesen war.
    Plötzlich kam ihr eine Eingebung, auf welche Weise sie ihr Vorhaben verwirklichen konnte, und zwar, als sie daran dachte, wie man Bessarion auf offener Straße angegriffen hatte und auf welche Art kürzlich sie selbst zu Schaden gekommen war.
    Um ihren Plan durchzuführen, musste sie zuerst dafür sorgen, dass die Menschen von einer Auseinandersetzung zwischen Grigorios und Giuliano Dandolo erfuhren. Dabei durfte es nur um eine unbedeutende Kleinigkeit gehen, so dass man sich erst später daran erinnern und die wahre Tragweite des Zerwürfnisses begreifen würde.
    Als Nächstes musste sie Bardas aufsuchen, einen vertrauenswürdigen Waffenschmied, den sie von früher her kannte.
Sie zog ihre wärmste Dalmatika an und verließ das Haus in Wind und Regen. Der Schmerz in ihrem Bein war kaum noch spürbar, und so schritt sie rasch aus. Sabas blieb bald zurück. Er war es gewöhnt, in bestimmten Situationen nichts zu sehen und zu hören.
    »Was darf es diesmal sein?«, fragte Bardas sogleich, der sich freute, sie wiederzusehen. Nur ein Narr vergaß eine Wohltäterin oder brach sein Wort einer Frau gegenüber, die nie vergaß oder verzieh.
    »Ein guter Dolch«, gab sie zurück. »Er braucht nicht von höchster Güte zu sein, muss aber auf dem Griff ein bestimmtes Familienwappen haben. Auch möchte ich, dass Ihr darüber absolutes Stillschweigen bewahrt. Es ist ein Geschenk, und die Überraschung wäre dahin, wenn jemand davon hörte.«
    »Ihr dürft Euch ganz auf mich verlassen, Herrin. Wessen Wappen wollt Ihr haben?«
    »Das der Familie Dandolo«, gab sie zur Antwort.
    Als sie den herrlichen Dolch in Händen hielt, bei dessen Herstellung sich Bardas selbst übertroffen hatte, teilte sie Giuliano Dandolo in einem Brief mit, dass sie mehr über seine Mutter in Erfahrung gebracht habe.
    Ganz wie sie vermutet hatte, kam er schon bald. Er stand unbehaglich in ihrem herrlichen Empfangsraum, bemüht, nicht offen zu zeigen, wie begierig er darauf war zu hören, was sie zu sagen hatte. Widerwillig bewunderte sie seine anmutigen Bewegungen, seine träumerischen Augen, den Schwung seiner Wangenknochen, seine Art zu gehen und seine breiten Schultern und gestand sich ein, dass er ausgesprochen gut aussah. Wäre sie jünger gewesen, hätte sie sich gern mit ihm eingelassen. Aber nichts von alldem, auch
nicht sein wacher Intellekt, konnte etwas daran ändern, dass er ein Dandolo war.
    Da es unhöflich gewesen wäre, gleich den Gegenstand seines Besuchs anzusprechen, gab er die üblichen Floskeln von sich, und sie spielte mit, ohne sich Rechenschaft darüber abzulegen, ob sie das genoss oder nicht.
    »Wie ich Euch schrieb, habe ich mehr über Eure Mutter erfahren«, sagte sie nach einer Weile. »Sie war eine schöne Frau, aber das wisst Ihr wohl schon.« Sie erkannte die Rührung in seinen Augen, einen Schmerz, der zu tief reichte, als dass er ihn hätte verbergen können. »Möglicherweise war

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