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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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unterschiedlichsten Zeiten behandelt. So suchte sie ihn zu einer Stunde auf, von der sie annehmen durfte, dass er allein sein würde, sofern der Kaiser nicht gerade seines Rates bedurfte. Obwohl
sie im Palast allgemein bekannt war, empfand sie eine sonderbare Unruhe, während sie die Stufen emporstieg.
    Vorüber an den beschädigten Standbildern und den dunklen Brandspuren ging sie durch Korridore voller Schutt und Trümmer. War es denkbar, dass der Kaiser mit voller Absicht alles in diesem Zustand gelassen hatte, damit weder er selbst noch sein Hofstaat je vergaß, was der Preis dafür war, ein treuer Anhänger der orthodoxen Kirche zu sein?
    Von Nikephoros’ Diener angekündigt, fand sie den Berater des Kaisers in seinem zum Hof hin offenen Raum. Sofort erkannte sie die Mattigkeit auf seinen Zügen wie auch die Freude, die er bei ihrem Anblick empfand.
    » Wir werden nicht oft genug krank. Es scheint lange her zu sein, dass Ihr hier wart. Was führt Euch heute her? Ich habe von niemandem gehört, der Eure Hilfe braucht.«
    »Ich brauche die Eure«, gab Anna zurück. »Aber vielleicht kann ich Euch eine kleine Gegenleistung anbieten? Ihr seht ermattet aus.«
    Er schüttelte leicht den Kopf. Sie merkte, dass er einsam war und das Bedürfnis empfand, über Dinge zu reden, die seinem Herzen näher waren als Politik oder diplomatische Verwicklungen.
    »Die ist neu«, sagte sie, während sie eine geschwungene Vase bewunderte, die auf einem Beistelltisch stand. »Alabaster? «
    »Ja«, sagte er, und sein Gesicht leuchtete auf. »Gefällt sie Euch?«
    »Sie ist wunderbar«, gab sie zurück. »So schlicht wie der Mond … und ganz und gar vollkommen, ohne sich darum zu kümmern, ob man sie bewundert oder nicht.«
    »Das gefällt mir«, sagte er rasch. »Ihr habt Recht. Viele Dinge geben sich zu große Mühe, bemerkt zu werden. Man
hört förmlich, wie die Stimme des Künstlers durch sein Werk nach der Aufmerksamkeit des Betrachters schreit. Diese Vase genügt sich selbst und weiß genau, was sie ist. Danke. Ab jetzt wird sie mir noch mehr gefallen.«
    »Habe ich Euch beim Lesen gestört?«, fragte sie, als sie das Manuskript auf seinem Schreibtisch sah.
    »Ach! Ja, ich habe gelesen. Aber Ihr seid sicher in einer bestimmten Angelegenheit gekommen, das sehe ich Eurem Gesicht an. Geht es wieder um den Mord an Bessarion?«
    »Ihr kennt mich zu gut«, gestand sie und hatte gleich darauf den Eindruck, ihn mit diesen Worten getäuscht zu haben. In Wahrheit wusste er so gut wie nichts von ihr. Sie brachte es nicht fertig, ihm in die Augen zu sehen, und merkte überrascht, wie sehr sie das schmerzte.
    »Was ist es dann?«
    Sie hatte sich genau überlegt, was sie sagen wollte, es Satz für Satz einstudiert. Doch jetzt warf sie alles über den Haufen und stieß hervor: »Ich glaube, dass es eine Verschwörung mit dem Ziel gegeben hat, Kaiser Michael zu ermorden und Bessarion an seine Stelle zu setzen, um die Kirche vor der Union mit Rom zu bewahren. Wer auch immer Bessarion getötet hat, hat das verhindert. Diese Tat war kein Hochverrat, sondern ein Akt der Treue dem Kaiser gegenüber. Man hätte die Männer nicht dafür bestrafen dürfen.«
    Auf sein Gesicht trat eine Trauer, die sie nicht verstand.
    » Wer waren die Verschwörer, von Ioustinianos und Antonios abgesehen?«
    Sie schwieg, denn sie hatte keine Beweise. Sie brachte es nicht über sich, ihm zu sagen, was sie wusste. Trotz des Vorhabens der Verschwörer kam es ihr wie Verrat vor. Er würde der Sache nachgehen müssen, man würde die Beteiligten festnehmen und foltern. Grausige Bilder traten ihr vor das
innere Auge: Zoe, vollständig entkleidet, gedemütigt, wegen ihres alten Leibes verspottet. Vielleicht würde sie wieder mit Feuer in Berührung kommen …
    »Ich hatte nicht angenommen, dass Ihr es mir sagen würdet«, sagte Nikephoros. »Es hätte mich enttäuscht, wenn Ihr es doch getan hättet. Ioustinianos und Antonios hätten nicht anders gehandelt.« Seine Stimme wurde noch leiser, und er sagte rau: »Nicht einmal unter der Folter.«
    Sie riss die Augen auf, während neues Entsetzen sie wie ein Faustschlag in den Unterleib traf.
    »Hat man ihn …« Sie stieß die Worte mit größter Mühe zwischen ihren trockenen Lippen hervor. Ihr fiel Ioannis Laskaris ein, dem man das Augenlicht genommen hatte. Ioustinianos … Es war beinahe mehr, als sie ertragen konnte.
    » Wir haben ihn nicht verstümmelt.« Mit dieser Formulierung nahm Nikephoros, vielleicht ganz ohne jede

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