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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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Absicht, einen Teil der Schuld auf sich. Er war der Mann des Kaisers. »Ioustinianos konnte uns nicht sagen, ob die Verschwörer einen neuen Versuch unternehmen würden. Könnt Ihr das?«
    Sie dachte darüber nach, wälzte die Frage in Gedanken und fand keinen Ausweg. »Nein«, sagte sie schließlich.
    »Was bedeutet Euch Ioustinianos Laskaris, dass Ihr so viel wagt, um ihn zu retten?«, wollte er wissen.
    Sie spürte, wie ihr das Blut heiß in die Wangen schoss. »Wir sind verwandt.«
    »Eng?«, fragte er kaum hörbar. »Ist er Euer Bruder? Euer Gemahl?«
    Es war, als stehe die Zeit still. Er wusste es. Sie konnte es in seinem Gesicht lesen. Es zu bestreiten wäre Dummheit gewesen.

    Er wartete mit so gütigem Blick, dass ihr unwillkürlich die Tränen über die Wangen liefen, weil sie sich wegen ihres Betrugs schämte. Empfand er ihre Verkleidung als Hohn? Sie schlug die Augen nieder, unfähig, ihn anzusehen, und verabscheute sich dafür.
    »Mein Zwillingsbruder«, flüsterte sie.
    » Anastasia Laskaris?«
    » Anna«, korrigierte sie, als ob diese winzige Aufrichtigkeit von Bedeutung wäre. »Inzwischen Zarides. Ich bin verwitwet. «
    » Wer auch immer die anderen Verschwörer sein mögen, sie sind nach wie vor gefährlich«, erklärte er. »Ich nehme an, Ihr wisst, um wen es sich handelt. Einer von ihnen hat Ioustinianos verraten. Ich weiß nicht, wer, und wenn ich es wüsste, würde ich es Euch um Euretwillen nicht sagen. Diese Leute würden Euch ebenso bedenkenlos ans Messer liefern wie ihn.«
    »Das ist mir bewusst …« Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. »Ich danke Euch.«
    »Es wäre gut, wenn Ihr etwas größere Schritte machtet. Die Euren sind immer noch so kurz wie die einer Frau. Davon abgesehen, macht Ihr Eure Sache ziemlich gut.«
    Sie nickte, unfähig, etwas zu sagen, wandte sich dann um und ging. Sie war benommen und hatte Mühe, ihr Gleichgewicht zu halten. An ihrer Art zu gehen würde sie bei anderer Gelegenheit arbeiten müssen.

KAPİTEL 57
    Als Anna eine Woche später vom letzten Patientenbesuch des Vormittags zurückgekommen war, brachte ihr Leo einen Brief von Zoe Chrysaphes in die Küche. Er lautete:
    Geschätzte Anastasia,
    soeben habe ich eine äußerst wichtige Nachricht bekommen. Sie betrifft den wahren Glauben, dem wir beide anhängen. Ich muss Euch die Einzelheiten unbedingt so schnell wie möglich mitteilen. Betrachtet das Schreiben als dringend und sucht mich noch heute auf.
    Zoe
    Angesichts dessen, dass sich Zoe in der Anrede der weiblichen statt der männlichen Namensform bedient hatte, wagte Anna nicht, die Aufforderung zu ignorieren. Der Hinweis darauf, dass Zoe Macht über sie hatte, war unmissverständlich.
    »Ich muss zu Zoe Chrysaphes«, sagte sie. »Es hat mit der Kirche zu tun. Sie scheint etwas Wichtiges erfahren zu haben.«
    Um Leo nicht zu ängstigen, unterließ sie es, ihm mitzuteilen, dass Zoe ihr Geheimnis kannte.
    Als sie vor Zoe geführt wurde, bemächtigten sich ihrer die Ängste, die sie bei ihrer vorigen Begegnung empfunden hatte, erneut. Es war, als würde sie ihnen nie wieder entkommen, und es kam ihr vor, als sei Giuliano unsichtbar anwesend, werde im nächsten Augenblick einen Schritt auf sie zutun und die Qual in ihrem Gesicht erkennen.
    Mit stolz erhobenem Haupt und straffem Rücken trat Zoe auf sie zu. Die graublaue Seide ihrer Tunika ohne jede
goldene Verzierung, so schlicht wie der Himmel in der Abenddämmerung, schwang um ihre Knöchel.
    »Danke, dass Ihr so rasch gekommen seid«, begann sie. »Ich habe bedeutende Neuigkeiten, muss Euch aber auf völliges Stillschweigen verpflichten. Schwört also im Namen der Heiligen Jungfrau Maria, dass Ihr dieses Geheimnis niemandem weitersagen werdet!« Ihre goldfarbenen Augen blitzten vor plötzlicher Begeisterung.
    Anna war erstaunt. »Und wenn ich mich weigere?«
    »Daran brauchen wir keinen Gedanken zu verschwenden«, sagte Zoe mit gleichbleibendem Lächeln. »Ihr werdet es tun. Geheimnisverrat kann äußerst qualvoll sein und sogar das Leben kosten. Aber das wisst Ihr bereits. Also schwört.«
    Anna spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Sie war geradewegs in die Falle gegangen. »Ich schwöre bei der Heiligen Jungfrau Maria«, sagte sie mit einem kaum wahrnehmbaren Anflug von Sarkasmus.
    »Gut … und äußerst passend. Es ist allgemein bekannt, dass die Venezianer das Grabtuch Christi sowie einen Nagel vom heiligen Kreuz aus der Hagia Sophia gestohlen haben. Es ist die heiligste Reliquie auf der

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