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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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verurteilt, das er nicht begangen hat, und ihn in die Verbannung geschickt, an einen Ort hier im Lande.«
    »Wie lautete die Anklage?«
    »Verabredung zu einem gemeinsam begangenen Mord«, gab sie zurück. »Aber seine Beweggründe waren edel, und ich denke, dass ich das beweisen kann, wenn ich Gelegenheit bekomme, mit ihm zu sprechen, und von ihm die Einzelheiten erfahre, mit denen ich das wenige ergänzen kann, was ich bisher weiß.«
    »Und wen soll er umgebracht haben?«
    »Bessarion Komnenos.«
    Seine Augen öffneten sich weit, und er stieß langsam die Luft aus. »Ihr bewegt Euch da in gefährlichen Wassern. Seid Ihr sicher, dass Ihr wisst, was Ihr tut?«
    »Überhaupt nicht«, sagte sie bitter. »Aber mir bleibt nichts anderes übrig.«
    Er sagte nichts darauf. »Lasst mich Euch helfen. Zuerst sollten wir das Bild an einen sicheren Ort bringen.«
    »Und wo wäre das?«
    »Ich weiß nicht. Wie groß ist es?«
    Sie nahm es heraus, wickelte es sorgfältig aus und hielt es ihm hin. Sie sah, wie Staunen an die Stelle der Ungläubigkeit auf seinem Gesicht trat.
    »Wir müssen es auf das Schiff bringen«, sagte er. »Nur dort wird es sicher sein.«
    »Glaubt Ihr, dass die Männer vorhin es darauf abgesehen hatten?«, fragte sie.
    »Ihr etwa nicht? Und wenn nicht sie, dann andere. Sicherlich ist seine Existenz mehr Leuten als Zoe bekannt.«
    »Das Kloster, das ich aufsuchen möchte, liegt auf dem Sinai.«

    Er sah sie aufmerksam an und versuchte zu verstehen. »Ein Verwandter, sagt Ihr?«, fragte er leise.
    Wie viel durfte sie ihm sagen? Je länger sie zögerte, desto eher würde er annehmen, dass sie ihn täuschen wollte. »Mein Bruder«, flüsterte sie. Jetzt würde sie wieder lügen oder ihm sagen müssen, dass ihr Mädchenname Laskaris gewesen war. Männer behielten bei einer Eheschließung ihren Namen, und Eunuchen heirateten nicht. Er würde annehmen, dass sie die Unwahrheit über ihren Namen gesagt hatte, um ihn zu verheimlichen. Die Maskerade war ihr anfangs so selbstverständlich erschienen, dass sie geglaubt hatte, sie lasse sich leicht durchhalten.
    Er war nach wie vor verwirrt. Es war seinen Augen anzusehen, auch wenn er nichts sagte.
    »Ioustinianos Laskaris«, sagte sie.
    Endlich trat Verstehen in seine Augen. »Seid Ihr etwa auch mit Ioannis Laskaris verwandt, den der Kaiser vom Thron vertrieben hat und blenden lassen?«
    »Ja.« Sie durfte keine weiteren Einzelheiten preisgeben. »Bitte fragt nicht weiter.«
    Er hob die Hand, um ihr zu zeigen, dass er verstanden hatte. »Ihr müsst zum Sinai. Ich werde das Bild unterdessen in Jaffa auf das Schiff bringen und verspreche Euch, dass ich sorgfältig darauf achtgeben werde.« Mit einem bitteren Lächeln fügte er hinzu: »Ich werde es nicht für Venedig stehlen, darauf gebe ich Euch mein Wort.«
    »Das hatte ich auch nicht befürchtet.«
    »Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein«, fuhr er fort. »Ich denke, dass wir außerhalb der Stadt sicherer sind als hier. Wie lange werdet Ihr bis zum Sinai brauchen?«
    »Einen Monat hin und zurück.«
    Er zögerte.

    »Ich werde in Akko sein, wenn das Schiff kommt«, versprach sie. »Sorgt Ihr unterdessen für die Sicherheit des Bildes.«
    »Ich werde das Schiff in Jaffa finden«, sagte er, »und mit ihm in fünfunddreißig Tagen wieder in Akko sein.« Er sah besorgt drein, setzte zum Sprechen an, überlegte es sich aber anders.
    Auf dem Gang vor dem Zimmer hörte man Schritte und Stimmen, die leise miteinander zu streiten schienen.
    »Hier können wir auf keinen Fall bleiben«, erklärte er. »Ihr müsst Euer Aussehen verändern und die Stadt verlassen. Wie wollt Ihr überhaupt zum Sinai gelangen? Werdet Ihr Euch einer Karawane anschließen?«
    »Ja, alle zwei oder drei Tage bricht von hier eine auf.«
    »Jetzt solltet Ihr Euch erst einmal von Eurem Pilgergewand trennen, damit man Euch nicht erkennt. Ich werde Euch gleich etwas Passendes besorgen. Ihr könntet Euch als Jüngling verkleiden …«
    Sie sah die Verlegenheit auf seinen Zügen, weil er fürchtete, sie gekränkt zu haben, aber für persönliche Empfindlichkeiten war jetzt nicht der richtige Augenblick.
    Sie übernahm die Initiative. »Besser noch als Frau«, schlug sie vor.
    Er sah sie erstaunt an. »Eine Frau würde man nicht ins Kloster lassen.«
    »Ich weiß. Ich werde eine Herberge in der Nähe aufsuchen und mich dort wieder umziehen.«
    Er ging, und sie verriegelte die Tür hinter ihm. Die Stunde bis zu seiner Rückkehr kam ihr wie eine Ewigkeit vor,

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