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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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Anwesenheit, eine Berührung, ein tröstendes Wort zu vermindern. Ihr war klar, dass sich Irene nicht wieder erholen würde. Ihre Kräfte schwanden Tag für Tag mehr, und die Zeiträume, in denen sie bei klarem Verstand war, wurden immer kürzer.
    Irene stöhnte vor Schmerzen, während sie sich auf ihrem Lager hin und her warf. Anna beugte sich über sie und strich das Laken glatt, wo es nötig war, tauchte ein Tuch in eine Schüssel mit kaltem Wasser, in das sie Kräuter gegeben hatte, und drückte es aus, so dass sich der Geruch der Kräuter in der Luft ausbreitete. Dann legte sie das Tuch sanft auf Irenes Stirn, woraufhin diese eine Weile zur Ruhe kam. Nahezu eine Stunde lang lag sie reglos da, als stehe sie im Begriff, in den Frieden des Todes einzugehen. Dann keuchte sie und begann erneut, sich herumzuwerfen.

    »Zoe!«, stieß sie plötzlich hervor. Ihre Augen waren geschlossen, aber auf ihren Zügen lag der Ausdruck so großer Wut, dass es schwerfiel zu glauben, sie sei nicht bei klarem Bewusstsein. »Bald wirst du ganz allein sein«, flüsterte sie. »Wir werden tot sein. Was wirst du dann tun? Du wirst niemanden mehr haben, den du lieben, und auch niemanden, den du hassen kannst.«
    Anna erstarrte. Sie wusste, woran Irene dachte – an Zoe und Grigorios. Die Eifersucht fraß nach wie vor an Irene. Anna legte ihr sacht eine Hand auf das Handgelenk.
    »Rache. Immer nur Rache.« Irene seufzte und schien erneut in den Schlaf zu sinken.
    An den nächsten beiden Tagen wirkte Irenes Zustand unverändert. Dann aber begann sie mit einem Mal zu verfallen. Anna behandelte sie mit Kräutern und gab ihr so starke Schmerzmittel, wie sie wagte. Als sie am dritten Tag nach Mitternacht in der Nähe von Irenes Lager stand, sah sie sogar im warmen Kerzenlicht, dass ihr Gesicht wie geschrumpft und die Haut grau war.
    Irene öffnete die tief eingesunkenen trüben Augen und sah Anna an. Diese empfand tiefes Mitleid mit ihr, konnte ihr aber nicht mehr helfen. »Soll ich Dimitrios kommen lassen?«
    »Gebt mir etwas von dem Kräutertrank, der wie Galle schmeckt«, sagte Irene mit ausgedörrten Lippen.
    Anna schwankte, ob sie den Wunsch erfüllen sollte, konnte doch eine weitere Gabe Opium ihren sofortigen Tod bedeuten. Nach kurzem Überlegen entschloss sie sich, es zu tun.
    Sie nickte und griff nach dem Fläschchen. Sie wollte das Mittel mit viel Wasser verdünnen – genau genommen würde es hauptsächlich Wasser sein. Vielleicht würde Irene ja
schon das Bewusstsein helfen, Opium zu bekommen. Nach drei oder vier kleinen Schlucken legte Anna sie sanft wieder zurück, strich ihr die Decke glatt, ging zur Tür und rief den Diener.
    »Holt Dimitrios«, sagte sie zu ihm. »Ich fürchte, es geht zu Ende.«
    Der Diener eilte davon und kehrte zehn Minuten später mit der Erklärung zurück, dass Dimitrios ausgegangen und noch nicht zurückgekehrt sei. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, so bald gerufen zu werden.
    »Wenn er zurückkehrt, sagt ihm, dass seine Mutter im Sterben liegt«, gebot Anna, wandte sich dann ab und kehrte an Irenes Lager zurück.
    Die Kerze zuckte kurz vor dem Verlöschen. Anna zündete eine neue an.
    Plötzlich öffnete Irene erneut die Augen und sagte mit deutlicher Stimme: »Ich werde die Nacht nicht überleben, nicht wahr?«
    »Das vermute ich«, gab Anna aufrichtig zur Antwort.
    »Holt Dimitrios. Ich muss ihm etwas geben.«
    »Ich habe bereits nach ihm geschickt. Er ist nicht im Hause, und der Diener kann mir nicht sagen, wo er sich aufhält.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Irene: »Dann werde ich es Euch sagen. Grigorios war überzeugt, dass Zoe ihn liebte, aber sie hat ihn mit Michael betrogen. Das habt Ihr nicht gewusst, nicht wahr?« In ihrer Stimme lag tiefe Befriedigung. »Der Kaiser ist Helenas Vater. Denkt nur! Damit hätte Bessarion gleich doppelt Anspruch auf den Thron erheben können, nicht wahr?«
    Anna kam ein schrecklicher Gedanke. Jetzt stellte sich die Situation in einem gänzlich anderen Licht dar. »Woher wollt Ihr wissen, dass sie sein Kind ist?«, fragte sie.

    »Ich habe Briefe«, sagte Irene und biss sich auf die Lippe, als der Schmerz sie erneut durchfuhr. »Vom Kaiser an Zoe.«
    Zweifelnd fragte Anna: »Wie seid Ihr in deren Besitz gelangt? «
    Irene versuchte zu lächeln, doch war es nichts weiter als ein Entblößen ihrer Zähne. »Grigorios hat sie ihr fortgenommen. «
    »Weiß Zoe, dass Ihr sie habt?«
    »Ihr war bekannt, dass Grigorios sie hatte, doch sie weiß nicht, dass

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