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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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auf sich geladen, und zwar vorsätzlich und wissentlich. Sie haben sich etwas genommen, was nicht ihnen gehörte, es behalten und keinen Augenblick lang bereut!« Sie sagte das mit scharfer Stimme. In ihren Worten lagen ihre ganze Einsamkeit und das Gewicht der eigenen Schuld, die sie all die Jahre mit
sich herumgetragen hatte, im vollen Bewusstsein dessen, dass sie nach wie vor nicht gesühnt war. »Dadurch müssen sich alle verhöhnt fühlen, die wahrhaft bereuen und für ihre Taten gebüßt haben.«
    »Ich habe von ihr keinerlei Bezahlung verlangt, lediglich Demut und Gehorsam der Kirche gegenüber«, gab er zurück. »Auch Ihr seid ein Sünder, Anastasios. Ihr habt kein Recht, über andere zu richten, wenn Ihr selbst weder gebeichtet noch bereut habt. Ich kenne Eure Sünden nicht, doch ich weiß, dass sie schwer wiegen. Ich sehe das Euren Augen an. Ihr sehnt Euch danach zu beichten und die Absolution zu erlangen. Doch Euer Stolz hindert Euch daran, und so verweigert Ihr Euch der Kirche.«
    Sie schwieg, verblüfft darüber, wie zutreffend seine Beobachtung war. Sie fühlte sich von seinen Worten tief getroffen.
    Er setzte sich auf, legte ihr die Hand aufs Handgelenk und sagte, den Mund dicht an ihrem Ohr: »Ihr seid ein Sünder, Anastasios. Kommt zu mir und beichtet in aller Demut, und ich werde Euch die Absolution erteilen.«
    Sie erstarrte, als habe er sie im tiefsten Inneren angegriffen. Mit Mühe brachte sie es fertig, ihm ihren Arm zu entziehen und ihre Gefäße auf dem Tisch zu ordnen. Dann ging sie in einem wilden Aufruhr der Gefühle davon. Noch nie im Leben hatte sie sich einsamer gefühlt.

KAPİTEL 80
    Erst im Herbst 1280, einen Monat nach Theodosias Hochzeit, sah Anna sie auf der Straße. Sie wechselten kein Wort miteinander. So töricht das war, fühlte sich Anna von ihr in sonderbarer Weise vor den Kopf gestoßen. Dabei hatte zwischen ihnen nie eine herzliche oder gar freundschaftliche Beziehung bestanden. Da sie gemeinsam eine schmerzliche Phase in Theodosias Leben durchgemacht hatten, ließ sich leicht verstehen, dass sie es vorzog, Anastasios, der sie in einem Augenblick der Schwäche und Verwundbarkeit erlebt hatte, aus dem Weg zu gehen.
    Während ihr der Wind über das Gesicht fuhr, überlegte Anna, ob Bischof Konstantinos Recht hatte. Hing ihre Haltung Theodosia gegenüber mit ihrer Unfähigkeit zusammen, sich selbst zu vergeben, dass sie das Kind nicht hatte haben wollen, das Eustathios zum Vater gehabt hätte? Nicht Theodosia war im Unrecht, sondern sie. Sie sollte zu ihr gehen und sie um Verzeihung bitten. Das würde sie zwar hart ankommen, aber nur auf diese Weise konnte sie die Dinge ins Lot bringen.
    Sie setzte sich wieder in Bewegung und ging mit raschen Schritten die Steigung empor, weil sie die Bitte um Entschuldigung aussprechen wollte, bevor sie in ihrem Entschluss wankend wurde.
    Theodosia empfing sie zurückhaltend und hielt den Blick auf das Fenster gerichtet. Es fiel Anna kaum auf, dass der Raum reicher geschmückt war als früher. Der Boden hatte einen neuen Marmorbelag, und die Fackelhalter an den Wänden waren größer als die vorigen und am oberen Ende vergoldet.
    »Danke, dass Ihr gekommen seid«, sagte Theodosia höflich,
»doch meine ich, Euch beim vorigen Mal gesagt zu haben, dass ich Eurer Dienste nicht bedarf.« Sie wandte sich Anna zu und sah sie an. In ihren Augen lag eine sonderbare Leere.
    »Ich bin gekommen, Euch um Verzeihung zu bitten«, sagte Anna. »Ich war der Ansicht, Ihr hättet keinen Anspruch auf die Absolution dafür, dass Ihr Ioanna den Gatten genommen habt, als sie im Sterben lag. Das war in geradezu absurder Weise anmaßend von mir. Es geht mich nicht im Geringsten an, und ich habe kein Recht, so zu denken.«
    Theodosia zuckte leicht mit den Achseln. »Ja, so ist es wohl, aber ich nehme Eure Entschuldigung an. Ich habe die Absolution der Kirche, und allein darauf kommt es an.« Sie wandte sich halb ab.
    »Euren Augen und Eurem ganzen Gesicht ist anzusehen, dass es darauf in keiner Weise ankommt, denn Ihr glaubt nicht daran.«
    »Das hat nichts mit Glauben zu tun, sondern mit Tatsachen. Das hat Bischof Konstantinos selbst gesagt«, gab Theodosia in schroffem Ton zurück. »Und ich darf Euch an Eure eigenen Worte erinnern: Es geht Euch nicht im Geringsten an.«
    »Habt Ihr die Absolution der Kirche oder die Gottes?« Anna war nicht bereit, sich abwimmeln zu lassen.
    Theodosia sagte zögernd: »Ich bin nicht sicher, ob ich in Eurem christlichen Sinn an

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