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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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sein«, gab Simonis zurück. » Wir müssen die Wahrheit herausbekommen und ihn zurückholen. Versucht es weiter. Ich werde schon neue Freunde finden. Jetzt solltet Ihr zu Bett gehen. Es ist schon spät.«

KAPİTEL 7
    Anfang Oktober schickte Zoe einen Boten mit der Aufforderung an Anna, sogleich zu kommen. Sie fühlte sich von Zoe angezogen wie von einer Flamme, und ihr ging auf, dass die Frau gefährlich, unberechenbar und bisweilen zerstörerisch war. Andererseits aber konnte sie von ihr Aufklärung erwarten. Anna brauchte unbedingt weitere Angaben.
    Bei ihrem Eintreffen wurde sie sogleich empfangen, was einem Kompliment gleichkam. Über einer weinroten Tunika trug Zoe eine hellere Dalmatika, deren Saum gold – und bernsteinfarben bestickt war und die eine mit Bernstein besetzte riesige goldene Spange an der Schulter zusammenhielt. Zusammen mit der Halskette aus Bernstein und den goldenen Ohrringen mit Bernsteinperlen sowie Zoes topasfarbenen Augen und dem tiefen Bronzeton ihres Haares machte das Ganze einen atemberaubenden Eindruck.
    Mit den Worten »Ah, Anastasios!« trat sie lächelnd auf Anna zu. »Wie geht Eure Praxis? Meine Freundinnen haben mir Gutes über Euch berichtet.«

    Diese höfliche, mit einem Lob gewürzte Nachfrage diente zugleich als Mahnung, nicht zu vergessen, dass sie ihr die Mehrzahl ihrer guten Patienten – also jener, die Geld hatten, prompt zahlten und sie weiterempfahlen – zu verdanken hatte.
    »Gut, und es geht von Tag zu Tag besser«, gab sie zurück. »Ich danke Euch für Eure Vermittlung.«
    »Es freut mich, dass ich Euch damit von Nutzen sein konnte.« Mit einer eleganten Bewegung ihrer von zahlreichen Ringen geschmückten Hand, an der Anna die scharfen Nägel auffielen, wies sie zum Tisch, auf dem ein Krug mit Wein, Gläser und eine grüne Schale voll Mandeln standen.
    »Danke«, sagte Anna, als nehme sie die Einladung an, ohne sich aber zu rühren. Sie war zu angespannt, konnte es nicht abwarten zu erfahren, was Zoe von ihr wollte. Sie machte einen durchaus gesunden Eindruck, was sicher teilweise auf ihre eigenen Salben und Tinkturen, sicher aber auch auf ein großes Maß an Willenskraft zurückging.
    » Womit kann ich Euch dienen?«, erkundigte sich Anna. Sie hatte gelernt, Frauen weder Komplimente zu machen, als wäre sie ein richtiger Mann, noch Mitgefühl zu zeigen, wie das eine Frau getan hätte.
    Zoe lächelte amüsiert. »Ihr kommt rasch zur Sache. Habe ich Euch vom Krankenlager eines anderen Patienten weggeholt?« Sie sondierte das Gelände, wollte sehen, wie sicher sich Anna auf dem schmalen Grat zwischen Schmeichelei und Wahrheitsliebe bewegte, wie weit es ihr gelang, ihre Würde zu wahren, zu erreichen, dass man ihre Heilkunst achtete – und zugleich für alles bereit zu sein, was Zoe von ihr verlangte. Noch konnte sie es sich nicht leisten, sich zu verweigern, und das war beiden bewusst. Auch
wenn Zoe im Augenblick keine Patientin war, wäre es von Anna geradezu vermessen gewesen, sich einzubilden, sie verkehrten auf gesellschaftlicher Ebene miteinander. Sie war lediglich ein Eunuch aus der Provinz, der sich seinen Lebensunterhalt verdiente, während Zoe, Nachfahrin einer Familie des byzantinischen Hochadels, nicht einfach eine alteingesessene Bewohnerin der Stadt Konstantinopel war, sondern beinahe so etwas wie die Verkörperung von deren Seele.
    Mit leichtem Lächeln fragte Anna vorsichtig: »Geht es etwa nicht um medizinische Dinge?«
    In Zoes Augen tanzte Belustigung, während sie lachend sagte: »Aber ja. Eine gute Bekannte, eine junge Frau namens Euphrosyne Dalassena, hat ein ziemlich unangenehmes Hautleiden. Da Ihr Euch mit dieser Art Krankheit auszukennen scheint, habe ich ihr gesagt, dass Ihr sie aufsuchen werdet.«
    Obwohl Anna stillschweigend ihren Ärger darüber herunterschluckte, dass Zoe auf diese anmaßende Weise über sie verfügte, begriff diese, was das kurze Aufblitzen in Annas Augen zu bedeuten hatte. Sie war zufrieden.
    » Wenn Ihr mir sagt, wo ich sie finde, werde ich hingehen«, gab Anna zurück.
    Zoe nickte langsam und nannte ihr die Straße. »Es ist übrigens dringend. Seht sie Euch bitte aufmerksam an, und achtet nicht nur auf ihren Körper, sondern auch auf ihren Geist. Mir liegt sehr daran, dass es ihr besser geht. Versteht Ihr?«
    »Ich werde Euch gern über den Verlauf ihrer Heilung berichten«, gab Anna zurück.
    »Mir liegt nichts an ihrer Haut!«, fuhr Zoe sie an. »Ich bin sicher, dass Ihr das Nötige veranlassen werdet. Sie

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