Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
offizielle Polizeifotografen zur Verfügung stehen, aber wir können nicht zulassen, dass nicht genehmigte Aufnahmen die Runde machen. Sie müssen leider draußen bleiben.«
Der Reporter versuchte es mit seinem freundlichsten Lächeln. »Ach, kommen Sie, Laz. Jerry ist ein braver Junge. Er wird auch bestimmt keine reißerischen Horrorfotos machen, nicht wahr, Jerry?«
Jerry schien einen Moment verwirrt, und Logan war klar, dass er Anweisung hatte, genau solche Fotos zu machen.
»Tut mir Leid. Sie und sonst niemand.«
»Mist.« Miller nahm seine Pelzmütze ab und schüttelte den Schnee in den Fußraum vor dem Rücksitz. »Tja, tut mir auch Leid, Jerry. Du musst im Wagen warten. Unter dem Fahrersitz ist ’ne Thermoskanne mit Kaffee. Und friss nicht die ganzen Ingwerplätzchen auf.«
Halblaut fluchend kletterte der Fotograf aus dem Wagen, hinaus in das Gedränge der Journalisten und das unverändert dichte Schneegestöber.
»Okay«, sagte Logan, als sie im Schritttempo durch die wirbelnden Flocken fuhren. »Nur damit wir uns über die Regeln einig sind: Wir behalten uns das Recht vor, alles, was Sie schreiben, redaktionell zu bearbeiten. Wir liefern die Fotos. Wenn es irgendetwas gibt, was wir nicht in der Zeitung haben wollen, weil es die Ermittlungen gefährdet, dann drucken Sie es nicht.«
»Und ich kriege das volle Exklusivrecht. Sie bieten niemandem sonst an, was Sie mir anbieten.« Millers Lächeln war geradezu unverschämt.
Logan nickte. »Und wenn Sie auch nur ein schlechtes Wort über DI Insch verlieren, bringe ich Sie höchstpersönlich um.«
Miller lachte und hob die Hände in gespielter Kapitulation. »Ganz ruhig, Tiger. Die Primadonna wird nicht mehr behelligt. Abgemacht ist abgemacht.«
»Die am Einsatz beteiligten Beamten haben Anweisung, Ihre Fragen zu beantworten. Solange sie angemessen sind.«
»Wird Ihre knackige kleine Polizistin auch dabei sein?«
»Nein.«
Miller schüttelte betrübt den Kopf. »Schade. Ich hätte da eine ziemlich unangemessene Frage an sie gehabt.«
Zunächst einmal mussten sie in ihre Biohazard-Schutzanzüge steigen und die Gasmasken anlegen. Dann begann Logan mit der Führung. Gebäude Nummer eins: leer bis auf ein paar Reste von Schleim und Moder. In Nummer zwei bekam Miller zum ersten Mal eine ordentliche Lunge voll von dem Gestank ab. Er wurde erstaunlich still, als sie eintraten und zwischen den verwesenden Fellbündeln herumstaksten.
Die schiere Größe des Haufens war wirklich überwältigend. Selbst nachdem die Hälfte der toten Tiere bereits in die Müllcontainer draußen im Hof verfrachtet worden war, lagen noch hunderte hier herum. Dachse, Hunde, Katzen, Kaninchen, Möwen, Krähen, Tauben, auch das eine oder andere Reh. Was auch immer auf Aberdeens Straßen den Tod gefunden hatte, war hier versammelt. Und moderte langsam vor sich hin.
Ein Loch in dem Aashaufen war mit Absperrband gesichert. Das war die Stelle, wo sie das kleine Mädchen gefunden hatten.
»Mein Gott, Laz«, sagte Miller, seine Stimme durch die Atemschutzmaske gedämpft. »Das ist ja wirklich beinhart!«
»Wem sagen Sie das?«
Sie fanden den Suchtrupp in Gebäude drei. Die Beamten, gekleidet in die gleichen blauen Schutzanzüge, wie Logan und Miller sie trugen, arbeiteten sich mit den Händen durch die Berge von verwesenden Kadavern.
Einen nach dem anderen hoben sie sie auf, legten sie auf einen Tisch, um sie zu untersuchen, und warfen sie dann in die Container, in denen sie abtransportiert werden sollten.
»Warum hier?«, fragte Miller. »Wieso leeren sie nicht das Gebäude aus, in dem das kleine Mädchen gelegen hat?«
»Philips hat die Gebäude durchnummeriert.« Logan wies auf die offene Tür. »Von eins bis fünf. Nummer sechs ist das Wohnhaus. Sein Plan muss gewesen sein, sie alle voll zu bekommen. Eins nach dem anderen.«
Zwei Constables zerrten eine räudig aussehende Spaniel-Labrador-Promenadenmischung aus dem Haufen und schleppten das Tier zum Tisch.
»Das hier ist das Gebäude, das er gerade in Arbeit hatte. Wenn er Peter Lumley entführt hat, dann muss die Leiche hier drin sein.«
Logan konnte Millers fragenden Blick durch die Schutzbrille hindurch erkennen. »Wenn Sie nach einer weiteren Kinderleiche suchen, wieso gehen Sie dann so vor? Warum nehmen Sie jedes Vieh einzeln unter die Lupe? Anstatt den ganzen Scheiß einfach rauszuhauen, bis Sie den Jungen gefunden haben?«
»Weil wir vielleicht nicht nach dem ganzen Jungen suchen. Es gibt nämlich ein Teil von David
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