Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
Reid, das noch immer vermisst wird.«
Miller starrte den Haufen aus toten Geschöpfen an, die Polizistinnen und Polizisten, die ihn von Hand abtrugen. »Du liebe Zeit. Sie suchen seinen Pimmel? Da drin? Leck mich am Arsch, Ihr verdient wirklich alle einen Orden! Oder einen Besuch beim Psychiater …« Ein weiteres Kaninchen landete auf dem Tisch, wurde kurz inspiziert und dann in den Abfallcontainer geworfen. »Ach du Scheiße …«
Draußen versanken die Container nach und nach im Schnee. Eine dicke Schicht lag schon obenauf, und Schneewehen kletterten an den Seiten empor. Ein höchst unangenehmer Gedanke schoss Logan durch den Kopf, als er zusah, wie eine Schaufel voll soeben untersuchter Kadaver in einen der Container gestopft wurde.
Das Laufen mit Gummistiefeln im Tiefschnee war etwas beschwerlich, aber Logan schaffte es noch rechtzeitig. Gerade wurde die letzte Möwe hineingekippt. »Augenblick mal«, sagte er und packte den Mann mit der Schaufel am Ärmel. Nein, kein Mann – es war eine Frau. Schwer zu erkennen bei den unförmigen Schutzanzügen.
»Was haben Sie mit dem ursprünglichen Inhalt gemacht?«
Durch die wirbelnden weißen Flocken hindurch starrte sie ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Was?«
»Der ursprüngliche Inhalt – die Stadt hatte doch schon begonnen, diese Container zu füllen. Wohin haben Sie die Kadaver geschafft, die schon drin waren? Haben Sie die auch schon untersucht?«
Die betroffene Miene der Polizistin zeigte an, dass sie schlagartig begriffen hatte. »Scheiße!« Sie feuerte ihre Schaufel vor sich in den Schnee. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Drei tiefe Atemzüge, und dann: »Verzeihung, Sir. Wir sind schon den ganzen Tag hier zugange. Wir haben die Kadaver einfach reingeworfen. Niemand ist auf die Idee gekommen, sich das Zeug anzuschauen, das vorher schon drin war.« Sie ließ die Schultern sinken, und Logan wusste sehr gut, wie sie sich fühlte.
»Kommen Sie. Wir leeren das Ding hier in Gebäude eins aus und überprüfen den Inhalt auf der Stelle. Eine Gruppe macht da weiter, wo sie gerade ist, die andere nimmt sich diese Ladung vor.« Ha, welch ein Spaß. »Ich überbringe dem Team die frohe Botschaft.« Warum auch nicht?, dachte er bei sich. Sie hassen mich ja sowieso schon. Dann kann ich ihnen auch gleich einen guten Grund liefern.
Die Botschaft kam so schlecht an, wie Logan befürchtet hatte. Das Einzige, was ihre Laune ein wenig hob, war die Tatsache, dass er bereit war, selbst mit anzupacken. Wenigstens für eine Weile.
Und so verbrachte Logan den Nachmittag. Miller – das musste man ihm immerhin lassen – war sich nicht zu schade, selbst zur Schaufel zu greifen. Der Spaniel-Labrador-Mix war diesmal ziemlich weit oben im Haufen. Die Letzten werden die Ersten sein. Langsam, ganz langsam arbeiteten sie sich durch den Inhalt des Müllcontainers.
Logan war sich sicher, dass er ein und dasselbe aufgeplatzte Kaninchen gerade zum dreißigsten Mal untersucht hatte, als das Geschrei losging.
Eine Gestalt kam aus Gebäude Nummer drei gestürzt und hielt sich die Hand vor die Brust. Der Mann rutschte im Schnee aus und fiel flach auf den Rücken. Das Geschrei verstummte vorübergehend, als ihm die Luft wegblieb.
Die Helfer ließen von ihren Aashaufen ab und liefen auf den Gestürzten zu. Logan kam just in dem Augenblick an, als er wieder zu schreien anfing.
Blut sickerte aus einem kreisförmigen kleinen Loch in der Handfläche des Handschuhs, den der Constable trug. Das Opfer riss sich die Atemmaske und die Schutzbrille herunter. Es war Constable Steve. Er ignorierte die Stimmen, die ihn aufforderten, sich zu beruhigen, und zog sich den blutigen Handschuh von der verletzten Hand. Genau in dem fleischigen Polster zwischen Daumen und Zeigefinger klaffte eine ausgefranste Wunde. Dunkelrotes Blut quoll rhythmisch daraus hervor und sickerte an dem blauen Plastikoverall hinunter in den Schnee.
»Was haben Sie gemacht?«
Constable Steve schrie sich nur weiter die Lunge aus dem Leib, bis ihm jemand eine knallte. Logan konnte es nicht genau erkennen, aber es schien sich um Simon »das Arschloch« Rennie zu handeln.
»Steve!«, sagte Rennie, während er schon zur nächsten Ohrfeige ausholte, »was ist passiert?«
Constable Steves weit aufgerissene, panische Augen zuckten zwischen dem Gebäude und seiner blutenden Hand hin und her. »Ratte!«
Irgendjemand zog seinen Gürtel unter dem Overall hervor, schlang ihn um Steves Handgelenk und zog ihn fest.
»Mein
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