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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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sich ins Wettbüro bemühen sollten, aber ein bisschen plötzlich! Er lehnte sich schwer auf das Geländer, das die Läden vom Parkplatz trennte. Desperate Doug hatte sich aus dem Staub gemacht, aber er war schließlich kein junger Hüpfer mehr. Allzu weit konnte er noch nicht gekommen sein.
    Links: nichts als die leere Straße und parkende Autos, die im Schneegestöber abwechselnd verschwanden und wieder auftauchten. Rechts: ein graues Einerlei von Wohnblocks aus Backstein und Beton. Noch mehr parkende Autos. Und eine Gestalt, die in einem der seelenlosen, düsteren Gebäude verschwand.
    Logan stieß sich vom Geländer ab und machte sich mit unsicheren Schritten an die Verfolgung. Hinter ihm kam Quebec 3–1 mit röhrendem Motor, Blaulicht und heulender Sirene auf den Parkplatz gerauscht.
    Der Wind trieb Logan Eisnadeln ins Gesicht, als er sich mühsam vorankämpfte. Der Asphalt unter seinen Sohlen war tückisch glatt; jedes Mal, wenn er einen Fuß in den Schneematsch setzte, drohte er das Gleichgewicht zu verlieren. Jetzt stapfte er den Fußweg zum Eingang des Gebäudes hinauf, in dem Doug verschwunden war, erklomm die wenigen Stufen und schob sich durch die Tür. Im Hauseingang war es still und kalt; sein Atem bildete kleine Nebelwolken. Dunkle Flecken um die Wohnungseingänge herum, die sich tannenbaumförmig von Hüfthöhe bis zum Boden ausbreiteten, markierten die Stellen, wo Hausbewohner ihren Nachbarn wiederholt vor die Tür gepinkelt hatten. Der säuerlichscharfe Geruch erfüllte den kalten Hausflur.
    Logan bremste mit schlitternden Sohlen ab und rang nach Atem. Seine Augen brannten in der uringeschwängerten Luft. Doug konnte in irgendeiner dieser Wohnungen verschwunden sein. Oder er hatte sich irgendwo in der Nähe versteckt, vielleicht hinter der Treppe. Vorsichtig schlich er sich an und lugte um die Ecke, doch von Desperate Doug war nichts zu sehen. Dann entdeckte er, dass die Hintertür nur angelehnt war.
    »Verdammt.« Logan holte tief Luft und rannte durch den Hintereingang wieder hinaus in den Schnee.
    Die Gebäude waren so angeordnet, dass zwischen zwei Reihen von drei- bis vierstöckigen Wohnblocks immer ein Streifen Rasen zum Trocknen der Wäsche lag. Vom Rasen war allerdings im Moment nicht viel zu sehen. Frische Fußspuren, die der fallende Schnee schon wieder zu verwischen begann, führten zu dem gegenüberliegenden Gebäude.
    Logan folgte ihnen im Laufschritt bis zum Eingang und stürmte gleich auf der anderen Seite wieder hinaus. Die nächste Straße, die nächste Reihe Wohnblocks. Direkt vor sich hörte er eine Tür knallen, und sofort rannte er schlitternd den Weg hinunter, über die Straße, durch die Tür, durch den Hausflur und auf der anderen Seite wieder hinaus. Nur dass ihn diesmal nicht noch eine Reihe düsterer grauer Häuser erwartete. Diesmal war da nur ein zwei Meter hoher Maschendrahtzaun, der den Rasen hinter dem Haus von einem Streifen wild wuchernden Gestrüpps trennte. Durch die Maschen waren in einiger Entfernung Industrieanlagen zu erkennen, und dahinter ein paar Hochhäuser: Tillydrone.
    Desperate Doug MacDuff war gerade im Begriff, über den hohen Zaun zu klettern.
    »Halt, stehen bleiben!« Logan lief durch den Schnee über das Rasenstück und bremste schlitternd vor dem Zaun – doch da war Doug auch schon wieder verschwunden. »Was bist du – so ’ne Art David Copperfield für Arme?«
    Als Logan am Zaun hinaufkletterte, sah er plötzlich, wie Desperate Doug es geschafft hatte, so schnell zu verschwinden. Der Zaun bildete die Grenze zwischen der Wohnsiedlung Sandilands und der Bahnlinie, die nach Norden aus der Stadt herausführte. Unter Büschen und Gestrüpp verbarg sich ein tiefer, breiter, künstlich angelegter Graben, an dessen Grund die Gleise verliefen. Doug war bis zum Fuß der steilen Böschung auf dieser Seite gerutscht.
    Der alte Mann lief jetzt nicht mehr sehr schnell. Er bewegte sich in einem schlingernden Trott und hielt einen Arm vor die Brust, während er die Gleise entlangstolperte.
    Logan rollte sich über den Zaun und sprang ab. Er landete hart auf dem Boden, und sofort rutschten ihm die Füße weg. Die Schwerkraft besorgte den Rest. Er kullerte die Böschung hinunter wie ein Felsbrocken, schrammte durch Ginster und Farn und klatschte auf den harten Kies am Fuß des Einschnitts. Blut sickerte aus einer Schnittwunde in seinem Handrücken. Sein Kopf, unsanft gebremst durch den Kies, dröhnte wie eine Glocke. Aber am allerschlimmsten waren die

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