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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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lädierten Körper zu betasten und zu inspizieren. Mit einem tiefen Seufzer straffte sie die Schultern und ging an ihre Arbeit.
    Logan ließ einen Beamten kommen, der an Desperate Dougs Bett Wache halten sollte, und überließ sie alle ihrem Schicksal. Draußen auf dem Flur wäre er fast über eine Krankenschwester gestolpert, die einen mit Medikamenten beladenen Wagen vor sich her schob. Er drehte den Kopf, um sich zu entschuldigen, und blickte in ein bekanntes Gesicht. Nur dass Lorna Hendersons Mutter jetzt ein riesiges Veilchen mit sich herumtrug. Sie hatte versucht, es mit ein paar Zentimetern Make-up zu kaschieren, aber der Bluterguss schimmerte immer noch durch. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Eine nervöse Hand flatterte zu dem geschwollenen Auge hinauf, und sie zwang sich zu einem Lächeln. »Klar«, antwortete sie, doch ihre Stimme war brüchig. »Mir geht’s prima. Und Ihnen?«
    »Hat jemand Sie geschlagen, Mrs. Henderson?«
    Sie strich ihre blaue Uniform glatt und verneinte. Sie habe sich den Kopf an einer Tür gestoßen. Es sei ein Unfall gewesen, weiter nichts.
    Logan antwortete mit DI Inschs patentierter Schweigemethode.
    Nach und nach verflog das aufgesetzte Lächeln, und es blieb nur das bleiche, verquollene Gesicht zurück. »Kevin war da. Er hatte getrunken.« Sie befingerte das Namensschild an ihrer Brust, ohne Logan in die Augen zu sehen. »Ich dachte, er käme zu mir zurück. Ich dachte, er hätte dieses flachbrüstige Flittchen endlich vor die Tür gesetzt. Aber er sagte, es sei nur meine Schuld, dass Lorna tot ist. Ich hätte sie niemals zwingen dürfen, aus dem Auto auszusteigen. Ich hätte sie umgebracht …« Sie blickte auf, und im Schein der Leuchtstoffröhren funkelten Tränen in ihren Augen. »Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass wir das gemeinsam durchstehen könnten. Dass ich ihn immer noch liebe. Dass ich weiß, dass er mich immer noch liebt.« Eine einzelne dicke Träne quoll über das Lid und rann an ihrer Wange hinunter. Sie wischte sie mit dem Handrücken ab. »Er hat sich aufgeregt und ist noch lauter geworden. Und dann hat er … Ich habe es nicht besser verdient! Es war alles meine Schuld! Er kommt nie mehr zu mir zurück …« Mit tränenüberströmtem Gesicht lief sie davon und ließ den Medikamentenwagen einfach stehen.
    Logan sah ihr nach, als sie durch eine Doppeltür verschwand, und seufzte.
    Constable Watson saß im Wartebereich. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und hielt sich ein Knäuel Toilettenpapier vors Gesicht. Das Papier war leuchtend rot.
    »Was macht Ihre Nase?«, fragte Logan und ließ sich auf den Plastikstuhl neben ihr sinken. Er versuchte, nicht allzu sehr zu zittern.
    »Bnutet«, antwortete sie und schielte ihn aus dem Augenwinkel an, ohne den Kopf zu bewegen. »Wenigstens ist sie nicht gebnochen, gnaub ich. Was macht unser Gefangener?«
    Logan zuckte die Achseln, was er jedoch augenblicklich bereute. »Und wie geht’s den anderen?«, fragte er. Seine Stimme war nur ein qualvolles Krächzen.
    Constable Watson deutete in Richtung der Behandlungsräume am Ende des Flurs. »Einer von den Hundeführern muss sich die Rippen durchchecken lassen. Die anderen haben nichts abgekniegt.« Sie lächelte und zuckte gleich darauf zusammen. »Aua … Einer von den Typen aus dem Wettbüro hat seine Schneidezähne eingebüßt.« Sie sah ihn wieder an und bemerkte, dass Logan schon zum x-ten Mal, seit er sich zu ihr gesetzt hatte, seinen Hals befühlte. »Und Sie – alles okay?«
    Logan zog seinen Hemdkragen herunter und ließ sie seinen Hals mit den prächtigen Würgemalen bewundern.
    Watson zuckte erneut zusammen, aber diesmal aus Mitgefühl. Desperate Dougs Fingerabdrücke zeichneten sich als rote und violette Flecken deutlich auf der blassen Haut ab. Die zwei größten Blutergüsse saßen direkt links und rechts der Luftröhre, wo die Daumen des alten Mannes ihm beinahe die Seele aus dem Leib gequetscht hätten.
    »Mein Gott, was ist denn passiert?«
    »Ich bin irgendwie gefallen und kam nicht mehr hoch.« Logan rieb sich wieder den Hals. »Und Mr. MacDuff wollte daraus einen Dauerzustand machen.« Das Blitzen der Klinge im Licht. Wieder schüttelte es ihn.
    »Der alte Bastard!«
    Logan hätte beinahe gelächelt. Es war schön, zur Abwechslung mal jemanden zu treffen, der auf seiner Seite war.
    DI Insch reagierte weniger verständnisvoll. Als sie ins Präsidium zurückkamen – Logan mit einem neuen Vorrat an Schmerztabletten, Constable Watson mit der

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