Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
Schmerzen, die in seinem Bauch wüteten. Ein Jahr war es nun her, und noch immer quälte ihn Angus Robertson, das Monster von Mastrick.
    Hier unten, zwischen den hohen Böschungen links und rechts des Bahndamms, war vom Wind nichts mehr zu spüren. Die Flocken fielen ruhig und stetig und senkten sich in der unbewegten Luft wie eine Decke herab.
    Logan lag stöhnend auf der Seite und kämpfte gegen die Übelkeit an, ohne auf den Schnee zu achten, der auf ihn herabrieselte. Er konnte sich ohnehin kaum rühren. Aber Desperate Doug konnte er genau sehen, und er beobachtete, wie der alte Mann einen Blick über die Schulter riskierte und den Polizisten, der ihn gejagt hatte, blutend neben den Gleisen liegen sah. Er blieb stehen, drehte sich um und beobachtete Logan, während er in tiefen, rasselnden Zügen nach Luft rang und sein Atem als weißer Nebel aufstieg.
    Und dann begann er über die Gleise auf Logan zuzugehen. Er griff in die Tasche, und plötzlich blitzte ein metallischer Gegenstand in seiner Hand auf. Etwas Spitzes, Scharfes.
    Eiskaltes Wasser strömte durch Logans Adern. »O Gott …«
    Er versuchte sich auf die Seite zu wälzen, sich aufzurappeln, ehe Desperate Doug ihn erreichte. Aber die Schmerzen in seinem Bauch waren einfach zu viel, selbst mit dem Tod vor Augen, der langsam über die Gleise auf ihn zukam.
    »Hättest mir ja nicht nachrennen müssen.« Dougs Worte kamen in keuchenden Stößen. »Hättest dich ja auch um deinen eigenen Scheißdreck kümmern können. Jetzt muss ich dir leider eine Lektion erteilen, Mr. Bullenschwein.« Er hielt den glänzenden Gegenstand hoch: Es war ein Teppichmesser, die Klinge ganz ausgefahren.
    »O Gott, nein …« Es passierte wieder!
    »Ich ess ja für mein Leben gern Schinken.« Dougs Gesicht war krebsrot, von Fältchen und aufgeplatzten Äderchen übersät. Sein milchig weißes, totes Auge hatte die Farbe des Schnees, sein schiefes Lächeln ließ ein nikotinbraunes Gebiss sehen. »Aber das Wichtigste beim Schinken ist, dass man ihn in ganz dünne Scheiben schneiden muss.«
    »Nein …« Verzweifelt versuchte Logan wieder, sich auf die Seite zu drehen.
    »Ach, du wirst doch jetzt nicht anfangen zu heulen, Mr. Bullenschwein? Plärren wie ein kleines Baby? Na, ich könnt’s dir kaum verübeln. Wird nämlich tierisch wehtun!«
    »Nein … bitte! Das haben Sie doch nicht nötig!«
    »Nein?« Doug lachte, doch das Lachen ging sofort in einen schleimigen, rasselnden Husten über, der einen Batzen schwarz-roten Auswurfs produzierte. »Was«, fragte er, als er endlich wieder zu Atem gekommen war, »was hab ich denn zu verlieren? Hm? Ich hab Krebs, Mr. Bullenschwein. Dieser freundliche kleine Mann im Krankenhaus sagt, ich hab noch ein Jahr zu leben, zwei, wenn’s hochkommt. Und das werden beschissene Jahre sein. Und ihr Schweine wollt mir an den Kragen, stimmt doch, oder?«
    Logan biss die Zähne zusammen und stemmte sich vom Boden hoch. Er hatte es gerade geschafft, sich auf die Knie zu erheben, als Doug einen Fuß auf seinen Rücken pflanzte und ihm einen kräftigen Stoß versetzte. Logan schlug hart mit der Brust auf dem Boden auf. »Aaaaaaaaaaaa …«
    »Weißt du, ihr Schweine würdet mich nämlich wieder einlochen. Und da würd ich nie mehr lebend rauskommen. Nicht mit dem Krebs, der mir die Lungen und die Knochen zerfrisst. Also, was können sie mir schon antun, wenn ich dich aufschlitze? Ich bin sowieso tot, bevor meine Strafe um ist. Was ist da ein Toter mehr oder weniger, hä?«
    Logan stöhnte und wälzte sich auf den Rücken. Er spürte die kalten Schneeflocken auf seinem Gesicht. Sprich mit ihm. Er darf nicht aufhören zu reden, dann kommt vielleicht irgendwann jemand vorbei. Einer von den Uniformierten. Constable Watson. Irgendjemand. Bitte, lieber Gott, lass jemanden vorbeikommen! »Ist das … Ist das der Grund, weshalb Sie Geordie Stephenson umgebracht haben?«
    Doug lachte. »Was soll das? Denkst wohl, wir halten hier ’nen gemütlichen Plausch, und ich gesteh alles? Lass den alten Knacker nur reden, dann packt er schon aus, hm?« Er schüttelte den Kopf. »Du guckst zu viel Fernsehen, Mr. Bullenschwein. Das Einzige, was hier ausgepackt wird, sind deine Eingeweide.« Er schwenkte das Teppichmesser und grinste dazu.
    Logan trat ihm ans Knie. Mit aller Kraft. Ein lautes Knacken war zu hören, und Doug brach zusammen, ließ das Messer fallen und hielt sich die kaputte Kniescheibe. »Ah, du Schweinehund!«
    Logan sog zischend die Luft durch die Zähne ein,

Weitere Kostenlose Bücher