Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
während er sich auf die Seite drehte und wieder zutrat. Diesmal traf er den alten Mann an der Schläfe und verpasste ihm eine klaffende, sieben oder acht Zentimeter lange Wunde.
Doug ächzte und hielt sich den blutenden Schädel, als Logan ihm erneut einen gezielten Tritt an den Kopf versetzte. Zwei seiner Finger brachen unter Logans Stiefel. »Dreckiges Arschloch!«
Er mochte alt und voller Krebs sein, aber Doug MacDuff war hart im Nehmen, und er hatte sich diesen Ruf in den übelsten Gefängnissen, mit denen Schottland aufwarten konnte, redlich verdient. Und zwar auf die harte Tour. Taumelnd und mit gefletschten Zähnen wich er zurück, um sich außer Trittweite zu bringen. Und dann fiel er mit einem Satz über Logan her, schlang die nikotinfleckigen Hände um seinen Hals und drückte zu. Sein zerfurchtes Gesicht war brutal und hasserfüllt, als er den Detective Sergeant würgte, der ihn gejagt hatte.
Logan packte die Hände, die seinen Hals umfasst hielten, und versuchte, sie wegzuziehen, doch der Griff des Alten war wie ein Schraubstock. Schon sah er alles wie durch einen roten Schleier, und von dem Druck in seinem Schädel dröhnten ihm die Ohren. Er ließ mit einer Hand los, ballte sie zur Faust und ließ sie von der Seite in Dougs Gesicht krachen. Der alte Mann stöhnte auf, ließ aber nicht locker. Mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht schlug Logan wieder und wieder zu, bis das Blut aus Dougs Wunden um seinen Kopf herum in den Schnee troff und ihn rosa färbte. Er kämpfte jetzt um sein Leben. Noch einmal ließ er die Faust auf Dougs Schädel krachen, hörte den Kieferknochen knacken und sah, wie das trübe, blinde Auge sich schloss. Er schlug und schlug mit aller Kraft, während es um ihn herum allmählich dunkel wurde … so lange, bis endlich die Hände, die Logans Hals umklammerten, erschlafften und der alte Mann leblos zusammensank. Er rollte seitwärts von Logan herunter und blieb blutend im Schnee liegen.
29
Sie brachten Douglas MacDuff auf dem schnellsten Weg in die Notaufnahme, von wo er unverzüglich in einen Behandlungsraum gefahren wurde. Er sah aus wie der Tod persönlich. Sein runzliges, zerfurchtes Gesicht war mit einem Netz von dunkelroten Blutergüssen überzogen, die sich rapide ausbreiteten. Sein Atem ging flach und rasselnd. Während der Fahrt mit dem Rettungswagen zur Aberdeen Royal Infirmary war er nicht zu Bewusstsein gekommen, hatte nur reglos dagelegen und aus den Wunden in seinem ramponierten Gesicht geblutet.
Die Rettungssanitäter hatten während der ganzen Fahrt kein Wort mit Logan gesprochen. Nicht, seit sie erfahren hatten, dass er derjenige war, der den Rentner zusammengeschlagen hatte.
Logan stand schweigend daneben und zitterte, während eine Krankenschwester behutsam Desperate Dougs Hemd aufknöpfte.
Sie blickte auf und sah Logan am Fuß des Bettes stehen. »Sie müssen nach draußen gehen«, beschied sie ihm, während sie den alten Mann mit einer Reihe von Monitoren verkabelte und ein rhythmischer Piepston seinen Herzschlag anzuzeigen begann. »Er ist schwer zusammengeschlagen worden.«
»Ich weiß.« Logan ließ die Tatsache unerwähnt, dass er derjenige war, der ihn zusammengeschlagen hatte. Seine Stimme klang rau, das Sprechen tat ihm weh.
»Sind Sie ein Verwandter?« Ihre Miene war besorgt und zugleich professionell.
»Nein. Ich bin Polizist. DS McRae.«
Sie hielt inne, und ihr Blick wurde plötzlich kalt. »Ich hoffe, Sie erwischen den Dreckskerl, der das getan hat, und bringen ihn lebenslänglich hinter Gitter! Einen alten Mann so zusammenzuschlagen!«
Und dann kam der Arzt, ein kleiner Mann mit schütterem Haar, einem Klemmbrett und einem gestressten Gesichtsausdruck. Dass Logan Polizeibeamter war, interessierte ihn nicht. Kein Unbefugter durfte im Zimmer bleiben, während der Patient untersucht und behandelt wurde.
»Sein Name ist Douglas MacDuff«, sagte Logan, bemüht, seine heisere Stimme unter Kontrolle zu halten. »Er ist der Hauptverdächtige in einem Mordfall. Er muss als extrem gefährlich eingestuft werden.«
Die Schwester trat vom Bett zurück und wischte sich die Hände an ihrem blauen Kittel ab. Ihre Latexhandschuhe quietschten leise, während im Hintergrund die Apparate weiter piepsten und summten.
Logan rieb sich vorsichtig den Hals. »Ich werde einen Beamten abstellen, um ihn zu bewachen«, sagte er und schluckte krampfhaft.
Die Schwester sah ihn an und lächelte unsicher, doch der Arzt hatte sich schon darangemacht, Dougies
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