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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Wand dort. Es ist durchaus möglich, dass eins von denen diesem perversen Schwein über den Weg gelaufen ist.«
    »Ja, Sir.«
    »Und übrigens, Logan«, sagte der DI, indem er die Weingummitüte sorgfältig zusammenrollte und zurück in die Tasche steckte, »ich hatte einen Anruf von der Zeitung. Angeblich sind Sie da aufgekreuzt und haben sich ihren neuen Starreporter ein bisschen vorgeknöpft.«
    Logan nickte. »Colin Miller, hat früher für den Scottish Star gearbeitet. Er ist derjenige, der …«
    »Habe ich Sie etwa dazu aufgefordert, die Presse gegen uns aufzubringen, Sergeant?«
    Logans Mund klappte zu. Nach einer Pause machte er ihn wieder auf. »Nein, Sir. Wir waren zufällig in der Gegend, und da dachte ich mir …«
    »Sergeant«, sagte DI Insch langsam und betont, »es freut mich zu hören, dass Sie denken. Das ist ein gutes Zeichen. Etwas, worin ich meine Beamten voll und ganz bestärke.« Da hing noch ein dickes, fettes Aber dran; Logan sah es schon kommen. »Aber ich rechne normalerweise nicht damit, dass Sie ohne Erlaubnis losziehen und der örtlichen Presse auf die Füße treten. Wir werden Aufrufe an die Bevölkerung veröffentlichen müssen. Wir werden Schadensbegrenzung betreiben müssen, wenn irgendjemand bei den Ermittlungen Mist baut. Und deshalb müssen wir diese Leute auf unserer Seite haben.«
    »Heute Morgen haben Sie gesagt …«
    »Heute Morgen habe ich gesagt, dass ich den Kerl, der mit der Presse geredet hat, an die Wand nageln werde, und das werde ich auch tun. Da haben wir Mist gebaut, nicht die Zeitung. Verstanden?«
    Er hatte Mist gebaut. Constable Watson schien sich plötzlich brennend für ihre Schuhe zu interessieren, als Logan sagte: »Ja, Sir. Tut mir Leid, Sir.«
    »Okay.« Insch nahm ein Blatt Papier vom Schreibtisch und drückte es dem nach allen Regeln der Kunst zusammengestauchten Detective Sergeant McRae in die Hand. »Die Suchtrupps haben null Komma nix gefunden. Ist auch kein Wunder. Ein Taucherteam nimmt sich noch den Fluss vor, aber bei dem Regen ist das praktisch aussichtslos. Das verdammte Biest ist schon an tausend Stellen über die Ufer getreten. Wir können von Glück sagen, dass die Leiche überhaupt gefunden wurde. Noch ein paar Tage, und der Fluss hätte den Graben überflutet, und dann – wusch …« Er machte eine schwungvolle Handbewegung. Kleine Zuckerkrümel von den Colafläschchen glitzerten an seinen Fingerspitzen. »David Reids Leiche wäre schnurstracks in die Nordsee gespült worden. Nächster Halt Norwegen. Wir hätten sie nie und nimmer gefunden.«
    Logan tippte sich mit dem Autopsiebericht an die Schneidezähne. Seine Augen fixierten einen Punkt unmittelbar über DI Inschs Glatze. »Vielleicht ist es ja ein allzu unwahrscheinlicher Zufall?«, sagte er stirnrunzelnd. »David Reid liegt drei Monate lang da im Graben, aber wenn er nicht gefunden wird, bevor der Fluss über die Ufer tritt, dann wird er nie gefunden.« Seine Augen richteten sich langsam wieder auf den Inspector. »Er wird ins offene Meer hinausgespült, und es gibt keine Story in der Zeitung. Keine Publicity. Der Täter kann nichts über seine Taten lesen. Er kriegt keine Bestätigung.«
    Insch nickte. »Gut gedacht. Lassen Sie den Finder herholen …« Er sah in seinen Notizen nach. »Mr. Duncan Nicholson. Lassen Sie ihn aufs Präsidium bringen und nehmen Sie ihn ordentlich in die Mangel, nicht so halbherzig wie letzte Nacht. Wenn der Mann irgendwelche Leichen im Keller hat, will ich alles darüber wissen.«
    »Ich lasse einen Streifenwagen …« Weiter kam Logan nicht, denn in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, ein atemloser Constable stürmte herein und bremste mit schlitternden Sohlen vor Insch ab.
    »Sir«, sagte er. »Es wird schon wieder ein Kind vermisst.«

6
    Richard Erskines Mutter war übergewichtig, überreizt und selbst fast noch ein Kind. Das Wohnzimmer ihres Reihenmittelhauses in Torry war voll gestopft mit Fotos in kleinen Holzrahmen, die alle dasselbe Motiv zeigten: einen grinsenden Richard Erskine. Fünf Jahre alt. Blondes Haar, schiefe Zähne, Grübchen in den Wangen, dicke Brille. Das ganze Leben des Kindes war in diesem beengten Raum ausgebreitet, von der Geburt bis hin zu … Logan brach den Gedankengang gerade noch rechtzeitig ab.
    Der Name der Mutter war Elisabeth; sie war einundzwanzig und eigentlich recht hübsch, wenn man einmal über die verquollenen Augen, die verlaufene Wimperntusche und die glänzende rote Nase hinwegsah. Ihre langen schwarzen

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