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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Fortschritte.«
    »Nein, ich meine hier …« Logans Geste umfasste den ganzen üppig grünenden Dschungel unter Glas, der sie umgab. »Was ist mit dem Kind passiert?«
    »Ach so, ja.« Insch richtete sich auf und deutete in Richtung des Eingangs, der hinter der tropischen Vegetation verborgen war. »Mutter und Kind betreten den Wintergarten um elf Uhr fünfundfünfzig. Jamie McCreath mag die Fischlein, aber vor den Vöglein hat er Angst. Ja, und auch vor dem blöden sprechenden Kaktus. Also, sie kommen hier rein, und er hockt sich an den Rand der Brücke und schaut den Fischlein beim Schwimmen zu. Mrs. McCreath sieht eine Bekannte und begrüßt sie. Sie unterhalten sich eine Weile, ungefähr eine Viertelstunde lang, meint sie, und als sie das nächste Mal hinschaut, ist von Jamie nichts mehr zu sehen. Also macht sie sich auf die Suche nach ihm.« Er streckte seine Pranke aus und zeichnete in der Luft die verschlungenen Pfade um den Teich herum nach. »Keine Spur von dem Kleinen. Sie kennt die Berichte aus der Zeitung und dem Fernsehen, und sie gerät natürlich in Panik. Schreit den ganzen Laden zusammen. Ihre Bekannte ruft mit dem Handy die Polizei an, und die Polizei kommt.« Er ließ die Hand wieder sinken. »Wir lassen den ganzen Wintergarten von vier Suchtrupps durchkämmen – unter jedem Busch und Strauch sehen sie nach, unter jeder Brücke und in jedem Lagerraum. Einfach überall. Zwei weitere Teams sind da draußen zugange …« Insch deutete mit dem Kinn in Richtung der beschlagenen Scheiben, hinter denen sich der Park erstreckte. »Es sind noch Teams auf dem Weg hierher, die auch im Park suchen werden.«
    Logan nickte. »Was glauben Sie?«
    Insch ließ sich langsam nach vorn sinken, stützte die Ellbogen auf das Geländer der Holzbrücke und starrte mit verschlossener Miene auf die träge umherschwimmenden Fische hinunter. »Ich würde liebend gern glauben, dass er einfach nur davonspaziert ist, weil ihm langweilig geworden ist. Dass er da draußen irgendwo einen Schneemann baut … Aber wenn Sie mich fragen, was ich wirklich glaube – ich glaube, dass er ihn sich geschnappt hat.« Er seufzte. »Und er wird ihn töten.«

35
    Insch ließ die mobile Soko-Zentrale in den Duthie Park bringen. Dabei handelte es sich im Grunde nur um einen besseren Wohnwagen, einen schmuddeligen weißen Kasten, der außen mit » Grampian Police « beschriftet war und innen über einen kleinen abgeteilten Vernehmungsraum verfügte. Der Rest wurde von zwei Tischen mit Stühlen eingenommen, dazu gab es eine Mikrowelle und einen Wasserkocher. Letzterer war unentwegt im Einsatz und füllte den beklemmend engen Raum mit wallenden weißen Dampfwolken.
    Die Suchtrupps hatten bislang nicht den geringsten Erfolg zu verzeichnen, und der Schnee verschlang gierig alle Spuren, die man vielleicht noch hätte finden können; vom Wind quer durch den Park geweht, füllte er jeden Winkel und jede Vertiefung, überzog alles mit einförmigem Weiß und verwischte die Konturen.
    Logan saß an dem Schreibtisch direkt hinter der Tür und drohte sich jedes Mal die Nieren zu verkühlen, wenn wieder eine durchgefrorene Gestalt hereingewankt kam, sich auf dem Fußabtreter den Schnee von den Stiefeln stampfte und gierige Blicke in Richtung Wasserkocher warf. Er selbst hackte auf der Tastatur eines Laptops herum und rief eine Liste sämtlicher bekannter Sexualstraftäter auf. Wenn sie Glück hatten, würden sie jemanden finden, der so nahe am Park wohnte, dass dieser für ihn ein attraktives Jagdrevier sein könnte. Es war ein sehr großes »Wenn« – die beiden bisherigen Opfer waren am anderen Ende der Stadt gefunden worden. Einer am Ufer des Don, der andere im Seaton Park. Beide nur einen Steinwurf entfernt von dem Fluss, der das nördliche Drittel des Stadtgebiets durchquerte.
    »Vielleicht haben wir es ja mit einem anderen Täter zu tun?«, sagte er laut, worauf Insch von seinem Stapel Berichte aufblickte.
    »Sagen Sie nicht so was! Ein krankes Schwein, das kleine Kinder entführt, ist mehr als genug!«
    Logan fuhr fröstelnd zusammen, als die Tür erneut aufgestoßen wurde und eine rotnasige Polizistin aus dem Schnee hereingestolpert kam. Während sie sich eine Tasse Fleischbrühe geben ließ, wandte Logan sich wieder seiner Liste von Perversen, Vergewaltigern und Pädophilen zu. In Ferryhill, dem Stadtteil, der unmittelbar an den Duthie Park angrenzte, waren zwei gemeldet; allerdings waren sie beide registriert, weil sie Frauen von Mitte zwanzig

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