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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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eben ungern die Befehle des Inspectors.«
    »Ich verrate nichts, wenn du auch den Mund hältst.« Constable Rennie schnappte sich einen der dicken Mäntel, die an der Garderobe hingen. Das Teil roch ein bisschen nach altem Frittenfett, würde aber sicher die Kälte abhalten. »Willst du mir nicht ein Abschiedsküsschen geben?«, flötete er und spitzte die Lippen.
    »Nein, und wenn du der letzte Mann auf Erden wärst.« Sie schob ihn in Richtung Haustür. »Und bring auch ein paar Tüten Chips mit. Salt and Vinegar.«
    »Jawohl, Ma’am.« Er salutierte flüchtig.
    Sie sah zu, wie die Haustür hinter ihm ins Schloss fiel, und ging zurück ins Wohnzimmer, um sich weiter dem hirnlosen Geplapper in der Glotze auszusetzen und ihren Tee zu trinken.
    Es war kaum zu glauben, wie viele Gebäude entweder vom Gartenbauamt der Stadt Aberdeen instand gehalten wurden oder ihm sogar gehörten. Ein mürrisch klingender Mitarbeiter hatte ihnen die Liste durchgefaxt, alles andere als begeistert darüber, dass er um Viertel vor sieben noch mal ins Büro zurückbeordert worden war. Jetzt musste jedes einzelne Gebäude durchsucht werden. Dr. Bushel war felsenfest davon überzeugt, dass Strichen das Kind in eines davon verschleppt haben musste.
    Logan verzichtete auf die Bemerkung, dass das ja wohl ziemlich offensichtlich sei.
    Die Chance, das richtige Gebäude aus der umfangreichen Liste auszuwählen, um es zu durchsuchen, war gering. Sie würden ihn nicht mehr rechtzeitig finden. Der kleine Jamie McCreath würde seinen vierten Geburtstag nicht mehr erleben.
    Logan hatte versucht, die Auswahl ein wenig einzuschränken, indem er den mürrischen Mann vom Gartenbauamt um eine Aufstellung all der Orte gebeten hatte, an denen Strichen seine Arbeitseinsätze abgeleistet hatte. Doch diese Liste war fast genauso lang wie die erste. Martin Strichen war seit seinem elften Lebensjahr immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Seit Gerald Cleaver ihn in seine schmutzigen Finger bekommen hatte. Strichen hatte schon alles Mögliche gemacht, um seine Strafen abzuarbeiten: Fast in jeder Parkanlage der Stadt hatte er irgendwann Laub zusammengerecht, Sträucher zurückgeschnitten, Unkraut gejätet und sich um verstopfte Toiletten gekümmert.
    Logan ließ die Suchteams in umgekehrter chronologischer Reihenfolge vorgehen, beginnend mit den Orten, an denen Strichen zuletzt gearbeitet hatte. Danach würden sie die Liste rückwärts abarbeiten. Mit ein bisschen Glück würden sie den Jungen finden, bevor Strichen ihn missbrauchen konnte. Aber ein ungutes Gefühl in der Magengegend sagte Logan, dass das nicht der Fall sein würde. Sie würden Strichen in ein paar Tagen schnappen, irgendwo in Stonehaven oder Dundee. Auf keinen Fall würde er in Aberdeen bleiben, wo sein Gesicht auf der Titelseite jeder Zeitung prangte und in allen Fernsehnachrichten gezeigt wurde, wo sein Name und seine Beschreibung im Radio verbreitet wurden. Sie würden ihn schnappen, und irgendwann würde er sie zur Leiche des ermordeten Kindes führen.
    »Wie läuft’s?«
    Er blickte auf und sah Insch in der Tür seines kleinen Büros stehen. Hierher hatte Logan sich zurückgezogen, weil ihm in der Soko-Zentrale die Psychologendichte entschieden zu hoch war und er Ruhe brauchte, um den Einsatz seiner Suchteams zu organisieren.
    »Die Suche ist im Gang.«
    Insch nickte und drückte Logan einen angestoßenen Becher mit starkem Kaffee in die Hand. »Sie klingen ja nicht sehr optimistisch«, meinte er, während er es sich auf der Kante von Logans Schreibtisch bequem machte und die Liste der möglichen Verstecke überflog.
    Logan gestand, dass der Eindruck nicht täuschte. »Jetzt bleibt uns nichts mehr zu tun. Die Suchtrupps haben ihre Anweisungen; jeder weiß, welches Gebäude er sich als Nächstes vornehmen muss. Das ist alles. Jetzt werden sie ihn entweder finden – oder nicht.«
    »Wären Sie gern mit dabei?«
    »Sie nicht?«
    Der Inspector schenkte ihm ein betrübtes Lächeln. »Schon – aber ich muss auf die großen Jungs aufpassen … Wieder einer dieser Vorzüge des Vorgesetzten-Daseins.« Insch wuchtete sich vom Schreibtisch und tätschelte Logan die Schulter. »Aber Sie sind ja bloß ein einfacher DS.« Er zwinkerte ihm zu. »Also, nun hauen Sie schon ab.«
    Logan holte sich einen rostigen blauen Vauxhall vom Parkplatz. Draußen war es längst dunkel; es ging auf sieben zu. An diesem Mittwochabend war nicht viel Verkehr auf den Straßen. Die meisten Leute waren nach der

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