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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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beschissenen Job. Sie braucht jemanden, mit dem sie darüber reden kann. Wir haben ja selbst nicht geahnt, dass es so weit kommen würde … Ich schwör’s! Wir …«
    Logan klappte wortlos das Handy zu. Er hätte es schon zehn Meilen gegen den Wind riechen müssen. Die Oper, der schicke Schlitten, die Klamotten, die Vorliebe für teure Delikatessen, das lose Mundwerk. Es war Miller. Er war Isobels »Besorger«. Allein in seinem Wagen, am Straßenrand, in der Dunkelheit und der winterlichen Kälte, schloss Logan die Augen und fluchte.
    Wenn Constable Watson sich noch eine einzige verdammte Seifenoper ansehen müsste, würde sie einen Schreikrampf kriegen. Mrs. Strichen war inzwischen zu ihrer Videosammlung übergegangen. Armselige Existenzen mit armseligen Problemen, die in einer nicht enden wollenden Parade von Armseligkeiten sinnlos herumwurstelten. Gott, war ihr langweilig. Und ein Buch war auch im ganzen Haus nicht aufzutreiben. So blieb nur die Glotze mit ihrer endlosen Flut nerviger Seifenopern.
    Sie stapfte wieder in die Küche und warf ihren leeren Suppenbecher in den Mülleimer, ohne das Licht einzuschalten. Was für eine Zeitverschwendung!
    »Jackie? Schalt doch den Kocher ein, wenn du schon mal da bist!«
    Watson seufzte. »Woran ist denn deine letzte Sklavin gestorben?«
    »Milch und zwei Stück Zucker, ja?«
    Grummelnd füllte sie den Wasserkocher auf und schaltete ihn ein. »Ich hab den letzten gemacht«, sagte sie, als sie wieder im Wohnzimmer war. »Jetzt bist du mal dran mit Teekochen.«
    Constable Rennie glotzte sie entgeistert an. »Aber dann verpass ich den Anfang von Emmerdale !«
    »Das ist ein Video! Wie kannst du den Anfang verpassen, wenn du den Mist sowieso auf Video hast? Drück halt auf Pause!«
    Mrs. Strichen, die immer noch in ihrem weichen Polstersessel hing, drückte eine weitere Kippe in dem überquellenden Aschenbecher aus. »Müsst ihr zwei euch denn dauernd in die Haare kriegen?«, zischte sie, während sie Zigaretten und Feuerzeug aus der Tasche fischte. »Wie die kleinen Kinder.«
    Watson knirschte mit den Zähnen. »Willst du Tee? Dann mach dir welchen.« Sie wandte sich zur Treppe.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich muss mal pinkeln. Hast du ’n Problem damit?«
    Constable Rennie hob abwehrend die Hände. »Okay, okay, ich mach den Tee. Mein Gott, wenn’s weiter nichts ist …« Er hievte sich von der Couch hoch und sammelte die leeren Teebecher ein.
    Mit einem kleinen zufriedenen Lächeln auf den Lippen ging Constable Watson nach oben.
    Sie hörte nicht, wie die Hintertür aufging.

37
    Die Toilette hatte eine von diesen altmodischen Spülungen. So oft und so fest sie den Hebel auch niederdrückte, sie schaffte es einfach nicht, alles wegzuspülen. Constable Jackie Watson saß auf dem Rand der Wanne und pumpte noch einmal kräftig, bevor sie wieder einen Blick unter den Deckel warf. Immerhin war das Klopapier jetzt ganz verschwunden, und der Rest war so verdünnt, dass man nichts mehr erkennen konnte.
    Wie im ganzen übrigen Haus herrschten auch im Bad arktische Temperaturen. Bibbernd wusch sie sich die Hände, warf einen Blick auf das schmutzig graue Handtuch, das an einem Haken an der Tür hing, und trocknete sich die Hände an der Hose ab.
    Als sie die Badtür öffnete, merkte sie, dass jemand direkt davor stand. Sie fuhr zusammen, und ihr stockte der Atem. Strichen war zurückgekommen!
    Sie fletschte die Zähne und ließ ohne nachzudenken eine Faust auf das Gesicht losschnellen – nur um im letzten Moment zur Seite auszuweichen, als ihr Hirn endlich registrierte, was ihre Augen gesehen hatten. Es war nicht Martin Strichen. Es war seine Mutter, die Augen vor Schreck geweitet. Sie standen da und starrten einander an. Das Blut pochte in Watsons Ohren.
    »Machen Sie so was nie wieder!«, sagte sie und ließ die Faust sinken.
    »Aus dem Weg«, befahl Martins Mutter mit leicht zitternder Stimme, während sie Watson wie eine entlaufene Irre beäugte. »Meine Blase platzt gleich.« Sie schob sich an Watson vorbei, wobei sie mit einer Hand ihre Strickweste geschlossen hielt. In der anderen hatte sie den Evening Express. »Ihr Freund lässt sich mit dem verdammten Tee ganz schön Zeit.« Sie knallte die Tür zu und ließ Constable Watson im Dunkeln auf dem Flur stehen.
    »Entzückende Frau«, murmelte Watson. »Kein Wunder, dass ihr Sohn ein Monster ist.«
    Sie ging nach unten und dachte dabei an das Bier, das DS McRae ihr noch schuldete. Das wäre jetzt zehnmal besser gewesen als

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