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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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wie mit dem Lineal gezogen, alle Knöpfe auf Hochglanz poliert. Inspector Napier: schütteres rotes Haar und eine Nase wie ein Flaschenöffner. Stellte Fragen über Fragen, zu Logans Rückkehr in den Polizeidienst, seiner Genesung, seinem Status als Held der Verbrechensbekämpfung – und seinem Essen mit Colin Miller.
    Logan lächelte aufrichtig und log dabei, was das Zeug hielt.
    Eine halbe Stunde später war er wieder in seinem beschlagnahmten Büro, starrte den Stadtplan an der Wand an und rieb sich den Bauch, wo sich dieses unangenehme Brennen ausbreitete. Und versuchte, nicht daran zu denken, wie es wäre, gefeuert zu werden.
    Die blaue Visitenkarte, die Miller ihm gegeben hatte, steckte in seiner Brusttasche. Vielleicht hatte der Reporter ja Recht. Vielleicht hatte er wirklich etwas Besseres verdient als das hier. Vielleicht könnte er wirklich ein Buch über Angus Robertson schreiben: Wie ich das Monster von Mastrick stellte. Das hatte schon einen gewissen Klang …
    Constable Watson war während seiner Abwesenheit da gewesen und hatte ihm einen neuen Stoß Ausdrucke neben seine Zeugenaussagen gelegt. Vorstrafen und Angaben aus dem Zentralregister zu sämtlichen Personen auf seiner Liste. Logan sah sie durch, und was er da sah, gefiel ihm nicht. Kein Einziger hatte irgendwelche Vorstrafen wegen Entführung, Mordes oder Totschlags oder des Entsorgens von Kinderleichen in Müllsäcken.
    Aber Watson hatte ganze Arbeit geleistet. Zu jeder Person hatte sie ein kleines Dossier erstellt, in dem Alter, Telefonnummer, Geburtsort, Sozialversicherungsnummer, Beruf und Zeitpunkt des Einzugs in die aktuelle Wohnung aufgeführt waren. Er hatte keine Ahnung, wie sie an die ganzen Angaben herangekommen war. Nur schade, dass er mit keiner davon irgendetwas anfangen konnte.
    Rosemount war immer schon so etwas wie ein kultureller Schmelztiegel gewesen, und das spiegelte sich in Watsons Liste wider: Edinburgh, Glasgow, Aberdeen, Inverness, Newcastle … Es war sogar ein Ehepaar von der Isle of Man darunter. Das war nun wirklich exotisch.
    Seufzend nahm er sich noch einmal die Zeugenaussagen vor, die er auf einen gesonderten Stapel gelegt hatte, weil die Personen nahe genug an Nummer siebzehn wohnten, um mit den Bewohnern des Hauses eine Mülltonne zu teilen. Er las jeweils zuerst die biografischen Informationen, die Constable Watson zusammengestellt hatte, und sah dann noch einmal die entsprechende Aussage durch, um zu versuchen, aus den Worten ein Bild der Person zu formen. Das war nicht leicht, da die Uniformierten dazu neigten, jede Aussage, die sie zu Protokoll nahmen, in Polizeisprech zu übertragen, einen fürchterlich gestelzten Stil, der so weit von dem entfernt war, was die Leute wirklich redeten, dass es nur noch lächerlich klang.
    »Ich begab mich an jenem Morgen zur Arbeit«, las Logan laut, »nachdem ich zuvor meinen Müll aus der Küche genommen und den Sack in der Gemeinschaftstonne deponiert hatte, welche vor dem Haus steht …« Wer redete denn so? Normale Menschen »gingen zur Arbeit« – »sich zur Arbeit begeben« war etwas, was nur Polizisten taten.
    Er blätterte zurück zur ersten Seite der Aussage, um nachzusehen, wer da so völlig verquer zitiert worden war. Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor: Es war jemand aus Norman Chalmers’ Haus. Anderson … Logan lächelte. Das war der Mann, bei dem sie geklingelt hatten, um ohne Chalmers’ Wissen ins Gebäude zu gelangen. Der, von dem Constable Watson glaubte, dass er etwas zu verbergen hatte.
    Laut ihren Aufzeichnungen war Mr. Cameron Anderson Mitte zwanzig und stammte aus Edinburgh, was im Übrigen erklärte, wie er zu einem Vornamen wie Cameron kam. Er arbeitete als Ingenieur bei einer Firma für Unterwasser-Technologie, die ferngelenkte Fahrzeuge für die Ölindustrie herstellte. Irgendwie konnte Logan sich den nervösen jungen Mann gut vorstellen, wie er an kleinen ferngesteuerten U-Booten herumbastelte.
    Der Nächste auf der Liste brachte ihn auch nicht viel weiter, und der danach auch nicht, aber er arbeitete sich dennoch unverdrossen weiter durch den Stapel. Falls der Mörder darunter war, würde er ihn nicht einfach von der Liste anspringen und es ihm ins Gesicht sagen.
    Schließlich legte Logan die letzte Aussage auf den Ablagestapel und streckte sich, bis es in seinem Rücken knackste und knirschte. Ein Gähnen drohte seinen Kopf in zwei Teile zu reißen, und er ließ ihm seinen Lauf, bis zu dem kleinen, beinahe unhörbaren Rülpser am Ende. Es

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