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Die dunklen Wasser von Arcachon

Die dunklen Wasser von Arcachon

Titel: Die dunklen Wasser von Arcachon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tanner
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Sie machten ihn an der mechanischen Seilwinde fest, die ganze Tonnen heben konnte, und ließen ihn zu Wasser. Lacombe schrie und zappelte, er trat mit den Füßen um sich, aber es half ihm nichts mehr. Der Wind schluckte alle seine Hilferufe, sein Wimmern. Guillaume und Nadine überhörten sein Flehen im Furor ihrer Rachlust, und außer ihrem Kumpanen Decayeux auf der Josette war in drei Seemeilen Umkreis keine menschliche Seele unterwegs, die ihm zu Hilfe hätte eilen können.
    Sie zogen ihn hinter sich her, im Kielwasser der Falcon , nicht lange, aber lange genug. Als sie ihn wieder hochhievten an Deck, war der Minister tot.
    »Er war ertrunken«, sagte Guillaume, »und ich versteh das gar nicht, ich meine, wir haben ja die Scheinwerfer auf ihn draufgehalten, sein Kopf war eigentlich die ganze Zeit über Wasser.«
    »Er ist nicht ertrunken«, sagte Kirchner.
    Die drei sahen ihn an, sahen sich an.
    »Es steht im Obduktionsbericht«, sagte Kirchner. »Er ist nicht ertrunken. Ihr werdet nicht durchkommen mit eurer Version vom Minister im Fischnetz. Und übrigens sagt sogar Ihr Vater, Nadine, dass die Leiche anders ausgesehen hätte, wenn sie sich in einem Schleppnetz verfangen hätte.«
    »Aber das gibt’s doch nicht«, rief Guillaume, er klang entsetzt, »dann werden sie uns einen Mord anhängen.«
    Kirchner schwieg. Er wusste nicht, ob Guillaume recht hatte. Es würde auf den Richter ankommen, wie er die Sache sah.
    Nach ein paar Minuten sagte er: »Wie habt ihr denn den Leuten am Hafen überhaupt weisgemacht, dass ihr zum Fischen draußen auf dem Meer wart?«
    »Wir haben gefischt«, sagte Nadine tonlos, wie erloschen, und erzählte vom verrückten Versuch einer Vertuschung.
    Nach Lacombes Tod war Guillaume auf die Idee verfallen, nun auch noch die Netze auszuwerfen, ehe sie wieder Kurs auf Arcachon nähmen. Sie könnten doch nicht einfach so mit einem toten Minister wieder an Land zurück, sagte er zu Nadine.
    Nadine dachte zwar, es sei nun ohnehin alles egal, und hielt es für Wahnsinn, in diesem Aufruhr mit dem Fischen anzufangen, als wäre nichts gewesen. Aber sie merkte auch, dass Guillaume diese Arbeit brauchte, er musste tätig werden, es war eine Übersprungshandlung. Deshalb half sie ihm, die beiden Schleppnetze auszuwerfen, die Kurrbäume wegzufieren; sie kannte ja selbst alle Handgriffe im Schlaf.
    Sie scharrten damit eine gute Stunde über Grund, vollzogen kalt die Routinen der Küstenfischerei und holten am Ende eine Ladung Seezungen und Schollen herauf.
    Es war Decayeux, der über Funk sagte, sie müssten die Küstenpolizei alarmieren.
    »Es sollte wie ein Unfall aussehen«, sagte er jetzt. »Und es war doch ein Unfall, oder nicht?«
    Kirchner war erschöpft. »Ich weiß nicht, ob das ein Unfall war, ich bin kein Richter.« Er erhob sich schwerfällig, das fette Kartoffelpüree schwappte in seinem Magen. »Ich danke euch dafür, dass ihr mir alles erzählt habt. Es ist eine üble Geschichte, in jeder Beziehung, es tut mir leid.« Mit diesen Worten gab er allen dreien nacheinander die Hand. »Wir telefonieren.«
    Als er das Haus verließ, sah er Evelyne im dunklen Wohnzimmer sitzen. Sie war auf dem Fernsehsessel eingeschlafen. Vielleicht hatte sie die meiste Zeit zugehört, was draußen gesprochen wurde, sie sah aus wie ein Kind in unruhigen Träumen.
    Kirchner überlegte kurz, ob er sie wecken solle, ließ es aber. Es ging auf drei Uhr morgens zu. Der alte Moreau war schon vor Stunden ins Bett gegangen, Decayeux’ dicke Frau war nicht mehr zu sehen.
    Vor der Tür draußen glänzte Kirchners Landrover geisterhaft im Mondlicht von Biganos.
    Kirchner hatte zu viel getrunken. Zu viel geraucht. Zu viel gehört. Er war erschöpft, aber sein Tag war noch immer nicht zu Ende.
***
    Als er ins Hotel zurückkehrte, fand er sein Zimmer verwüstet. Seine Hemden und Hosen waren aus dem Kleiderschrank gerissen, Teppiche und Bettmatratzen lagen umgedreht übereinander auf dem Boden, die Vorhänge blähten sich vor den geöffneten Fenstern, als wären Einbrecher gerade hinausgeschlüpft, selbst das Kopfkissen war aufgeschlitzt.
    Kirchner war nicht überrascht. Natürlich war er erschrocken, als er die Tür geöffnet und den Zustand im Innern gesehen hatte. Aber er war nicht überrascht. Höchstens von der Dummheit der Leute, die hier am Werk gewesen waren. Dass sie meinten, er würde hier Notizbücher, Dokumente oder gar seinen Computer herumliegen lassen, zeugte wirklich von mangelnder Fantasie.
    Er behielt sein

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