Die Durchschnittsfalle (German Edition)
Eigenschaften des Menschen steuern, ist wirklich sehr lang. Der Aufbau des Herzens, das Lungenvolumen, die Extremitätenlängen etc. – überall sind viele verschiedene Gene maßgeblich beteiligt. Jeder Mensch kommt mit seinem individuellen Set an Varianten dieser Gene zur Welt – und das wäre somit auch das Set seiner individuellen Leistungsvoraussetzungen. Selbstverständlich gibt es nicht ein Skifahrer-Gen, natürlich gibt es nicht ein Fußballer-Gen. Viele, viele Gene sind hier involviert und ihre so wichtigen Wechselwirkungen untereinander (die wir bereits besprochen haben) entziehen sich noch vollkommen der Kenntnis der Wissenschaft. Und noch einmal: Ohne zu üben, üben, üben geht gar nichts. Aber es gibt individuelle Leistungsvoraussetzungen für sportliche Betätigungen. Mehr als das soll und will ja auch niemand sagen.
Gesundheitliche Aspekte
Bezüglich individueller biologischer Leistungsvoraussetzungen für bestimmte Sportarten möchte ich noch kurz einen Aspekt ergänzen. Man kann natürlich darüber diskutieren, ob oder wie gut es ist, ehrlich zu sein. Wie brutal sich das doch eigentlich anhört, wenn man jemandem sagt: Du hast dafür nicht die richtigen Voraussetzungen. Und außerdem kann man doch durch Fleiß, Konsequenz und Begeisterung so viel wettmachen. Sie werden später noch feststellen, dass ich sogar meine, dass eine gewisse Ignoranz gegenüber seinen Leistungsvoraussetzungen Teil des von mir vorgeschlagenen Erfolgskonzeptes ist. Beim Sport gibt es aber noch einen anderen Aspekt, warum man sich um seine biologischen Voraussetzungen zur Ausübung bestimmter Sportarten Gedanken machen sollte. Man sollte in der Tat, bevor man mit einer bestimmten Sportart beginnt, vor allem wenn man etwas mehr als nur Wellness und Fitness vorhat, sich einer entsprechenden Gesundheitsuntersuchung unterziehen. Wer vorhat, sich für einen Marathon durch nun folgendes hartes Training vorzubereiten, sollte unbedingt vorher wissen, ob es irgendwelche individuellen gesundheitlichen Aspekte gibt, aufgrund derer man eigentlich davon abraten müsste. Egal, ob diese vielleicht einschränkenden Leistungsvoraussetzungen nun genetisch oder erworben sind, es kann von lebenswichtiger Bedeutung sein, sie zu kennen.
Der, der mit den Händen werkt
Betrachtet man den Versuch einer Unterteilung der Begabungen des Menschen, den wir im Kapitel „Verschiedene Begabungen“ unternommen haben, wird deutlich, dass wir uns gerade im Bereich der sportlichen Begabung und der körperlich-kinästhetischen Intelligenz befinden. Letztere beschreibt die Begabung, den Körper zur Problemlösung oder zur Gestaltung einzusetzen, wie es eben für Sportler, aber auch etwa für Handwerker oder Tänzer von großer Bedeutung ist. Ich möchte im Zusammenhang mit handwerklichen Talenten und Berufen zwei Dinge ergänzen: Das Erste ist klar und soll nur zur Erinnerung angeführt werden. Das Zweite aber ist gewagt und ich riskiere vielleicht so einiges, bin davon aber so überzeugt, dass ich es wage. Das Erste soll nur daran erinnern, dass eine genetische Ausrede zwar bedingte Berechtigung haben kann, aber viel öfter, als es gerechtfertigt wäre, herangezogen wird. Es fällt einfach auf, dass viel zu oft auf das offensichtlich fehlende Talent verwiesen wird, wenn es um Dinge im handwerklichen Bereich geht: „Ich habe einfach zwei linke Hände!“ Bitte bleiben Sie mit mir konsequent und halten Sie dem stets entgegen: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!“
Und dennoch: Das Zweite, was ich sagen möchte, ist, dass ich gerade auch im Zusammenhang mit handwerklichen Berufen besondere Leistungsvoraussetzungen im Sinne meines Verständnisses um Talente und Begabungen vermute. Es gibt vielleicht wirklich auch biologische Leistungsvoraussetzungen, die Aspekte der Begabung von „begnadeten“ Tischlern oder Schmuckherstellern zumindest beeinflussen. Ich weiß natürlich nicht, wie man da nach biologischen Komponenten, nach „so etwas hat man oder eben nicht“ jemals suchen könnte. Aber wenn ich suchen müsste, würde ich in diesem Zusammenhang wahrscheinlich eher bei künstlerischen, kreativen Begabungen Ausschau halten. Ganz nach dem Motto: Ein gutes Handwerk ist Kunst. Aber dazu komme ich ja ohnedies gleich im nächsten Kapitel.
Weil ich das Wort „begnadet“ hier das erste Mal als Synonym für talentiert verwendet habe (wie es ja sehr viel verwendet wird), möchte ich Sie an dieser Stelle fragen, was Sie meinen, wer diese
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