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Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman

Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman

Titel: Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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moderne Lebensmittellagerungseinheit zu offenbaren. Auf Flinx' Aufforderung hin kredenzte sie ihm ein großes Glas Maracuja-Orange-Guave-Saft, eisgekühlt. Durstig trank er es aus.
    Unterdessen stopfte der Schamane ein paar ausgesuchte Objekte seiner Sammlung in einen Sack. Danach steckte er sich einen Stimstick an und bedeutete seinem Gast, ihm zu folgen. Sie traten aus dem Haus und gingen eine mit transparentem Pflasterwerkstoff versiegelte Straße hinunter, durch den Sand, Steine und zerkleinerte Muschelschalen hindurchschimmerten. Die meisten Häuser, an denen sie vorbeikamen, waren still und dunkel. Nur aus einigen wenigen drangen das Flackern und die Geräusche allabendlicher Tridi-Unterhaltung zu ihnen heraus.
    Sie ließen den kleinen Ort hinter sich und folgten einem schmalen Flusslauf, bis sie zu einer Stelle kamen, wo sie ihn über eine Reihe von Steinen überqueren konnten. Aus dunklen Augen blickte sie, aus dem Schlaf aufgeschreckt, ein Reiherpärchen an. Unermüdlich goss der Halbmond seinen Glanz über den nahe gelegenen Strand und schenkte den ankommenden Wellen einen ätherischem Schimmer.
    Als sie die sandige Landzunge erreicht hatten, lenkten sie ihre Schritte in eine enge Felsspalte hinein und begannen zu klettern. Der Aufstieg war unbeschwerlich und kurz, sodass Flinx sich bald schon hoch oben auf der Halbinsel stehend wiederfand. Hinter ihnen flimmerten die spärlichen Beleuchtungen der Ortschaft. Irgendwo jenseits der Bucht erstreckte sich das ausgedehnte Erholungsgebiet von Tacrica, weit genug entfernt, um mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar zu sein, wenngleich seine Lichter den darüber liegenden südlichen Nachthimmel erhellten.
    Die obere Landzunge war vollkommen nackt, nur etliche kleine bucklige Hügel durchzogen die ansonsten ebene Fläche. Als Flinx stehen blieb und eine Bemerkung über die Gleichförmigkeit der Erhebungen machte, kicherte der alte Schamane in sich hinein.
    »Das ist nicht weiter verwunderlich, Söhnchen. Das waren einmal Lehmpyramiden, stark erodiert durch den Regen und Wind vieler Jahrhunderte.« Er vollführte eine großartige Geste, als wären sie soeben in ein üppig ausgestattetes Salonzimmer getreten. »Dieser Ort wird Pacyatambu genannt. Du stehst auf den Ruinen einer Moche-Stadt aus dem sechsten Jahrhundert, die einmal die Heimat von fünfzigtausend Menschen war.«
    Flinx staunte nicht schlecht. Abermals ließ er den Blick über seine Umgebung schweifen. Nun, da er um ihren Ursprung wusste, wurden auch die Umrisse der Pyramiden für ihn erkennbar. In seiner Fantasie füllte er die stille Leere mit dem Traumgebilde eines bevölkerten Marktplatzes, mit müßig umherschlendernden Adligen, Bauern, die die Ernte von den Feldern einbrachten, und Fischern, die ihren Tagesfang feilboten. Von einem hohen Balkon aus erflehten in sich selbst versunkene Priester den Segen der Götter, und prächtige Wandmalereien tauchten die Stadt in ein Meer grellbunter Farben.
    Sechstes Jahrhundert – A.D., nicht A.A. Mit einem Fuß scharrte er in dem Sand. Wie unglaublich lange das doch her war. Hatten einst vielleicht Vorfahren von ihm hier gelebt, zufrieden in ihrer Unwissenheit, glücklich in ihrer auf das Hier und Jetzt ausgerichteten Existenz? Höchstwahrscheinlich würde er es nie erfahren – genauso wenig wie seine unmittelbare Herkunft. Aber diese Sandufer und die Geheimnisse, die sie umfassten, auch sie waren ein Teil von ihm, ob es ihm nun gefiel oder nicht.
    An diesem ungezähmten, windgepeitschten Ort erfasste Flinx zum ersten Mal die uralte Geschichte der Menschheit in einer Weise, wie er sie noch nie zuvor begriffen hatte, nicht auf Moth und nicht auf einer der anderen besiedelten oder abgeschiedenen Welten, auf denen er in seinem kurzen Leben schon herumgelaufen war. Zum ersten Mal offenbarte sich ihm in vollem Umfang, was es hieß, ein Mensch zu sein, dessen Vorfahren allesamt von jenem dritten Planeten stammten, der einen unbedeutenden Stern namens Sol umkreiste. All der Verachtung zum Trotz, die er sein Leben lang dafür aufgebracht hatte, verstand er nun, was Menschen meinten, die von der Erde als ihrer Heimat sprachen, vor allem wenn sie durch eine Kluft von mehreren Generationen hinweg von ihr getrennt und woanders zur Welt gekommen waren.
    Inzwischen hatte Cayacu eine unzeitgemäße schlichte Baumwolldecke auf dem Boden ausgebreitet. Jetzt legte er sich den Inhalt seines Sacks darauf zurecht: kleine Phiolen und Plastikbehälter, einen alten Dolch, antike

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