Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
Gesicht traf. Etwas Kaltes, Unerwartetes und wundervoll Nasses.
Wasser.
Es prallte auf seine gesprungenen Lippen mit der Wucht von flüssigem Stein, empörte und besänftigte zugleich seine ausgetrocknete Kehle. Schlanke, muskulöse Windungen schlängelten sich über sein Gesicht und seinen Hals, als Pip sich auf die widerstrebend dargereichte Gabe stürzte, um ihren Durst daran zu stillen.
»Mehr!«, keuchte er, während er seinen Mund direkt unter den Stutzen des Wasserbehälters zu bringen versuchte.
»Widerlich.« Der AAnn ließ Abscheu zweiten Grades erkennen, als er noch mehr Wasser in den geöffneten Mund des Menschen goss. »Ssieh nur, wie maßloss ess isst.«
Die ältere Frau klackte mit den Zähnen. »Ssäugetiere. Ssonderbar, dassss ssie ssogar in diessem annehmbaren Klima Schwierigkeiten haben, zu überleben. Und dann bilden ssie ssich noch etwass auf ihre Anpassssungssfähigkeit ein.«
Schließlich versiegte der Strom. Ganz offensichtlich bedeutete Wasser für die beiden AAnn kein Problem. Wäre das der Fall gewesen, hätten sie sich trotz ihres geringeren eigenen Bedarfs bei der Abgabe des kostbaren Nasses an einen ihrer Erzfeinde kaum so großzügig gezeigt. Sie mussten einen beträchtlichen Vorrat mit sich führen, folgerte Flinx, der seine Kräfte zusehends zurückkehren fühlte. Oder vielleicht besaßen sie ja sogar einen Destillator. Mit Pip auf der Schulter, die dort wieder ihren angestammten Platz eingenommen hatte, stand er auf und wischte sich Mund und Gesicht ab. Nachdem er nun wieder alles klar und deutlich wahrnehmen konnte, fiel ihm erneut das fortgeschrittene Alter seiner unwilligen Erretter auf. Was hatten sie hier verloren, mitten im Nirgendwo, auf dem vor sich hin dümpelnden Planeten Pyrassis, so fern der Zentren der AAnn-Kultur und jedweder Zivilisation? Nicht etwa, dass die wüstenvernarrten Warmblüter sich in einer solchen Umwelt nicht wohlgefühlt hätten. Die Hitze und die mangelnde Luftfeuchtigkeit waren ohne Zweifel ganz nach ihrem Geschmack.
Der männliche AAnn hielt noch den Wasserbehälter in den Klauen. Seine Begleiterin indes hielt in den ihren etwas weitaus Kleineres und wesentlich Tödlicheres, dessen Mündung auf den nun aufrecht dastehenden Flinx gerichtet war. »Wie haben Ssie dass mit dem Transsmitter heraussbekommen? Ess handelt ssich um eine archäologische Entdeckung von allergrößter Bedeutung.«
»Jedenfallss isst ssie dass für unss.« Die wortbegleitende Geste des Mannes deutete Wichtigkeit ersten Ranges gepaart mit einem Anflug von Begeisterung an. »Auch wenn einige im Minissterium darüber anderss denken werden.«
Der Schwanz der weiblichen AAnn peitschte wie ein Metronom hin und her, während sie sprach; die gleichmäßige Bewegung hatte beinahe etwas Hypnotisches. »Ess isst ssehr interessssant, um nicht zu ssagen aussgespochen schmeichelhaft, unssere Annahmen besstätigt zu ssehen, ssei ess auch nur durch einen aufdringlichen Menschen.«
Flinx enthielt sich eines Kommentars und ließ sie reden. Während die beiden weiterplapperten, schafften sie es problemlos, das Gespräch auch ohne irgendeinen uninformierten Beitrag von ihm in Gang zu halten. Jedes Mal, wenn sie ihre schuppigen, zähnestarrenden Mäuler aufmachten, lieferten sie ihm unbeabsichtigt die Grundlagen für spätere Gespräche. Darüber hinaus ließ ihre permanente gegenseitige körperliche Nähe und gewisse subtile Gesten ihrer Hände auf eine Beziehung schließen, die über die Grenzen einer rein beruflichen Verbindung hinausging.
Seine anfängliche Vermutung erwies sich als richtig: Das Duo gehörte nicht zum Militär. Wäre es so gewesen, hätten sie sich mehr oder weniger in Schweigen gehüllt. In Anbetracht ihrer offenkundigen militärischen Unbedarftheit hielt Flinx es sogar für nicht ausgeschlossen, dass er tatsächlich eine kleine Chance hatte, ihnen zu entwischen und seine Suche fortsetzen zu können.
Doch im Augenblick war an so etwas nicht zu denken, denn die Frau hielt ihre kleine, doch durchaus neuzeitlich wirkende Waffe weiterhin unverwandt auf seine mittlere Körperregion gerichtet. Dass sich die beiden der Tödlichkeit des Minidrachen nicht bewusst waren, ließ sich daran ersehen, dass sie Flinx' zusammengerollter Begleiterin nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkten. Ein Ass, das er vorerst im Ärmel zu behalten entschied, es sei denn, sie ließen ihm keine andere Wahl.
»Ja, keine Frage«, sagte er, als sie schließlich geendet hatten, »ich bin ebenfalls
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