Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
Sie einschlafen, bloß nicht auf Ihrer Kontrolleinheit herum.«
Die AAnn reagierten auf seinen Versuch, witzig zu sein, mit amüsierten Gebärden. Seit jeher hatte man unter ihresgleichen Ironie und Sarkasmus zu schätzen gewusst.
»Tun Ssie, wass man Ihnen ssagt, und Ihr Leben wird verschont bleiben. Jedenfalls ssolange der Militärkader ess alss wertvoll erachtet.« Der männliche AAnn wandte sich um und bedeutete dem Gefangenen, vor ihnen herzugehen. Müde und zerschlagen leistete Flinx seiner Aufforderung Folge.
Sie hatten ihm Wasser gegeben. Wenn sie ihn am Leben erhalten wollten, bis ihnen die örtliche Heeresleitung die Verantwortung für ihn abnahm, würden sie ihn voraussichtlich demnächst auch mit etwas Essbarem versorgen. Mit der tödlichen Halskrause konnte er leben – zumindest vorerst. Trotz seiner leeren Taschen und auch ohne Ausrüstungsgürtel oder Werkzeugkit verfügte er noch über Mittel und Wege, das lästige Ding zu entfernen. Doch auch das musste warten, bis die Zeit reif dafür war. So wie für gewöhnlich alles.
Unterdessen sah er das schwarze Material der Umgebung in einem gänzlich neuen Licht. Ein Transmitter von ungeheurer Größe und unvorstellbarem Alter, hatten die AAnn behauptet. Wer hatte ihn errichtet? Warum befand er sich auf einer öden, backofenähnlichen Welt wie Pyrassis? War er es, den die Besatzung der Crotase hier zu finden gehofft und weswegen ausgerechnet sie den ganzen weiten und gefährlichen Weg hierher auf sich genommen hatte? Und welche Verbindung konnte zwischen einer prähistorischen Übertragungsanlage und der Meliorare-Society bestehen? Oder dem Sybfile mit personenbezogenen Daten, dem er durch den halben Galaxisarm hinterhergejagt war?
Durch List und Geistesgegenwart hatte er ein paar Informationen erlangt, doch konnten diese in keiner Weise Schritt halten mit der ansteigenden Flut von Fragen. So sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, den Zweck seines Hierseins in einen logischen Zusammenhang mit jenem der Crotase -Crew zu bringen, und erst recht nicht mit dem Vorhandensein einer immens vorsintflutlichen Transmittereinrichtung unbekannter Bauart. Es war durchaus möglich, dass es einen solchen Zusammenhang nicht gab und dass die Besucher von dem Commonwealth-Raumschiff etwas gänzlich anderes hierher geführt hatte. Die Entdeckung des Transmitters war ebenso unwahrscheinlich wie überraschend. Aber auch wenn sie ihn rege beschäftigte und seine Fantasie beflügelte, durfte er sich durch sie nicht von dem eigentlichen Ziel seiner Reise ablenken lassen. Er war hier, um etwas über sich selbst herauszufinden, und nicht, um sich mit Xenoarchäologie zu befassen.
Die ältliche weibliche AAnn machte eine Bewegung mit ihrer Pistole und zwang damit seine wirren Gedanken wieder in die ungewisse Gegenwart zurück. Den beunruhigenden Druck des explosiven Halsbands an der Kehle, beschleunigte er seine Schritte.
Das Lager der beiden Reptilioden erwies sich als einziges Sammelsurium aus Vorräten, Ausrüstungsgegenständen und mühsam zusammengetragenem Studienmaterial. Etwa neunzig Prozent der Wohn- und Arbeitsquartiere befanden sich in AAnn-typischer Weise knapp unterhalb der ausgedörrten Planetenoberfläche. Eine abgeflachte Kuppel mit ebenerdigen Sicht- und Luftschlitzen markierte den Standort einzelner Bereiche, die zum Schlafen, Essen und Forschen vorgesehen waren. Ihm stockte der Atem, als er den leichten Zwei-Personen-Skimmer sah. Obwohl die Ausstattung und die Steuerkontrollen ganz gewiss auf AAnn-Bedürfnisse zugeschnitten waren, war er dennoch sicher, falls er die Gelegenheit dazu erhielt, genug über deren Funktionsweisen erraten zu können, um das Fahrzeug in Gang zu setzen. Als sie daran vorbeigingen, musste er sich zusammenreißen, um nicht allzu auffällig auf das verführerische Fluchtmittel zu starren.
Ob er es in die Hand bekäme, blieb vorerst jedoch abzuwarten. Solange die beiden Xenologen ihn mit Argusaugen bewachten, konnte er jedenfalls überhaupt nichts tun. Was würden sie mit ihm machen, wenn es für sie an der Zeit war, sich zur Ruhe zu begeben? AAnn benötigten ungefähr so viel Schlaf wie Menschen. Die explosive Halskrause würde ihn vielleicht daran hindern, zu fliehen, aber sie konnte ihn nicht davon abhalten, im Lager herumzustrolchen, während sie schliefen. Allerdings würde bereits ein simples Schloss mit einer Kette reichen, um jeglichen Ambitionen dieser Art einen Riegel vorzuschieben. Ganz sicher hatten sie
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