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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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Götter, Gere schwingen.
Bilröst bricht,
wenn über die Brücke sie ziehn;
es schwimmen die Schlachtrosse.
     
    28
    Mein Schreckenshelm
scheuchte die Menschen,
da den Hort ich hütete:
Der allerstärkste
glaubte ich einzig zu sein;
nicht fand ich Männer gleich
mir.
     
    29 Sigurd:
    Der Schreckenshelm
schützt wohl keinen,
treffen Tapfre sich;
dann findet sich’s,
wenn man vielen begegnet,
daß keiner der kühnste ist.
     
    30 Fafnir:
    Gift schnob ich,
als auf dem Gold ich lag,
dem funkelnden Vatererbe;
(niemand noch
mir zu nahen wagte,
mich schreckte kein Schwert.)
     
    31 Sigurd:
    Gleißender Wurm,
du hast Grausen geweckt
und Heldenmut gehegt;
desto mehr Grimm
den Männern erwächst,
die gewinnen solche Wehr.
     
    32 Fafnir:
    Ich rate dir, Sigurd,
den Rat nimm an
und reit von hinnen heim:
Das gleißende Gold
und der glutrote Schatz -
es bringt der Hort dich zur
Hel!
     
    33 Sigurd:
    Du rietst den Rat;
doch ich reite dorthin,
wo der Hort auf der Heide liegt.
Du aber lieg
im letzten Kampf,
bis Hel du gehörst.
     
    34 Fafnir:
    Regin verriet mich;
er verrät auch dich:
Er will unser beider Blut.
Lassen muß
sein Leben nun Fafnir:
Ein stärkrer in dir erstand.
     
    Regin hatte sich davongemacht, als Sigurd Fafnir erschlug. Er kam zurück, als Sigurd das Blut vom Schwert abwischte. Regin sprach:
     
    35
    Heil dir, Sigurd!
Du hast Sieg erstritten
und Fafnir gefällt.
Von allen Männern,
die auf Erden schreiten,
bist der kühnste Kämpe du.
     
    36 Sigurd:
    Ungewiß ist,
kommen alle zusammen,
wer der kühnste Kämpe ist:
Kühn ist mancher,
der die Klinge noch nie
gerötet in Reckenblut.
     
    37 Regin:
    Heitern Herzens
und der Heldentat froh
wischst du Gram im Gras.
Meinen Bruder

hast du blutig gefällt;
doch hab ich teil an der Tat.
     
    38 Sigurd:
    Ferne schlichst du,
als ich in Fafnir rötete
mein scharfes Schwert.
Wider seine Macht
setzt ich meine Kraft,
als du dich im Kraut verkrochst.
     
    39 Regin:
    Liegen ließest
du lange auf der Heide
den bejahrten Jöten,
wenn der Schmied dir nicht half:
Ich schweißte selber
dir dein scharfes Schwert.
     
    40 Sigurd:
    Mut ist mehr wert
als die Macht des Schwertes,
treffen Tapfre sich:
Kühnen Mann
sah ich den Kampf gewinnen
mit stumpfer Stahlklinge.
     
    41 Regin:
    (Gibst du mir nichts
von dem Gold auf der Heide
für dein scharfes Schwert,
so fordre ich Wergeld
für den Fall des Bruders:
Aus der Beute zahl Buße mir!)
     
    42 Sigurd:
    Du rietest mir,
daß ich reiten sollte
übers Hochgebirg her.
Gut und Blut
hätte der gleißende Wurm,
warfst du mir Feigheit nicht vor.
    Darauf ging Regin zu Fafnir und schnitt ihm das Herz aus und trank das Blut aus der Wunde. Dann sprach er:
     
    43
    Sitz nun, Sigurd -
ich such mir ein Lager -,
halt ans Feuer das Fafnirherz!
Munden mag
ich mir den Muskel lassen,
nach dem Trunk vom Totenblut.
     
    Sigurd nahm Fafnirs Herz und briet es an einem Zweig. Als er glaubte, daß es gar sei, und der Saft aus dem Herzen schäumte, da faßte er es mit einem Finger an, um zu versuchen, ob es fertig
sei. Er verbrannte sich und fuhr mit seinem Finger in den Mund. Als Fafnirs Herzblut ihm auf die Zunge kam, da verstand er die Vogelsprache. Er hörte im Gezweig Meisen zwitschern.
     
    Die Meise sagte:
     
    44
    Einen Kopf kürzer
lasse er den kundigen Alten
zur Hel von hinnen ziehn!
Alles Gold
ist sein Eigen dann,
so viel unter Fafnir lag.
     
    45 Die andre sprach:
    Unklug ist er,
wenn er immer noch schont
den gefährlichen Feind,
da dort Regin liegt,
der ihn verraten hat,
wenn er sich vor dem Schuft
nicht schützt.
     
    46 Die erste sprach:
    Einen Kopf kürzer
lasse er den kalten Riesen
der Ringe beraubt sein!
Dann wird er des Hortes,
den der Wurm gehütet,
einziger Erbe sein.
     
    47 Sigurd:
    Kein Geschick ist so stark,
daß so schnell das Leben
mir Regin rauben sollte.
Beide Brüder
gar bald nun sollen
zur Hel von hinnen ziehn.
     
    Sigurd schlug Regin den Kopf ab. Dann ritt er zur Drachenhöhle und belud sein Roß mit dem Goldhort.

     
    Anmerkungen
     
    * Die Prosa der Edda sagt allerdings von Regin, er sei ein Zwerg an Wuchs gewesen. Diese Angabe ist hier nicht aufgenommen, weil sie dem Liedtext widerspricht (vgl. Str. 46, 1). 1 Feuer der Flut: Bildumschreibung (Kenning) für Gold. 3 u. 4 Ein Beispiel für die Neigung des Dichters, Spruchweisheit zu bringen, auch wenn sie mit dem Inhalt des Liedes wenig zu tun hat. Vgl. auch die Str. 23-27. 5 Dieses Gesätz, das ein anderes Versmaß zeigt, ist wohl aus einem anderen Liede hier eingefügt. Prosa nach

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