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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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uralt.

116
    Marxers Protokoll enthielt, was mich nicht überraschte, eine Reihe unsittlicher, zur Erbauung spezieller Blutstaus gestellter Fragen, denen Sonja Weber gekonnt auswich. So sediert war sie also doch nicht, um in Marxers verbalerotische Fallen zu tappen.
    Frage Marxer: Ok, ich verstehe, dass du nicht darüber reden willst (Anmerkung: Mein Gott, ist die verklemmt! Na ja, bis 25 Jungfrau, was willste da erwarten). Aber es war eine intensive Beziehung, ja? Mit viel äh... du weißt schon.
    Antwort Sonja Weber (nach längerem Zögern): Kann ich nicht sagen. Wir sind auch viel spazieren gegangen. (lacht plötzlich auf. Huch.) Da fällt mir etwas ziemlich Komisches ein. Wir sind im Frühjahr über eine Wiese gegangen und auf einmal hat Lothar angefangen, Blumen zu pflücken. Das war nun wirklich nicht sein Naturell. Nicht nur ein paar Blumen, nicht nur einen Strauß. Nein, beide Arme voll! Wir haben so gelacht!
    (Notiz: Was für eine lahmarschige Liaison! Auf ner Wiese und Blumen pflücken! In unserer Jugend hat man sich noch gegenseitig flachgelegt, so war das damals!)
    Frage Marxer: Eine romantische Anwandlung, nun ja, kommt vor. Ich habe früher auch Blumen gepflückt (Notiz: Quatsch), Stiefmütterchen heißen die wohl. Auf dem Zentralfriedhof. Findest du das romantisch?
    Antwort Sonja Weber: Nein, das waren Osterglöckchen.
    Langsam ging mir dieses Rumgeostere auf den Keks. Ich wartete förmlich auf die Osterweiterung. War Sonja Weber am Ende raffinierter als gedacht und veralberte Marxer? Sie gestand ihm auch Lothars Vorliebe für Nudelgerichte, was den Dichter zu der alternativen Titelvariante »Der Mann, der Kohlehydrate liebte« inspirierte. Er beschloss seine Aufzeichnungen mit dem Versprechen, Sonja Weber »zu knacken«, was man doppeldeutig lesen konnte, aber immer hin nahelegte, er traue ihr auch nicht, halte sie für ein gepanzertes Wesen, das sein Innerstes nur sehr kontrolliert preisgab.
    Oxana legte die Papiere beiseite und sah uns an, einen nach dem anderen. »Und jetzt? Was tun?« »Prioritäten setzen«, schlug ich vor, weil mir nichts Vernünftigeres einfiel und es an der Zeit war, ein Fremdwort zu verwenden, das keinen der Anwesenden überforderte. »Prioritäten?«, fragte Borsig, »Ich würde meinen, wir sollten uns lieber auf das Wesentliche konzentrieren.« Ich seufzte vernehmlich und zog ihm die Schalkemütze ins Gesicht. »Nicht rumalbern, Jungs«, mahnte Hermine, »ihr habt ja beide Recht. Also wie und was und wer und wann?«
    Oxana lächelte wie die Sphinx, die nach Libyen rüberguckt und sieht, wie es dem blutrünstigen Obersten an den Kragen geht. Sie hatte noch etwas in der Hinterhand, so gut kannte ich sie schon. »Die Kleine von gestern Abend, Brugginks Tochter. Habt ihr euch mal gefragt, warum sie diesen Schleimer bitten musste, sie in die Stadt zu chauffieren?« »Sie war scharf auf ihn«, riet Borsig erwartungsgemäß, »nee«, entgegnete Hermi ne, »die Süße hat noch keinen Führerschein.« »Oder beides«, fasste Jonas clever zusammen. »Falsch«, klärte uns Oxana auf, »weil Brugginks Chauffeur gekündigt hat. Man muss nur genau hinhören, wenn small getalkt wird.«
    »Na und?«, fragte ich blöde und gab mir sogleich die Antwort: »Das heißt, er braucht einen neuen Chauffeur.« »Heiß«, sagte Laura und sah zu Borsig, sie war wirklich ein Kind mit rascher Auffassungsgabe. Wir folgten ihrem Blick, bis auf Borsig versteht sich, dem langsam etwas schwante.

117
    Hurra, wir hatten einen Plan. Wieder daheim, warf ich sofort den Laptop an, öffnete die Textverarbeitung – ein Wort, das ich nie ganz durchschaut hatte, denn Textverarbeitung hatten wir früher ganz einfach Lesen genannt – und hielt fest, was die Detektivrunde bei den abendlichen Spaghetti mit Tomatensoße (bei Aldi im Angebot und ein sehr guter Grund, Italien nicht mehr zu bereisen) beschlossen hatte.
    Borsig war voll erwischt und dazu verdonnert worden, sich bei Bruggink gleich morgen als Chauffeur zu bewerben, Ausreden zwecklos. »Ich habe doch keinerlei Referenzen!«, so jammerte die arme Sau und wurde von Oxana im Gegenzug argumentativ erledigt. »Kein Problem, mein Kleiner, ich kenne einen Grafen Wildbach, bei dem ich mal geputzt habe, der schuldet mir noch einen Gefallen und wird dir gerne ein prächtiges Zeugnis ausstellen.« Warum Herr Graf Oxana noch eine Gefälligkeit schuldig war, wollte ich mir lieber nicht ausmalen.
    Hermine hatte sich vorgenommen, den Wirtsschwestern Helga und Monika von

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