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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Frau zu Frauen auf die Pelle zu rücken. »Ich hab schließlich Führungsqua litäten«, prahlte nicht ohne Grund die Herrscherin über die Registrierkasse, »den beiden Mädels blase ich dermaßen den Marsch, die erzählen mir alles.« Hoffentlich auch die Wahrheit, fügte ich in Gedanken hinzu. Das Juniorenteam Laura und Jonas wurde beauftragt, Brugginks Tochter informationstechnisch zu erschließen, wie Jonas altklug versprach. Verfügte man doch über beste Kontakte auch ins gutbürgerliche Zockermilieu, da mochte die Tante geschätzte 18 und somit steinalt sein, man würde sie schon – Zitat Jonas – »durchleuchten wie Heidi Klum auf dem Flughafen.« Das sei heiß, fügte Laura an.
    »Ich schaue, dass ich an Sonja rankomm.« Oxana wirkte angriffslustig, Marxer tat mir beinahe leid. »Wie lange will der sie überhaupt noch festhalten? Außerdem muss er morgen zu seinem Verleger nach München fliegen. Also.«
    Und ich? Mir ließen die Gebhardts keine Ruhe, ich wollte es über Honig versuchen, mehr zu erfahren, denn der Liebhaber der Chefin machte einen angeschlagenen Eindruck, ein Boxer kurz vor dem KO. So trennten wir uns nach der Mahlzeit, ich tippte alles fein sauber in den Laptop, speicherte sogar ab und verschickte das Dokument als »to do – list« an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines Hauses. Sogar Borsig, der ein wenig niedergeschlagen wirkte, hatte sich als stolzer Besitzer eines Computers und einer Emailadresse geoutet.
    Bei Facebook waren zwei neue Freunde hinzugekommen, ein mir dem Namen nach flüchtig bekannter Ludwig Würselen, den ich unter den zahllosen Zechkumpanen meiner Vergangenheit vermutete, sowie ein Regis de la Croix, unverkennbar Franzose. Nun kenne ich keine Franzosen, was mich nicht weiter stört. Dass ich keine Französinnen kenne, ist viel schlimmer und wäre der erste Punkt auf einer erotischen to do – list. Ich rief das Profil des Mannes auf, es zeigte kein Bild und war auch sonst wenig ergiebig. Er hatte ganze fünf Freunde, musste folglich ein äußerst einsamer Mensch sein oder sich gerade erst bei Facebook akkreditiert haben. Beides war merkwürdig und ließ mich St. Malo assoziieren.
    Ich hatte keine Ahnung gehabt, wo Herr Honig wohnte, Borsig jedoch wusste es. »Regitz und ich haben den mal heimgefahren, als wir dort gearbeitet haben, sein Auto war in der Werkstatt oder was. Karl-von-Gmünd-Straße, die Nummer weiß ich nicht mehr, ist aber das höchste Gebäude dort, so grün oder blau oder rot angestrichen.«
    Es war Tagesschau-Zeit. Ich verzichtete auf den heutigen Eimer bad news, erfrischte mich und machte mich tatendurstig auf zu Honig, seine Wohnung lag nicht weit entfernt von der meinen, in fünfzehn Minuten zu Fuß gut zu erreichen.

118
    Ich bin kein Freund roher Gewalt, es sei denn, das Zielobjekt meiner Faust ist kleiner, ängstlicher und schwächer als ich. Nein, Scherz. Meine Waffen sind andere. Wenn mir einer blöd kommt und ich merke, wie in meinem Gegenüber die archaischen Gene die Oberhand gewinnen, dieses steinzeitlich Rohe, dieser nach Blut heischende Rausch, wie ihn berstende Hirnschalen oder geknickte Glieder verursachen, dann lege ich meine Stirn bedrohlich in Falten – und gut is.
    Wir kennen dieses Verhalten aus der Tierwelt, man denke nur an den Totenkopffalter, der potentielle Feinde – und der Typ hat mehr Feinde als ein Arbeitgeberpräsident – mit seiner Flügelzeichnung abschreckt. Er ist quasi der Hell’s Angel unter den Schmetterlingen. Ähnliche Muster beobachten wir unter Politikern, wenn zahn- und argumentationslose Herr- und Damschaften sich total böse hinter Rednerpulten aufbauen, um Gift und Galle zu spucken. Der Diktator muss weg, aber wir enthalten uns mal der Stimme. Das schüchtert ein, ob wohl der denkende Mensch sogleich weiß: Nur arme, ängstliche Würstchen, sie müssen halt spielen.
    Das Haus, in dem Honig wohnte, gehörte zu denen, auf deren imaginärer Stirn ganz groß »Eigentumswohnungen« stand. Fünf Stockwerke, scheckbuchgepflegt, sogar einen »Hausmeister Raffke« leistete man sich für so komplexe Arbeitsabläufe wie das Auswechseln von Glühbirnen, jedenfalls verriet dies das Klingelbrett. Honig hatte das Penthouse erworben, das er – Englischkenntnisse durfte man bei ihm wahrlich nicht voraussetzen – wohl immer »Pennhaus« aussprach. Ich trat ein paar Schritte zurück und schaute nach oben, die Jalousien waren runtergelassen worden, kein gelbes Etwas blitzte durch die Lamellen, was nichts

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