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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Ich aber weiß, dass es zwei Schlüssel gibt, hab ich mir doch eine Kopie anfertigen lassen. Das meine ich mit meinem ererbten Talent.«
    Sie kramte in ihrer überdimensionierten Handtasche – mindestens Gucci, wenn nicht gar von jungen Pariser Chansonsängerinnen handgenäht – und brachte einen Umschlag zum Vorschein, aus dem sie ein paar Seiten Papier zog. »Schnell kopiert«, grinste Oxana und Laura grinste ein verstärkendes »heiß« hinterher. »Holla«, sagte Borsig und rückte seinen Stuhl näher an den der Kasachin, um wenigstens in den Genuss ihres Parfüms zu kommen. Hermine sagte nur: »Aber zuerst isst du deine Torte auf, Schätzchen, an dir is ja nix dran.« Was die Fehlinterpretation eines perfekten Körpers schlechthin war.
    Oxana räusperte sich, wandte sich zu mir und sah mir tief in die Augen. Ich wich ihrem Blick schamhaft aus, Hermine registrierte es mit einer Mischung aus Genugtuung und Misstrauen. »Er hat drei Seiten geschrieben. Die erste ist praktisch die Konzeption des Romans, den er aus unseren Abenteuern zu verzapfen gedenkt. Er trägt den Arbeitstitel – nicht erschrecken – »Im Tal der plaudernden Osterhasen«. Die beiden restlichen enthalten eine Art Gedächtnisprotokoll von Marxers Gesprächen mit Sonja. Soll ich vorlesen? Aber ich warne euch: Das ist harter Stoff.«
    Wir nickten unisono und lehnten uns zurück, Hermine schloss die Augen wie bei einer Dichterlesung. Und Oxana begann.

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    Arbeitstitel: Im Tal der plaudernden Osterhasen. Genre: Krimi für Abiturienten mit Resthumor. Subgenre: Idiotenroman mit viel Action und sozialkriti scher Performance. Protagonist: ein grenzdebiler beziehungsweise imbeziler Nichtleistungsträger namens Kevin Kleinlich.
    » Ich bring ihn um«, hörte ich mich murmeln. Hermine und Oxana legten mir gleichzeitig beruhigend eine Hand an den Hinterkopf und machten »buh buh, nicht aufregen«. »Kommt noch schlimmer«, warnte Oxana, »du musst jetzt stark sein.« Sie las weiter.
    Der Roman schildert die mehr oder weniger freiwilligen Abenteuer des bereits in Schulzeiten zum Versagen neigenden Helden, der aus einer Bierlaune seiner dubiosen Kumpane heraus für einige Minuten zum Privatdetektiv wird. Die schöne und geheimnisvolle Mireille Rosenkranz beauftragt ihn, ihren verschwundenen Bruder Laslo zu finden. Kleinlich, nicht nur ein notorischer Lügner, sondern auch über die Maßen geldgeil, nimmt den Auftrag an. Im Gefolge des sogenannten Detektivs versammelt sich schnell ein buntes Völkchen: die dralle Susanne, Verkäuferin bei Lidl und begeisterte Trägerin erotischer Korsagen, ihr kleinkrimineller Sohn Janosch mitsamt seiner infantilen Freundin Lara sowie der linksradikale Hilfsarbeiter Birsock, genannt »Prolomarx«.
    » Ich bring ihn um«, hörte ich Hermine, Jonas, Laura und Borsig murmeln. »Nicht aufregen, Kinder«, beruhigte ich, »wer seine Heldin Mireille Rosenkranz nennt, hat beim katholischen Publikum schon verschissen.« Oxana nickte. »Kann ich weiterlesen? Ist nicht mehr viel auf dem ersten Blatt.«
    Die Story spielt in der Jetztzeit. Um das Zielpublikum – beeinflussbare Menschen zwischen 19 und 99, möglichst mit Abitur und zum Gutmenschentum neigend – zuverlässig zu erreichen, wird der Text um einen Subtext angereichert, in dem Kevin Kleinlich auf seine sehr spezielle dumme Art das aktuelle politische und gesellschaftliche Tagesgeschehen kommentiert. Um auch die sehr niederen Instinkte effizient anzusprechen, wird die Story nicht mit brachialer und volkstümlicher Sexualität geizen. Kevin Kleinlich und Susanne begatten sich an allen nur vorstellbaren Örtlichkeiten. Um auch bei der Krimikritik zu punkten, beginnt die Geschichte damit, dass wir Kevin Kleinlich auf dem sehr unappetitlichen Klo seiner ebenfalls unappetitlichen Absteige sitzend erleben, wie er gerade scheißt. Bekanntlich ist die Schilderung der Verrichtung der Notdurft eines der letzten Tabus der Kriminalliteratur. Die Kritik wird lobend darauf verweisen und den realistischen Touch des Ganzen loben. Dazu gehört natürlich auch einer der Haupthandlungsstränge, die Ausbeutung der Armen durch die Reichen, was den Absatz des Buches sowohl bei den Armen als auch den Reichen deutlich und erfreulich in die Höhe treiben dürfte. Der Roman wird etwa 300 Seiten umfassen, es gibt sieben Morde, elf Körperverletzungen (schwer), drei Entführungen sowie mehrere sexuelle Übergriffe. Am Ende stellt sich natürlich heraus, dass der verschwundene Laslo Rosenkranz selbst

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