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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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überhaupt: Sein Leben hatte sich verändert, es steckte plötzlich voller Abenteuer, thronte über dem gruseligen Durchschnitt seiner bisherigen Existenz, ein Leben voller Gefahren und Unwägbarkeiten lag vor ihm, nein, er war mittendrin, eine Art James Bond, ja, das war es: Kino. Er spielte in etwas mit, bei dem ihm nicht wie sonst schon nach zehn Minuten die Augen zufielen.
    Gegen Mittag endete Katharinas gnaden- und hemmungsloser Kaufrausch, sie ließ Borsig Beute für viele hundert Euro zum Benz tragen (gut, das Zeug wog nicht viel, war aber sperrig), setzte sich sodann neben ihn auf den Beifahrersitz, schnaufte gehörig durch, verlangte eine Zigarette, qualmte die Kabine genüsslich voll, weil sie wusste, ihr Vater würde ausrasten, sagte dann, Borsig auf die Schulter klopfend: »Du bist in Ordnung, mein Lieber. Alles nur Test. Deine Vorgänger sind sofort geil geworden, wenn sie auch nur ein Stück Haut von mir gesehen haben und ich kann das nicht ab. Bist du eigentlich schwul oder total gehemmt oder kriegst du sonst keinen hoch?« Borsig konnte nicht mehr an sich halten, das war zuviel. Sie hatte einen Test gemacht, die blöde Tusse, und er justierte sein schweißrotes Gesicht zu ihrem hin wie eine Kanone auf ein zu kaperndes Schiff. »Jetzt hör mal zu, du blödes Stück! Was bildest du dir eigentlich ein? Dass dein Fahrgestell waffenscheinpflichtig ist oder was? Ich leg dich hier sofort flach, wenn’s gewünscht wird, und es erregt mich nicht die Bohne! Ich mache SO« – er schnipste mit den Fingern – »und mein Schniedel fährt auf Hochleistung, aber du bist mir einfach zu blöd.« Das war’s dann also. Das Ende seines Beschäftigungsverhältnisses. Die anderen würden ihn beschimpfen, aber war ihm grad egal, hatte raus gemusst.
    »Cool«, sagte Katharina lakonisch. »Du bist ok. Komm, wir essen ne Kleinigkeit und dann gehen wir noch ne Runde zocken.« Sie schnappte sich Borsigs Zigaretten, zündete noch eine an, blies ihm den Rauch direkt ins rechte Ohr.
    »Ich kannte mal eine Tierärztin, die mochte keine Tiere.« Warum hatte er das jetzt gesagt? Wie nur gedacht? Stimmte ja gar nicht, er kannte keine Tierärztin, die keine Tiere mochte, er kannte noch nicht einmal Tiere, einen Hund von einer Katze zu unterscheiden, das war alles. Der emotionale Stress trieb ihn in die Gedankenakrobatik, wieder eine überraschende Erkenntnis für Regitz. Diese Schnepfe und der immer noch schwer malträtierte Moritz Klein sahen von ihren Fleischtörtchen hoch, ihn an, sie mit bewölkter Stirn, er teilnahmslos, wie einem eben alles egal ist, wenn es zwischen den Beinen ein Aua hat. Regitz lauschte seinem Satz nach, der gar nicht von ihm sein konnte, ein Zitat, ein Plagiat. »Ja, die mochte einfach keine Tiere.« Zeit gewinnen. Überlegen. »Und ich bin Arbeiter und mag keine Arbeit.« Gut aus der Nummer gezogen, Alter.
    »Und?« Mehr sagte sie nicht. Und kaute auch noch dabei, hätte auch »hmpff« heißen können. »Na ja.« Noch einmal Zeit gewinnen. »Ich mag eigentlich die Arbeit an sich, also ich will sagen, wenn es nur die Arbeit wäre und nicht....« Haha, jetzt sitzt du in der Scheiße, Regitz. Schlecht angefangen, das heißt: Wer so hanebüchen beginnt, dem glaubt man später jede Lüge, wenn sie nur einen Hauch Wahrscheinlichkeit atmet. »Ich meine...« Okay, Alter, dann mein auch endlich was. »Ich meine: Lohnarbeit, ihr versteht? Man wird immer beschissen, immer, nicht nur heutzutage, aber da besonders. Und woran liegt das? GELD!« Er schrie es fast. Schöne Leistung. »Ich meine... das Geld verdirbt einem doch alles, oder? Den Spaß an der Arbeit...« Nicht zu dick auftragen. Kein Mensch glaubt dir, dass du jemals Spaß an der Arbeit hattest. Aber ganz ordentlich in die Bahn zurückgefunden. Wie hatte das begonnen? Du hast eine Tierärztin gekannt, die... Jetzt weiterlügen.

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    Dichtung und Wahrheit

    Artischockenherzen in Gänseaspik, Carpaccio vom argentinischen Pampasrind, burmesische Flussforellen an fünferlei exotischen Gemüsen, zum Nachtisch Wackelpudding Bunga-Bunga-Art. Irmi kam aus dem Staunen und Schlemmen nicht mehr heraus. Die Kommunarden im Geiste Antonio Gramscis lebten auf kulinarisch großem Fuß, »tja«, meinte der Rainer ein wenig verlegen, »was sollen wir machen, wenn ausgerechnet Feinkosthändler, frag mich nicht warum, mit uns tauschen wollen. Vielleicht, weil die meistens zu den Gründungsmitgliedern der Grünen gehören oder Leuten, die ich noch aus meiner Anarchozeit

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