Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit
Maßnahmen, die in bestimmten Situationen sinnvoll sind, in anderen vielleicht nicht. Wenn Sie mit Praktiken managen und mit Taktiken führen, müssen Ihre Mitarbeiter keine Fachleute sein. Sie brauchen kein Urteilsvermögen, weil ihnen Urteilsvermögen und Weisheit in Form von Regeln und Vorschriften bereitgestellt werden.
Wenn Sie mit Prinzipien arbeiten, ermächtigen Sie alle Menschen, die diese Prinzipien verstehen, zu handeln, ohne fortwährend beobachtet, bewertet, korrigiert oder kontrolliert zu werden. Prinzipien sind universell anwendbar. Wer Prinzipien verinnerlicht hat, kann ein breites Spektrum von Praktiken kreieren, um unterschiedlichste Situationen zu bewältigen.
Führen mit Prinzipien statt mit Praktiken erfordert eine andere Art von Training, eventuell auch intensiveres Training, doch das Ergebnis ist die Mühe wert: mehr Wissen, mehr Kreativität und geteilte Verantwortung auf allen Ebenen des Unternehmens.
Wenn Sie Mitarbeiter in den Praktiken des Kundenservice schulen, werden Sie ein bestimmtes Serviceniveau erreichen. Dieser Service stößt jedoch an seine Grenzen, sobald Kunden mit einem Sonderfall oder einem besonderen Problem an Sie herantreten und damit das übliche Verfahren außer Kraft setzen.
Bevor Menschen konsequent nach dem Prinzip des Kundenservice handeln können, müssen sie sich eine neue Denkweise aneignen. In den meisten Fällen brauchen sie eine spezielle Schulung mit Fallbeispielen, Rollenspielen, Simulationen und Coaching am Arbeitsplatz, damit sie das Prinzip verstehen und wissen, wie es bei der Arbeit anzuwenden ist.
Mit dem Kompass gewinnen
»Ein Kompass in jeder Tasche« ist besser als »ein Huhn in jedem Topf« oder ein Auto in jeder Garage, um es in Anlehnung an Präsident Hoover zu formulieren. Mit dem moralischen Kompass können wir selbst die härteste Konkurrenz in den Schatten stellen. Meiner Ansicht nach ordnen die Japaner das Individuum derart der Gruppe unter, dass sie die Kreativität |72| und den Erfindungsreichtum des Einzelnen brachliegen lassen. Ein Indikator hierfür ist die Tatsache, dass Japan bis zum Jahr 1990 nur vier Nobelpreisträger hervorgebracht hat, die USA dagegen 186. Das oberste Führungsprinzip ist die Win-win-Interdependenz, bei der man sowohl als Individuum als auch im Team Erfolg hat.
Sobald Menschen jedoch erkennen, dass dieser »Kompass« als Bewertungsgrundlage dienen wird, auch für den Führungsstil in der Chefetage, fühlen sie sich bedroht.
Der Präsident eines großen Unternehmens bat mich einmal, mich mit ihm und seinem Managementteam zusammenzusetzen. Dem Präsidenten nach waren alle zu sehr darauf bedacht, ihren persönlichen Managementstil beizubehalten, und sie ließen sich vom Leitbild des Unternehmens nicht beeinflussen. Die Führungskräfte glaubten, das Leitbild richte sich nur an die Leute »dort draußen«, die dem Gesetz unterworfen seien, während sie selbst über dem Gesetz stünden.
Die Idee des moralischen Kompasses ist beunruhigend für Menschen, die ihrer eigenen Einschätzung nach über dem Gesetz stehen. Denn die Verfassung, die auf Prinzipien beruht, ist Gesetz und gilt für alle, auch für die Unternehmensspitze. Sie überträgt Menschen die Verantwortung, einen prüfenden Blick auf ihr Leben zu werfen und festzustellen, ob sie bereit sind, sich an die Verfassung zu halten. Alle sind dem Gesetz und den Prinzipien verpflichtet.
Ich kenne mehrere drastische Beispiele für große US-Konzerne, die ihren Unternehmensberatern sagten: »Wir können nicht so weitermachen: Wir dürfen Machbarkeitsstudien und strategische Studien nicht mehr losgelöst von unserer Kultur und unseren Mitarbeitern durchführen.« Diese Führungskräfte haben verstanden, was Michael Porter sagte: »Die A-Umsetzung einer B-Strategie ist besser als eine A-Strategie mit einer B-Umsetzung.«
Fragen und Probleme im Bereich Mitarbeiter / Unternehmenskultur müssen offen angesprochen werden, um die Umsetzung der Strategie zu verbessern und Unternehmensintegrität zu erzielen. Wir müssen bereit sein, eine verfassungsgebende Versammlung abzuhalten, wenn nicht gar eine Revolution einzuläuten, um die Probleme auf den Tisch zu bringen, sie anzugehen und Teilnahme und Mitwirkung zu erzielen, damit wir kluge Entscheidungen fällen können. Das ist ohne Blut, Schweiß und Tränen nicht möglich.
Letztendlich hängt die erfolgreiche Umsetzung einer jeden Strategie davon |73| ab, in welchem Maße sich Menschen den geltenden Prinzipien
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