Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit
verpflichtet fühlen und inwieweit sie in der Lage sind, diese Prinzipien in den verschiedenen Situationen mit ihrem eigenen moralischen Kompass anzuwenden.
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|74| Kapitel 7
Prinzipienorientierte Führungsstärke
Wirkliche Führungsstärke setzt einen reifen Charakter und die Anwendung bestimmter Instrumente und Prinzipien voraus. Nichtsdestoweniger kommen die meisten Diskussionen über dieses Thema zu dem Ergebnis, dass wahre Führungsgröße entweder auf Vererbung oder dem Vorhandensein bestimmter Persönlichkeitszüge oder der Anwendung bestimmter Verhaltensweisen beruht. Es liegt auf der Hand, dass sich aus diesen Faktoren vielleicht nachträglich Deutungen, aber keinesfalls Prognosen ableiten lassen. Sie erklären, warum sich eine Führungspersönlichkeit entfalten und behaupten konnte, aber sie tragen wenig dazu bei, eine solche Entwicklung vorherzusagen, und noch weniger sagen sie etwas über die Führungseigenschaften an sich aus.
Deshalb ist es vielversprechender, sich einmal mit den Geführten statt mit den Führenden zu beschäftigen und sie die Leistung ihrer Vorgesetzten beurteilen zu lassen.
Drei Arten von Stärke
Die Gründe dafür, warum Mitarbeiter einen Vorgesetzten in seiner Funktion anerkennen, sind vielfältig und komplex. Im Großen und Ganzen können sie in drei Kategorien eingeteilt werden, denen unterschiedliche Annahmen in Bezug auf Motivation und Psychologie zugrunde liegen.
Mitarbeiter können sich aus Angst führen lassen – sie rechnen mit schlimmen Folgen, wenn sie Anweisungen infrage stellen oder missachten. Dies nenne ich Stärke durch Zwang . Der Führende hat bei seinen Mitarbeitern die Angst erzeugt, dass sie mit negativen Konsequenzen rechnen oder etwas aufgeben müssen, wenn sie sich nicht fügen. Also arrangieren sie sich oder geben sich zumindest den Anschein von Loyalität, vor allem am Anfang ihrer Firmenzugehörigkeit. Ihr Engagement ist aber oberflächlich |75| , und ihre Energien können schnell in destruktive Kanäle fließen, sobald ihnen niemand mehr über die Schulter blickt oder die befürchtete Sanktion entfällt. So machte der Angestellte einer Fluggesellschaft Schlagzeilen: Am Vorabend seines Abschieds löschte er sämtliche computergespeicherten Flugpläne, weil er sich ungerecht behandelt und manipuliert gefühlt hatte. Das Ergebnis waren Kosten in Höhe von einer Million Dollar, Tausende von umsonst geleisteten Arbeitsstunden und empfindliche Einbußen durch unzufriedene Passagiere.
Mitarbeiter lassen sich auch deshalb führen, weil es ihnen Vorteile einbringt. Dies nenne ich die Stärke durch Nutzen , weil die Beziehung auf dem für beide Seiten vorteilhaften Austausch von Gütern und Leistungen beruht. Die Geführten haben etwas anzubieten, was der Führende benötigt – Zeit, Energie, Fähigkeiten, Interesse, Talent, Unterstützung und so weiter. Umgekehrt verhält es sich ebenso: Der Vorgesetzte bietet Wissen, Geld, Aufstiegschancen, ein gutes Betriebsklima, interessante Aufgaben, Sicherheit. In diesem Fall handeln die Mitarbeiter aus dem Glauben heraus, dass ihr Chef ihnen bestimmte Vorteile verschafft, vorausgesetzt, sie halten sich an die Spielregeln und tun auch etwas für ihn. Vieles von dem, was im menschlichen Zusammenleben geschieht – vom Vertragsabschluss in Millionenhöhe im Unternehmen bis hin zum Alltag in der Familie –, beruht letztendlich auf einer Art von Einflussnahme, die beiden Seiten Nutzen verspricht.
Die dritte Möglichkeit der Einflussnahme schließlich unterscheidet sich in ihrer Art und Tragweite von den anderen beiden. Sie beruht auf dem Umstand, dass die Führenden mit dem, was sie tun, in höchstem Maß integer wirken. Deshalb bringt man ihnen Vertrauen entgegen, und sie genießen Respekt. Ihre Führungsstärke wird unbestritten und freiwillig anerkannt, ohne Wenn und Aber. Das ist keinesfalls mit Naivität, blindem Gehorsam oder roboterhafter Dienstbarkeit gleichzusetzen. Vielmehr handelt es sich hier um kluges, aufrichtiges, bedingungsloses Engagement. Dies nenne ich die prinzipienorientierte Stärke .
Fast jeder hat im Laufe seines Lebens einmal erfahren, was es heißt, sich der Führung eines Lehrers oder eines Vorgesetzten, eines Familienmitglieds oder eines Freundes anzuvertrauen. Solche Erfahrungen hinterlassen wichtige Spuren. Vielleicht haben Sie einmal eine Chance erhalten, Ihr Können unter Beweis zu stellen, oder jemand hat Sie wieder aufgerichtet, als Sie den Glauben an sich schon
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