Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit
sofort. Er begann, sich selbst zu erforschen. Er ging jede Facette seines Lebens durch – unterschiedliche Situationen mit unterschiedlichen Menschen. Dabei machte er eine sehr schmerzliche Entdeckung: Sein vorherrschender Charakterzug war der Egoismus. Er stellte sich selbst nie zurück, er identifizierte sich nie mit einem höheren Zweck, einer guten Sache, sondern fragte immer: »Und was habe ich davon?«
Damit hatte er die Wurzel seiner Langeweile, seines Überdrusses, seines trostlosen Lebens, seines Leidens unter der Routine entdeckt. Um sechs Uhr abends war er vollkommen entspannt. Er hatte sich erinnert und tief in sein eigenes Ich hineingesehen. Im Lauf des Tages hatte er einige Vorsätze für sein weiteres Leben gefasst. Er hatte begonnen, sich zu ändern.
Es ist sehr viel innere Sicherheit erforderlich, um jemandem aufrichtig zuhören zu können, wenn es um die wirklich wichtigen Themen im Leben geht. Schließlich werden unsere empfindlichen Stellen freigelegt, und es besteht die Möglichkeit, dass wir uns ändern könnten. Aber wenn wir uns im Innersten unsicher fühlen, können wir es uns nicht leisten, das Risiko einer Veränderung einzugehen. Wir glauben, auf Vorhersagbarkeit und Gewissheit pochen zu müssen. Aber damit handeln wir voreingenommen: Wir urteilen schon vorher und berauben uns selbst der Chance, Neues zu erleben und neue Wege zu gehen.
|89| Wenn wir durch einfühlsames Zuhören verändert oder beeinflusst werden, müssen wir sagen können: »Ich akzeptiere es – denn letztlich bleibe ich immer ich selbst.« Unser Innerstes verändert sich nicht. Unser wahres Selbst besteht aus einem Kern von Werten und Gefühlen, die unabhängig davon sind, wie andere uns behandeln. Dies ist unser unverletzbares Selbst, unsere echte Identität.
Logik und Gefühl
Voraussetzung für eine effektive beidseitige Kommunikation ist, dass beide Seiten den Inhalt und die Absicht der übermittelten Botschaft erfassen und die Sprachen der Logik und des Gefühls beherrschen.
Damit meine ich zwei sehr unterschiedliche Sprachen, wobei die Sprache des Gefühls weit motivierender und stärker ist. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, hauptsächlich mit Augen und Herz zuzuhören, und dann erst mit den Ohren. Unser Ziel muss sein, die Absicht der Botschaft zu verstehen, ohne ihren Inhalt von vornherein zu verwerfen. Dies wird uns gelingen, wenn wir dem anderen Zeit lassen, wenn wir geduldig sind, wenn wir verstehen wollen, bevor wir selbst verstanden werden, und wenn wir unsere Gefühle offen ausdrücken.
Am effektivsten können wir dann unseren eigenen Standpunkt darlegen, wenn wir vorher unter Beweis stellen, dass wir denjenigen unseres Gesprächspartners bis ins Detail verstanden haben. Fassen Sie ihn zu diesem Zweck so präzise wie möglich zusammen. Auch effektive Präsentationen beginnen mit einer Bestimmung der Ist-Situation.
Mitgefühl und Einfühlungsvermögen
Die bisher beschriebenen Anforderungen – uneingeschränkte Aufmerksamkeit während eines Gesprächs, völlige Hingabe unter Zurückstellung eigener Bedürfnisse, Verständnis für andere Sichtweisen – erfordern Mut und Geduld. Beides können Sie aufbringen, wenn Sie in sich selbst ruhen. Die daraus erwachsende Sicherheit ermöglicht es ihnen, offen für Veränderungen zu sein und sich in das Denken und Fühlen anderer hineinzuversetzen, um die Welt mit ihren Augen sehen zu können. Aber Vorsicht: Damit ist nicht gemeint, dass Sie so fühlen sollen, wie Ihr Gesprächspartner es tut. |90| Das wäre Mitgefühl. Stattdessen verstehen Sie seine Gefühle, weil Sie seine Sichtweise kennen. Das ist Einfühlungsvermögen.
Einfühlungsvermögen ist ein außerordentlich wichtiger Faktor in der Kommunikation, weil andere daran erkennen, dass Sie offen, lernbereit und beeinflussbar sind. Denken Sie daran, dass Sie nur dann Einfluss auf andere nehmen können, wenn diese das Gefühl haben, auch Sie beeinflussen zu können. Wenn wir darüber hinaus noch lernen zuzuhören und zuerst zu verstehen, bevor wir verstanden werden, haben wir schon viel zu einer gelungenen Kommunikation beigetragen. Immer wieder machen wir dann die Erfahrung, dass es zwecklos ist, mit dem Verstand das Herz beherrschen zu wollen. Wir akzeptieren, dass es eine Sprache der Logik und eine Sprache des Gefühls gibt und dass die Menschen eher nach dem Gefühl als nach dem Verstand handeln. Wir sehen, dass Kommunikation fast unmöglich ist, wenn die Gesprächspartner einander nur
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