Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit

unauslöschbar ist. Ich glaube, dass es sehr schwierig, aber nicht unmöglich ist, den eigenen Stil anzupassen. Unser Führungsstil kann zwar situationsbezogen sein, aber um Veränderungen durchzusetzen, benötigen wir neue Vorbilder und Denkmodelle.
    Derzeit wird oft diskutiert, ob Führungspersönlichkeiten gemacht oder geboren werden. Meiner Meinung nach werden die meisten von ihnen »neu geboren«, und zwar durch Lernen. Sie lernen die richtigen Prinzipien und wenden sie an. Deshalb sind große Führungspersönlichkeiten immer auch Lehrer, die eine neue Generation hervorbringen und große Umbrüche bewirken. Aber der persönliche Preis dafür ist enorm, denn der Weg ist steinig und fordert viele Opfer.
    Solange die Mitarbeiter sich einheitlichen Prinzipien verschreiben, kann ein Unternehmen durchaus viele unterschiedliche Stile tolerieren. Trotzdem ist es klug, eine Umgebung zu suchen, die dem eigenen Stil entgegenkommt. In manche Unternehmen passt Ihr Stil eben besser als in andere. Die richtige Entscheidung zu treffen, erfordert wirkliche Weisheit, denn Sie wissen, wie schwer es ist, sich zu verändern.
    Problem 5
    Mangelnde Kompetenz: Der Stil entspricht nicht den Fähigkeiten; oder den Managern fehlen die erforderlichen Fähigkeiten, um eine Vision wirkungsvoll zu vermitteln.
    Manchmal sind Mitarbeiter durchaus bereit, einen anderen Stil anzunehmen, aber es fehlt ihnen an den notwendigen Fertigkeiten. Sie wissen beispielsweise nicht, wie sie delegieren sollen; wie sie ihr Einfühlungsvermögen einsetzen können, um den Standpunkt eines Verhandlungspartners herauszufinden; wie sie Synergien nutzen, um eine dritte Lösung zu finden; |120| oder sie sind nicht in der Lage, Leistungsvereinbarungen nach dem Winwin-Prinzip zu treffen. Der Mangel an Wissen und Fertigkeiten stellt jedoch kein wirklich chronisches Problem dar, weil er durch Maßnahmen im Weiterbildungsbereich gelöst werden kann.
    Wer noch nie auf Skiern stand, entwickelt innerhalb von kurzer Zeit einen bestimmten Stil und ein gewisses Können. Er verfügt aber noch nicht über die Fähigkeit, eine Piste unter sämtlichen möglichen Bedingungen zu meistern. Stil und Können sind für Pulverschnee, eine mittelschwere Abfahrt und trockenes Wetter ausreichend; unter schwierigeren Bedingungen käme es zum Sturz. Selbst wenn jemand den Wunsch, die Motivation und die Kondition hätte, müsste er immer noch an seinem Können arbeiten, um jede Abfahrt zu meistern.
    Menschen können ihre Fähigkeiten nicht nur ausbilden, sondern auch neue Wünsche entwickeln und sogar ihren Stil verändern. So nehmen Mitarbeiter, die beispielsweise ein neues Instrument zum Zeitmanagement und ein entsprechendes Training dazu bekommen, unter dem Eindruck der neuen Erfahrungen auch wichtige Veränderungen in ihrem Privatleben vor. Menschen, die gerade lernen, sich in andere einzufühlen, stellen fest, dass die Entwicklung dieser Fähigkeiten ihren Stil bestätigt und festigt. Der Therapeut Carl Rogers meint, wer anderen wirklich helfen wolle, sich zu verändern, müsse sich in sie einfühlen. Dabei gewinne man allmählich selbst neue Einsichten und entdecke neues Potenzial in sich. In gewisser Hinsicht ist also schon der Weg das Ziel.
    Problem 6
    Mangelndes Vertrauen: Unter den Mitarbeitern herrscht geringes Vertrauen, was zu Abschottung, Kommunikationsproblemen und zu mangelhafter Teamarbeit führt.
    Vertrauen ist der Gradmesser für die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen. In gewisser Hinsicht ist es wie mit dem Huhn und dem Ei. Was war zuerst da? Wenn Sie versuchen, Vertrauen zu schaffen, gleichzeitig aber andere chronische und akute Probleme vertuschen, verschlimmern Sie die Situation nur. So besteht einer der besten Wege, in einem Unternehmen ein Klima des Vertrauens aufzubauen, darin, ein Unternehmensleitbild zu erarbeiten und den Mitarbeitern Orientierungspunkte zu geben. Aber dies wird Ihnen nicht gelingen, wenn Sie gleichzeitig einen |121| konservativen Führungsstil praktizieren. Ihre Mitarbeiter werden Ihren Worten nicht viel Glauben schenken.
    Mangelndes Vertrauen tötet die Kommunikation, auch wenn noch so viele Trainings absolviert werden. In Unternehmenskulturen, in denen wenig Vertrauen herrscht, präsentieren die Manager zwar auch Leistungsvereinbarungen, Arbeitsplatzbeschreibungen und Leitbilder, aber sie stoßen damit auf Kälte und Gleichgültigkeit. Die Mitarbeiter verfolgen lieber ihre eigenen Interessen und suchen nach Wegen, um ihren Job zu