Die Eheprobe

du.«
    Â»Jeder kann das«, sagt sie.
    Â»Vor allem meinem Mann gegenüber.«
    Â»Ach, denen, die wir lieben, die kalte Schulter zu zeigen, ist einfacher.«
    Â»Ich weiß. Aber warum?«, schluchze ich.
    Bunny bleibt neben mir sitzen, bis ich in dem erschöpften, ausgelaugten, klaren Gemütszustand jenseits der Scham angekommen bin, in dem die Luft nach Spätsommer riecht, nach Chlor mit einer leichten Note der Utensilien zum Schulanfang, und zum ersten Mal nach sehr langer Zeit schöpfe ich – Hoffnung.
    Â»Besser?«, fragt Bunny.
    Ich nicke. »Ich bin total albern.«
    Â»Nein«, sagt sie, »nur ein bisschen verloren, wie wir alle.«
    Â»Ich habe doch etwas geschrieben.«
    Â»Tatsächlich?«
    Â»Ja, kurze Szenen. Über mein Leben. Über William und mich – wie wir uns zum ersten Mal getroffen haben. Abendeinladungen. Gespräche. Nichts Interessantes. Aber es ist ein Anfang.«
    Â»Wunderbar! Ich würde mir das so gerne ansehen.«
    Â»Das würdest du tun?«
    Â»Natürlich. Ich wollte nur warten, bis du mich fragst.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Ach, Alice, warum wundert dich das?«
    Ich blicke auf das zusammengeknüllte Taschentuch in meiner Hand. »Ich habe dein Taschentuch ruiniert.«
    Â»Ach was, gib’s her.«
    Â»Nein, das ist eklig!«
    Â»Gib’s her!«, befiehlt sie mir.
    Ich lasse es in ihre ausgestreckte Hand fallen.
    Â»Verstehst du das denn nicht, Alice? Nichts, was du tust, kann eklig für mich sein.«
    Â»Genau das sage ich meinen Kindern.«
    Â»Genau das sage ich auch meinen Kindern.« Sie spricht ganz sanft und streichelt mir übers Haar.
    Ich fange wieder an zu schluchzen. Sie drückt mir ihr Taschentuch wieder in die Hand. »Offensichtlich habe ich dich voreilig davon befreit.«

Kapitel 85
    Lucy Pevensie
    hat ein Lieblingszitat hinzugefügt: »Ist – ist er ein Mann?«, fragte Lucy.
    Also, Forscher 101, ist er das?
    Ich verstehe die Frage nicht ganz, Ehefrau 22.
    Verlässt ein echter Mann seine Frau?
    Ein echter Mann sucht nach seiner Frau.
    Und dann?
    Weiß ich nicht genau. Warum fragen Sie?
    Ich war nicht die Beste aller Ehefrauen.
    Ich war nicht der Beste aller Ehemänner.
    Vielleicht sollten Sie nach Ihrer Frau suchen.
    Vielleicht sollten Sie auch nach Ihrem Mann suchen.
    Warum sollte ich nach ihm suchen?
    Vielleicht ist er verloren.
    Er ist nicht verloren. Er baut Regale in der Garage.
    In seiner Carhartt-Hose?
    Sie vergessen auch rein gar nichts, oder?
    Ich vergesse vieles; das Internet jedoch nicht.
    In dieser Hose hat er einen hübschen Hintern.
    Wann ist ein Hintern hübsch?
    Wenn er größer ist als meiner.
    Ich gehe heute mit meiner Frau ins Kino.
    Ihnen ist klar, Forscher 101, dass ich von Ihnen sehr widersprüchliche Botschaften erhalte, oder?
    Ich weiß. Es tut mir leid. Aber genau deshalb gehe ich mit meiner Frau ins Kino. Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich habe Ihre Antworten aus der Studie noch einmal gelesen, und ich bin überzeugt davon, dass in Ihrer Ehe noch ein Funken vorhanden ist. Wäre das anders, könnten Sie nicht so über Ihre Kennenlernphase schreiben, wie Sie es getan haben. Zwischen ihm und Ihnen ist es noch nicht vorbei. Genauso wenig wie zwischen meiner Ehefrau und mir. Ich gebe mir noch einmal einen Ruck. Ich glaube, Sie sollten dasselbe bei Ihrem Ehemann tun.
    Und wenn es zwischen Ihnen und Ihrer Frau nicht funktioniert?
    Dann treffen wir uns in genau sechs Monaten im Tea & Circumstances.
    Ich möchte Sie etwas fragen.
    Alles, was Sie wollen.
    Wenn unser Treffen stattgefunden hätte? Wenn Sie an besagtem Abend aufgetaucht wären? Was wäre Ihrer Meinung nach passiert?
    Ich glaube, Sie wären enttäuscht gewesen.
    Warum? Was verbergen Sie vor mir? Haben Sie Schuppen? Wiegen Sie dreihundert Kilo? Müssen Sie sich schon die Haare über die Glatze kämmen?
    Sagen wir mal, ich hätte kaum Ihren Erwartungen entsprochen.
    Sind Sie sich da ganz sicher?
    Die Verabredung war voreilig. Es wäre ein Desaster gewesen. Davon bin ich überzeugt.
    Und wieso?
    Wir hätten beide alles verloren.
    Und jetzt?
    Verlieren wir beide nur eine Sache.
    Und die wäre?
    Die Fantasie.
    Welchen Film sehen Sie sich an?
    Den neuen Film mit Daniel Craig. Meiner Frau gefällt Daniel Craig.
    Meinem Mann auch. Vielleicht sollten sich Ihre Frau und mein Mann zusammentun.

Kapitel 86
    Ich finde William in der Garage