Die Ehre der Königin
andere der Ehrenwerte Reginald Houseman.
»Captain Harrington, darf ich Ihnen Commander Brentworth vorstellen«, sagte Langtry. »Mr. Houseman kennen Sie ja bereits.«
Honor nickte Houseman zu und reichte dem Commander die Hand. Ich kann ihn gleich jetzt auf die Probe , dachte sie dabei und spürte gelinde Überraschung, als der Offizier ihre Hand ergriff, ohne zu zögern. Aus seinem Gesicht war Unbehagen zu lesen, doch ausnahmsweise schien es sich nicht auf sie zu beziehen. Jedenfalls nicht direkt , dachte sie.
»Commander Brentworth wird Ihr Verbindungsoffizier zur Grayson Navy sein«, fuhr Langtry fort und betonte den Satz eigenartig.
»Willkommen an Bord, Commander.«
Brentworth nickte zur Antwort, doch sein Unbehagen verstärkte sich anscheinend.
»Ich hoffte, Ihr Befehlshaber wäre bereits hier«, sagte Honor, »weil ich nicht glaube, daß wir sehr viel erreichen werden, bevor ich mit ihm spreche und wir unsere Planung aufeinander abstimmen.«
Brentworth setzte zu einer Erwiderung an, Langtry aber schnitt ihm mit einer eigenartig mitfühlenden Geste das Wort ab.
»Ich fürchte, Admiral Garret wird nicht kommen, Captain«, antwortete der Botschafter an Brentworth’ Stelle ohne Betonung. »Er ist der Meinung, daß er in Command Central gebraucht wird, um die Lage zu beobachten. Er hat Commander Brentworth Anweisungen für Sie im Rahmen seines gegenwärtigen Einsatzplans mitgegeben.«
Honor starrte ihn an, dann richtete sie den Blick auf Brentworth. Das Gesicht des Graysons nahm die Farbe von roter Bete an, und nun erkannte sie sein ›Unbehagen‹ als das, was es wirklich war: Scham.
»Ich fürchte, das ist inakzeptabel, Sir Anthony.« Die Härte in ihrer Stimme überraschte sie selbst. »Admiral Garret mag ein guter Offizier sein, aber er kann keinesfalls vollständige Informationen über die Fähigkeiten meiner Schiffe besitzen. Aus diesem Grund kann er nicht in der Lage sein, sie so vorteilhaft wie möglich einzusetzen.« Sie sah Brentworth ins Gesicht. »Mit allem schuldigen Respekt, Commander, meine Beurteilung der Lage lautet, daß Ihre Navy nicht die nötige Kampfkraft besitzt, um der Bedrohung Herr zu werden.«
»Captain, ich …«, begann Brentworth und verstummte wieder. Sein Gesicht lief noch röter an als zuvor, und Honor erbarmte sich seiner.
»Ich begreife die Lage, in der Sie sich befinden, Commander«, sagte sie in ruhigerem Ton. »Bitte betrachten Sie meine Worte nicht als Kritik an Ihrer Person.«
Die Demütigung, die der graysonitische Offizier verspürte, wuchs durch ihren verständnisvollen Ton offenbar noch, doch andererseits sprach nun auch Dankbarkeit aus seinem Blick.
»Nun gut, Sir Anthony«, sagte Honor und wandte sich erneut dem Botschafter zu. »Dann werden wir Admiral Garrets Meinung wohl ändern müssen. Ich brauche Zugang zu allen Daten und Informationen und volle Kooperation, um diesen Planeten verteidigen zu können, und …«
»Einen Augenblick bitte, Captain!« unterbrach Houseman sie mit angespannter, fast schriller Stimme, völlig entfernt von der polierten Artikulation, an deren eingebildete Überheblichkeit Honor sich noch so gut erinnerte. Er lehnte sich über den Tisch zu ihr vor.
»Ich bezweifle, daß Sie die Lage erfassen, Captain Harrington. Ihre erste Verantwortung gilt dem Königreich von Manticore, nicht diesem Planeten, und als Repräsentant Ihrer Majestät ist es meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, daß der Schutz ihrer Untertanen vor allen anderen Erwägungen den ersten Platz einzunehmen hat.«
»Ich beabsichtige, den Untertanen Ihrer Majestät vollen Schutz zukommen zu lassen, Mr. Houseman.« Honor wußte, daß ihre persönliche Abneigung gegen den Mann sich in ihrer Stimme verriet, doch sie konnte nichts daran ändern. »Der beste Weg, dies zu tun, besteht darin, den gesamten Planeten zu schützen, nicht nur den Teil davon, auf dem zufälligerweise Manticoraner stehen!«
»Diesen Ton verbitte ich mir, Captain! Nach Admiral Courvosiers Tod leite ich die Delegation. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich daran erinnerten und die Anweisungen befolgten, die ich Ihnen erteile.«
»Ich verstehe.« Honors Augen wurden hart. »Und wie lauten diese ›Anweisungen‹, Mr. Houseman?«
»Nun, evakuieren selbstverständlich!« Houseman sah sie an, als wäre sie eine der weniger gescheiten Studentinnen an der Mannheim University. »Ich verlange, daß Sie sich auf der Stelle an die Planung einer geordneten und rasch durchführbaren Evakuierung begeben,
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