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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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haben wir sie mit Sicherheit ebensooft ›beleidigt‹ wie sie uns.«
    Jared starrte ihn fassungslos an, und Benjamin seufzte innerlich auf. Sein Vetter war ein begabter Manager, doch von der Richtigkeit seiner Glaubensgrundsätze dermaßen überzeugt, daß der Gedanke, jemand anderes könnte seine Einstellung oder Verhaltensweisen als beleidigend empfinden, vollkommen irrelevant wurde. Wenn sie es nicht mochten, wie er sie behandelte, dann sollten sie sich doch von seinem Planeten fernhalten! Wenn sie darauf bestanden, seine Welt durch ihre Gegenwart zu kontaminieren, dann würde er sie genauso behandeln, wie Gott es ihm vorschrieb, und wenn sie sich dadurch beleidigt fühlten, so war dies ihr Problem.
    »Wenn Sie mir vergeben, Protector«, sagte eine sonore Stimme, »ich glaube eigentlich, daß die Frage, ob sie bemerken, daß sie uns beleidigen, wesentlich weniger wichtig ist als die beiden anderen Fragen, die Sie uns gestellt haben.« Reverend Julius Hanks, das geistige Oberhaupt der Kirche der Entketteten Menschheit, erhob seine Stimme in den Ratssitzungen nur selten, doch nun warf er Prestwick einen in der Tat sehr bösen Blick zu. »Glauben Sie, die Manticoraner könnten sich wirklich zurückziehen und uns Masadas Gnade überantworten, Herr Kanzler?«
    »Ich weiß es nicht, Reverend«, antwortete Prestwick offen. »Wenn Admiral Courvosier noch lebte, würde ich sagen: nein. So, wie es ist …« Er zuckte die Schultern. »Nun kontrolliert diese Harrington sämtliche manticoranischen Kräfte in diesem Sonnensystem, und das bedeutet, daß ihre Politik die diplomatische Position diktiert. Ich bezweifle, daß Botschafter Langtry eine Entscheidung zum Rückzug unterstützen würde, aber ich weiß nicht, ob es ihm gelingen würde, sie zu verhindern. Und …« – einen Moment lang zögerte er und warf Clinkscales und Jared Mayhew Blicke zu –, »ich muß sagen, daß die Erfahrungen, die Captain Harrington und Frauen aus ihren Besatzungen auf Grayson gemacht haben, sie sehr wohl dazu bewegen könnten, sich zurückzuziehen.«
    »Klar fühlt sie sich dazu bewegt!« rief Clinkscales und schnaubte verächtlich. »Was erwarten Sie anderes, wenn Sie Frauen in Uniformen stecken? Verdammt noch mal, Frauen besitzen weder die Selbstkontrolle noch die Stabilität, um eine Kommandofunktion auszuüben! Als sie bei uns war, wurden also ihre Gefühle verletzt, oder was? Nun, das erklärt ja wenigstens, warum sie nun die Peitsche über uns knallen läßt! Das ist ihre Rache , verdammt noch mal!«
    Prestwick verschluckte eine heftige Entgegnung und preßte die Lippen zusammen; der Protector verbarg erneut ein Aufseufzen – nein, tatsächlich eher ein Aufstöhnen. Der alte Clinkscales hatte schon drei Generationen von Mayhews gedient, und nicht nur als Sicherheitsminister. Er war der Kommandant über die Palastgarde des Protectors, die Leibwächter, die Benjamin und seine Familie in jeder Stunde ihres Lebens schützten.
    Außerdem war er ein lebendiges Fossil. Der alte Mann war ein inoffizieller ›Onkel‹ des Protectors – ein reizbarer, streitlustiger, ihn oft zur Verzweiflung bringender Onkel, aber doch ein Onkel –, und Benjamin wußte, daß er seine eigenen Frauen mit großer Zartheit behandelte. Doch sosehr Benjamin den alten Mann auch liebte, er wußte doch, daß Clinkscales seine Gattinnen nur deswegen so behandelte, weil es seine Frauen waren. Er kannte sie, isoliert vom allgemeinen Konzept ›Weib‹ oder ›Frau‹ als Menschen, aber er würde nicht im Traum daran denken, sie je gleichgestellt zu behandeln. Die Vorstellung, daß eine Frau – irgendeine Frau – Gleichwertigkeit mit einem Mann geltend machte – mit irgendeinem Mann –, war ihm nicht nur absolut fremd, sondern vollkommen unverständlich. Die Personifizierung dieser Vorstellung, Captain Honor Harrington, nahm er als fundamentale Bedrohung seiner Lebensweise wahr.
    »Also gut, Howard«, sagte Benjamin schließlich, »angenommen, du hast recht – daß sie ihre Schiffe aus unserem System allein deswegen abzieht, weil sie eine Frau ist und Rache will. So unangenehm es uns allen auch erscheinen mag, ihrem Ultimatum nachzugeben, macht es dann eben ihre Unbeständigkeit für uns nicht noch zwingender, die Forderung mit klarem Kopf zu überdenken?«
    Clinkscales funkelte ihn an. Der alte Mann war, trotz seines eingefleischten Konservativismus, kein Narr: Der Versuch des Protectors, sein eigenes Argument gegen ihn zu kehren, war mal wieder von der Sorte, wie

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