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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sie dieser überschlaue Jungspund betrieb, seit er Jahre zuvor von dieser schicken Universität zurückgekehrt war. Clinkscales errötete, doch er biß die Zähne zusammen und weigerte sich, sich zur offensichtlichen Schlußfolgerung leiten zu lassen.
    »Nun gut«, sagte Councilman Tompkins. »Wenn wirklich die Möglichkeit besteht, daß diese Frau uns im Stich läßt: Haben wir denn eine Chance, auf uns allein gestellt die Wahren Gläubigen zurückzuschlagen?«
    »Selbstverständlich!« fauchte Jared Mayhew. »Meine Arbeiter produzieren Waffen, meine Werften bauen jeden Frachter, den wir haben, in Raketenträger um. Wir brauchen keine Fremdweltler , um uns gegen Abschaum wie die Masadaner zu verteidigen – nur Gott und uns!«
    Niemand erwiderte ein Wort, und selbst Clinkscales sah voll Unbehagen zur Seite. Jareds feuriger Haß auf – und Verachtung für – Masada war stets öffentlich gewesen; doch mit Rhetorik allein ließ Graysons Nacktheit sich nicht mehr verbergen. Denn obwohl jeder wußte, daß Jareds schrille Beteuerungen Unsinn waren, besaß doch niemand den Willen – oder die Courage –, ihm zu widersprechen, und so kam es, daß Benjamin Mayhew mit einem Gefühl aufkommender Verzweiflung von einem Ratsmitglied zum anderen sah.
    Phillips und Adams hatten sich dem Vertrag mit Manticore von Anfang an widersetzt, wie auch Jared und Clinkscales. Phillips schien unter Courvosiers Einfluß von seiner Position ein wenig abzurücken, nachdem Harrington einmal aus der Geschichte verschwunden war. Die meisten übrigen Ratsherren hatten Prestwick, Tompkins und den anderen, die eine Allianz für die einzige Überlebenschance Graysons hielten, vorsichtig zugestimmt. Doch damals hatte man die Wahrscheinlichkeit eines masadanischen Angriffs noch als gering eingestuft. Das Unwahrscheinliche war nun zur Tatsache geworden, und die Vernichtung der eigenen Flotte hatte zu viele Ratsherren mit Furcht erfüllt. Das Wissen, daß die Masadaner – auf welche Weise auch immer – militärische State-of-the-Art-Technik erhalten hatten, machte die Panik vollkommen, und panikerfüllte Männer dachten mit dem Bauch, nicht mit dem Gehirn.
    Ungeachtet der Situation würde die Mehrheit, wenn Prestwick in diesem Moment um Abstimmung gebeten hätte, ohne Zweifel gegen Captain Harringtons Verlangen gestimmt haben. Als diese Gewißheit Benjamin Mayhew klar wurde, sank ihm das Herz. Da erhob sich unerwartet eine Stimme zur Unterstützung der Vernunft.
    »Vergeben Sie mir, Bruder Jared«, sagte Reverend Hanks höflich. »Sie wissen, mit welchen Augen ich das bevorstehende Bündnis mit Manticore betrachte. Die Kirche hat durch Masadas Beispiel gelernt, sich nicht absichtlich in die Politik einzumischen, dennoch hegte ich wie viele Gläubige Zweifel an der Weisheit einer solch engen Beziehung zu einer Macht, deren Wertegrundlagen sich so radikal von unseren eigenen unterscheiden. Doch zu dieser Zeit waren wir militärisch annähernd gleich stark wie Masada.«
    Jared suchte mit einer Miene, in der die Anklage des Verrats stand, den Blick des Reverends, doch Hanks fuhr unbeirrt fort.
    »Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß Sie und Ihre Arbeiter mutig kämpfen, daß Sie alle für Ihr Volk und den Glauben willig sterben würden, aber Sie würden sterben. Wie auch unsere Frauen und Kinder. Masada hat schon immer verkündet, daß es willens wäre, alles Leben auf Grayson zu vernichten, wenn sich anders unser ›Apostat‹ nicht von dieser Welt tilgen ließe. Ich fürchte, wir haben keine andere Möglichkeit, als anzunehmen, daß die Masadaner meinen, was sie sagen, und wenn das so ist, Bruder Jared, dann bleiben uns nur drei Möglichkeiten: uns der Unterstützung durch die Schiffe dieser fremdweltlichen Frau auf jede nötige Weise zu versichern, alles preiszugeben, was wir hochhalten, oder zu sterben.«
    Stille senkte sich über den Ratssaal, nachdem der spirituelle Führer Graysons sich schroff hinter die Entscheidung gestellt hatte. Viele Ratsherren wirkten schockierter über Reverend Hanks’ Worte, als sie ausgesehen hatten, als die Nachricht von der Vernichtung der Flotte sie erreichte. Benjamin Mayhews Puls pochte heftig, und er konnte fast spüren, wie er plötzlich wieder festen Boden unter die Füße bekam.
    Über ein Jahrhundert lang hatte der Rat an der Autorität des Protectors gekratzt und mit immer neuen Restriktionen den einen Protector mehr als den vorhergehenden eingeschränkt. Benjamin selbst war nur noch wenig mehr als eine

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